Und so hatten die Kuratoren der Ausstellung „Mary’s Dream – Portrait of a Lady“ Rosanna Pruccoli und Siegfried de Rachewiltz, zum Fest der 100 Jahre von Mary de Rachewiltz die Idee, dieser großartigen Frau, Dichterin, Übersetzerin, aber auch frühen Kämpferin um eine nachhaltige Landwirtschaft und Mutter eine Schau in Palais Mamming in Meran zu widmen. <b>von Feruccio Delle Cave</b><BR /><BR /><b>Die Dichterin und Übersetzerin</b><BR /><BR />Aus der Idee wurde eine facettenreiche Ausstellung, die nicht nur den Lebensweg von der Kindheit in Gais, über die Stationen Venedig, Rapallo und Dorf Tirol in Bild und Text nacherzählt, sondern auch der Dichterin und Übersetzerin jene Stellung zuweist, die sie stets im Schatten ihres berühmten Vaters eingenommen hat. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187775_image" /></div> <BR />Die Ausstellung im Palais Mamming, die in über zehn Sektionen Leben und Werk Mary de Rachewiltz' in Bild und Text nachzuzeichnen versucht, ist weder textlastig und bildlastig, findet ein gutes Maß zwischen einer wunderbar eingepassten Grafik und einer reichen Auswahl von aufgezogenen Textausschnitten aus ihren poetischen und essayistischen Arbeiten, die in den Vitrinen von den ausgelegten Manuskripten und Büchern begleitet sind. <BR /><BR /><i>A poet is what the poet is in the eyes oft he beholder</i> ist einer der Sätze, die in Marys de Rachewiltz' poetischer Produktion als Statement ganz vorne steht und in der ihr gewidmeten Ausstellung „Mary’s Dream – Portrait of a Lady“ an einer der bedeutenden Stationen an der Wand unübersehbar ein ganzes Lebensprogramm ausmacht. <BR /><BR />Nichts ist dem Zufall überlassen in der Mary de Rachewiltz zugeeigneten Schau, in der zum ersten Mal auch die eigenen Studien um eine Biolandwirtschaft in Italien und Südtirol nachgewiesen sind. <BR /><BR /><b>Ihr Mann Boris de Rachewiltz</b><BR /><BR />Im biografischen Teil stehen eben Gais und das mittlere Pustertal ganz im Zentrum, wie es auch in ihrem Leben, das in der Autobiografie mit dem Titel „Discretions“ von 1971 – auf Deutsch „Diskretionen. Erinnerungen der Tochter Ezra Pounds“ (1993) – nachlesbar ist, der Fall war. Auch ihrem Gemahl, dem Ägyptologen und Orientalisten Boris de Rachewiltz ist erstmals größere Beachtung geschenkt, mit seinen wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten und schönen Fotos. <BR /><BR />Nicht zuletzt steht aber auch die Dichterin und Übersetzerin im Zentrum der Schau. Dass Mary de Rachewiltz ihre Gedichte auf Italienisch und Englisch schrieb, wissen nicht viele. Sie verfügte über mehrere „Muttersprachen“, nicht zuletzt auch über das Deutsche, das sie mit unüberhörbarem „Puschtrer“ Akzent spricht, aber dann eben das Englische, gleichsam die Vatersprache, das Italienische und Französische durch das Leben in Florenz und den Besuch eines dortigen Gymnasiums. <BR /><BR /><b>Vielsprachigkeit</b><BR /><BR />Diese Vielsprachigkeit prädestinierte sie zu ihrer späteren umfangreichen Übersetzungstätigkeit. Unter Anleitung ihres Vaters übersetzte sie ein Kapitel aus dem 7-bändigen Werk von Leo Frobenius „Erlebte Erdteile“ und Auszüge aus „Noh’ or Accomplishment“ von Ernest Fenellosa und Ezra Pound. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187778_image" /></div> <BR />Seit 1946 kümmert sie sich, neben ihrer Arbeit als Übersetzerin und Schriftstellerin, vor allem um die Erziehung ihrer Kinder Siegfried und Patrizia und um die Restaurierung der 1955 zusammen mit ihrem Mann erworbenen Brunnenburg oberhalb von Meran. Zudem ist Mary de Rachewiltz auch Kuratorin des „Ezra Pound Archive, Center for the Study of Ezra Pound and His Contemporaries“. <BR /><BR />Von ihren Gedichtbänden sind die wichtigsten in einer Vitrine zu sehen, darunter „Diapason“ (1965), „Di Rifles so“ (1966) und „For Theo Wrong Reason“ (2002). Mary de Rachewiltz feiert am 9. Juli ihren 100. Geburtstag. Das schöne „Portrait oft a Lady“ im Palais Mamming ist dazu die bestmögliche Würdigung! <BR /><BR /><b>Zur Person</b><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187781_image" /></div> <BR /><BR />Sie ist nicht nur die treueste Hüterin des literarischen Erbes eines der größten Dichter des 20. Jahrhunderts, Ezra Pound, sondern selbst Dichterin und Übersetzerin. Mary de Rachewiltz (Bild, Foto: Karlheinz Sollbauer) wurde am 9. Juli 1925 als einziges Kind des Dichters Ezra Pound und der Geigerin Olga Rudge in Brixen geboren. Sie wurde in Gais als Pflegekind aufgezogen. <BR /><BR />Dort verbrachte Mary als Sama-Moidele eine naturverbundene und glückliche Kindheit, teilte das karge Leben einer Kleinbauernfamilie und konnte Arbeit, Brauchtum, Sprache und Weltanschauung kennenlernen. In ihrer Jugend öffnete sich ihr auch die literarische und musikalische Welt ihrer Eltern in Venedig, Siena und an der ligurischen Küste; unter Anleitung ihres Vaters begann sie, zu schreiben und die Cantos zu übersetzen. <BR /><BR />Nach ihrer Hochzeit 1946 kam sie nach Südtirol – auf die Brunnenburg. Mary de Rachewiltz schreibt in englischer und italienischer Sprache, spricht Deutsch und Französisch und beherrscht nach wie vor den Pustertaler Dialekt ihrer Kindertage. <BR /><BR /><b>Bis 2.11.2025, Palais Mamming Museum</b>