Die erfolgreiche Autorenkarriere war dem Tiroler tatsächlich nicht in die Wiege gelegt: Er wurde als Sohn einer Kleinbäuerin und eines rumänischen Flüchtlings geboren und von einem Landarbeiterehepaar adoptiert und erzogen. Heute erzielt er mit seinen Stücken und Drehbüchern regelmäßig große Breitenwirkung.Freier Schriftsteller seit 1977In Achenkirch geboren, arbeitete Mitterer nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt über zehn Jahre lang beim Innsbrucker Zollamt. Nach ersten Veröffentlichungen von Texten in Rundfunk und in Zeitschriften, entschloss er sich 1977, freier Schriftsteller zu werden. In diesem Jahr hatte er mit dem Kinderbuch „Die Superhenne Hanna“ und der Uraufführung seines Stücks „Kein Platz für Idioten“ an der Tiroler Volksbühne Blaas seine ersten großen Erfolge. Mitterer selbst spielte rund 200 mal die Hauptrolle in „Kein Platz für Idioten“, danach konzentrierte er sich mit wenigen Ausnahmen auf das Schreiben. 1979 brillierte er in einem TV-Film in der Rolle des Malers Egon Schiele. Erst im Sommer 2012 gab er in Kafkas „Bericht für eine Akademie“ in Telfs sein Bühnen-Comeback und ist seit 30. Jänner mit dieser Produktion auch in Wien zu sehen. Es sei seine letzte Rolle, versichert Mitterer: „Ich muss schreiben!“Der Drang zum SchreibenSchreiben ist für Mitterer eng mit Emanzipations- und Aufklärungsanspruch verbunden. Am Theater war ihm die Arbeit mit Laien- und Volksschauspielgruppen immer besonders wichtig, den Tiroler Volksschauspielen Telfs ist er seit Anfang verbunden. Während in seinen Theaterstücken nicht selten ein historischer Ansatz im Zentrum steht, geht es ihm im Fernsehen um Abbilder der Realität, die zu hinterfragen er ein größeres Publikum anstiften möchte. Dichterischer Hochmut ist ihm fremd. „Ich habe vor allem versucht, einfach brauchbare Stücke für bestimmte Themen zu schreiben. Das ist mir gelungen – in einem Übermaß.“ Sein Ansatz, mit seiner Arbeit auf das Leben der Menschen zurückzuwirken, ist für ihn aufgegangen: „Darüber bin ich sehr glücklich.“TV-Mehrteiler sorgen für hefteige DiskussionenSkandale sind nicht angestrebt – aber als Mittel der Aufmerksamkeit durchaus willkommen. „Ich hatte das Glück, dass mir das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal passiert ist“, schmunzelt Mitterer. Mit dem TV-Mehrteiler „Die Piefke-Saga“ (1989-92), in der er die Auswirkungen des Massentourismus auf seine Heimat Tirol satirisch darstellte, sorgte er ebenso für heftige Diskussionen wie mit der vierteiligen Südtiroler Familiensaga „Verkaufte Heimat“ (1989-94). „Die Serie wird heute in Südtirol sowohl in den deutsch- wie in den italienischsprachigen Schulen im Unterricht eingesetzt. Vor 15 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Das finde ich wunderbar.“TheaterpassionSeine meist diskutierten Stücken waren „Stigma“ (1982), „Sibirien“ (1989) und „Die Beichte“ (2004). Zu seinen weiteren Theaterarbeiten (deren Buchausgaben im Haymon Verlag erscheinen) zählen „Besuchszeit“ (1985), „Die wilde Frau“ (1986), „Die Kinder des Teufels“ (1989), „In der Löwengrube“ (1998), „Der Patriot“ (2008) „1809 – Mein bestes Jahr“ (2009) und „Du bleibst bei mir“ (2011). Schon in den nächsten Monaten kommen weitere Uraufführungen hinzu: Ab 26. Mai spielen die Erler Passionsspiele zu ihrem 400-Jahr-Jubiläum eine von Felix Mitterer verfasste Neubearbeitung der Passionsgeschichte, für die der Autor jeden Antisemitismus eliminiert, die Frauenfiguren deutlich aufgewertet und den Verräter Judas zu einer innerlich zerrissenen Hauptfigur gemacht hat, der mehr Verständnis entgegen gebracht werden soll.Am 20. Juni feiert sein Stück „Jägerstätter“ Uraufführung in der Josefstadt, ehe es unmittelbar darauf in Stadt Haag gespielt wird: „Das wird sicher spannend.“ Und dann konnte Mitterer auch nicht widerstehen, für den Roseggerbund Krieglach zum 170. Geburtstag von Peter Rosegger („Eine Art Bruder im Geiste, nur 100 Jahre früher“) dessen Waldbauerngeschichte „Jakob der Letzte“ für die Bühne zu bearbeiten: „Wir spielen in Alpl im Freien direkt vor dem Geburtshaus“, begeistert sich Mitterer. Premiere ist am 28. Juli.Ausflug in die MusikMit „Wolkenstein“ (2004, Musik: Wilfried Hiller) und „Die “Weberischen„ (2006, mit Musik der Tiger Lillies) machte Mitterer, der mit der Malerin Chryseldis Hofer-Mitterer eine Tochter hat, auch Ausflüge ins Musiktheater. Anfang 2014 sollen sie mit “Der Flaschengeist„ nach Robert Louis Stevenson (Musik: Wilfried Hiller) bei Josef Köpplinger am Stadttheater am Gärtnerplatz in München fortgesetzt werden.Drehbuchautor - Verfasser zahlloser Tatort-KrimisMitterer zählt auch zu den meist beschäftigten Drehbuchschreibern des deutschsprachigen Fernsehens. Neben “Die Piefke-Saga„ und “Verkaufte Heimat„ schrieb er u.a. den Neunteiler “Die fünfte Jahreszeit„ (1980-81), die Fernsehfilme “Andreas Hofer„ (2002) und “Die Heilerin„ (2004) sowie zahllose “Tatort„-Krimis. Dass Mitterer sich bald an den nächsten “Tatort„ und endlich an “Die Russen-Saga„, eine Fortsetzung der “Piefke Saga„, die mit demselben Team realisiert werden soll (“Die Schauspieler denken schon, ich pflanze sie.„), setzen möchte, hat auch pekuniäre Gründe: Als Felix Mitterer 2010 nach 15 Jahren in Irland wieder zurück nach Österreich kam, kaufte er sich im Weinviertel ein 500 Jahre altes Haus. Der Aufwand für Trockenlegung und Renovierung des alten Gemäuers wurde total unterschätzt. Mittlerweile ist das Haus zwar bewohnbar, ein Ende der Bauarbeiten jedoch noch lange nicht abzusehen. “Es geht darum, dass irgendwas von mir zurückbleiben soll, wenn ich einmal tot bin„, sagt Mitterer. Mit dem Klima und der Einsamkeit seines Refugiums an der Grenze zum Waldviertel hat er dagegen keine Probleme: "Ich brauche das. Sonnenschein, der mich von der Arbeit abhält, kann ich nicht brauchen.„