Knapp zwei Wochen nach ihrem Tod wurde Wolf auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte beerdigt. „Wohl nie hat so viel Liebe eine Tote zum Grab geleitet“, sagte der Dramatiker Volker Braun an die Trauergemeinde gewandt. Christa Wolf, eine der bedeutendsten deutschsprachigen Autorinnen der Nachkriegszeit, war am 1. Dezember im Alter von 82 Jahren gestorben.Unter den Trauergästen waren auch Literaturnobelpreisträger Günter Grass, Schauspielerin Corinna Harfouch, Schriftsteller Christoph Hein, Linke-Politiker Gregor Gysi, DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer und Musiker Andrej Hermlin. Vor den Kondolenzbüchern bildeten sich im strömenden Regen lange Schlangen. Die Ansprachen der Trauerredner wurden per Lautsprecher auf den Platz vor der Friedhofskapelle übertragen. Am Grab legten die mit Witwer Gerhard Wolf trauernden Menschen rote und weiße Rosen und Nelken nieder.Braun bezeichnete Wolf als „die Hoffnungsvolle, die Zweifelnde“. Sie habe ein liebevolles, tätiges, reiches Leben geführt. „Sie ließ sich nicht einschränken“, sagte Braun. „Sie ging bis an die Grenze, an der man sich selbst als Fremder entgegenkommt.“Zu Wolfs bedeutendsten Werken zählen „Der geteilte Himmel“, „Nachdenken über Christa T.“, „Kindheitsmuster“, „Kein Ort. Nirgends“ und „Kassandra“. Sie war Chronistin der DDR und der deutschen Teilung und hatte Leser in Ost wie West. Ihr Grab liegt in der Nähe der Ruhestätten des Schriftstellers Stephan Hermlin, des Journalisten Günter Gaus und des Literaturwissenschaftlers Hans Mayer.„Nach dem Umbruch blieb sie voll Neugier, ihre Spottlust ungestillt“, sagte Braun. Wolfs Roman-Gestalten Kassandra und Medea „umzingeln sie wie Schwestern“, sagte der Dramatiker. Wolfs Enkelin Jana Simon meinte in Erinnerung an ihre Großmutter: „Du hast immer etwas gewollt und das möglichst mit vielen gemeinsam.“ Sie habe ihre Großeltern stets um die Existenzialität ihrer Gefechte beneidet, sagte die Enkelin.