<b>Von Ferruccio Delle Cave</b><BR /><BR />Sein letztes, und zum 80ten im Raetia-Verlag erschienene Buch „Flucht zurück“ war eine „Auswandererkindheit“ und zugleich ein literarisches Vermächtnis: Darin schildert der Icherzähler mehrere Zeitenwenden ins einem Leben, vor allem aber das Schicksal eines Optanten Kindes, der einen langen und dornigen Weg zurück in die Heimat beschreitet, in eine Heimat, die nun zu einer neuen Heimat geworden ist. <BR /><BR />Die Option stellte die deutschsprachigen Südtiroler 1939 vor die Wahl, ins Deutsche Reich auszuwandern oder in der Heimat zu bleiben und sich der geplanten Italianisierung durch das faschistische Regime auszusetzten. Josefs Vater entschied sich für die Auswanderung. In den Erinnerungen des damals Fünfjährigen tauchen verschiedene Bilder auf: die neue Heimat in Oberösterreich, die fremd blieb, die Abwesenheit des Vaters, der an die Front musste, das Schmiere Stehen, während die Mutter Feindsender hörte: Erinnerung lebt in Bildern, zwischen breiten Grauzonen, sodass ich mich von Bild zu Bild hangeln muss. Gesichter verschwimmen, Nebensachen drängen sich überscharf ins Blickfeld, notiert er in seiner Autobiografie.<h3> Familienname von den Adoptiveltern</h3> Getauft wurde Josef Feichtinger am 5.1.1938 eigentlich auf den Namen Josef Weger: Der Familienname Feichtinger wurde ihm dann von seinen Laatscher Adoptiveltern auf den Lebensweg gegeben. Im Jahre 1940 übersiedelte die Familie Feichtinger im Zuge nach Oberösterreich, von wo er 1951 wieder nach Südtirol zurückkehrte. 1956 begann er an der Universität Wien das Studium der Theaterwissenschaften, Geschichte und Germanistik, das mit der Promotion über italienische Theatergeschichte im Jahre 1965 endete. Dann begann seine Lehrerkarriere, die ihn von der Mittelschule Mals bis zum Professor für Deutsch und Latein ans Realgymnasium Schlanders brachte, wo er denn auch 1999 pensioniert wurde.<BR /><BR /> Nach seiner Rückkehr wurde Josef Feichtinger zu dem, was er bis heute war, der gefeierte Theaterschriftsteller, Essayist und der unvergessliche Pädagoge und Vermittler von Literatur. Mit seinen ca. 20 Stücken gehört er immer noch zu den meistgespielten Südtiroler Theaterautoren in Süd- und Nordtirol. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1097235_image" /></div> <BR /><BR />Mit analytisch-scharfem Blick und mit seiner und für alle, die hin gekannt haben, erlebten Heiterkeit und ironisch gefärbter Sprache kämpfte er nicht nur in seinen Stücken gegen provinzielle Engstirnigkeit und gegen historisch bedingten Pathos. Feichtingers Theaterstücke erschienen im Österreichischen Bühnenverlag, bei Tappeiner, dem Haymon Verlag und der Verlagsanstalt Athesia. <BR /><BR />Von der Struktur und dem Personal der Stücke her würde man auf den ersten Blick von historischem Volkstheater sprechen, aber Josef Feichtinger beherrscht wie kaum ein zweiter seit den 1980er Jahren die Form der Satire, der Kurt Tucholskys Wort vom gekränkten Idealist ist, der die Welt gut haben will und nun gegen das Schlechte anrennt wörtlich genommen hat. Zu seinen Satiren zählen etwa die Posse „Der Saubohnenprozeß“ von 1990 oder „Saligtyrol. Eine Haupt- und Staatsaktion“ von 2005, aber auch die Essaysammlung „Sadistik und Satire“ von 2003. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1097238_image" /></div> <BR /><BR />Zu jenen Stücken, die Tiroler Theatergeschichte geschrieben haben, gehören das Volksstück in drei Akten „Grummetzeit“ (1982) und die „Szenen aus dem Südtiroler Exil, „Sankt Valentin“ (1989) bis zu seinem letzten Stück „Hauptmann Spadone marschiert“. Szenen aus dem ersten Weltkrieg von 2016.<BR /><BR />Josef Feichtinger hat sich seinen unverwüstlichen Humor und seine Grundskepsis etwa gegenüber Politik und Religion bis zuletzt behalten. Er wird uns fehlen, mit seinen überaus fundierten und klug-witzigen Gedanken, die immer auch schon wie literarisch ausgefeilte Aphorismen in der Rede Bestand hatten. <BR /><BR />Die Beerdigung findet am Samstag um 13.30 Uhr in Vetzan statt.<BR /><BR />***<BR /><BR />Josef Feichtinger erhielt für sein Schaffen mehrere Preise,