<b>Sohn Helmuth erzählt in einem Gespräch aus dem Leben seines Vaters zwischen Gastwirtschaft, Metzgerei und Volkskunde.<BR /><BR />Herr Fink, viele Brixner erinnern sich an den Volkskundler und Schriftsteller Hans Fink. Doch was war Ihr Vater für ein Mensch?</b><BR />Helmuth Fink (im Bild unten): Mein Vater war gesellig, bescheiden und arbeitsmäßig sehr kleinlich, was ihm wohl zum Erfolg seiner Studien der Volkskunde geführt hat. Für die Volkskunde ist viel Kleinarbeit notwendig.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="885410_image" /></div> <BR /><BR /><b><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /> Ihr Vater hat jung die Metzgerei und das Gasthaus übernehmen müssen. Wie kam er zur Volkskunde?</b><BR />Fink: Mein Vater hat das große Glück gehabt, mit Frieda Pörnbacher eine fleißige und arbeitsame Frau aus dem Pustertal gefunden zu haben. Sie hat den Betrieb geführt und meinem Vater die Freiheit gelassen. Mein Vater war nämlich in den 1950er-Jahren schwer an einer Lungen- und Rippenfellentzündung erkrankt. Als Metzger hatte er oft im Kalten gearbeitet und dabei geschwitzt. Dabei hatte er sich vermutlich die Entzündung zugezogen. Mein Vater war ein Jahr nicht arbeitsfähig. Er sagte immer, es gehe ihm zu schlecht, um aufzustehen, aber zu gut, um liegen zu bleiben. Also begann er, sich in dieser Zeit der Volkskunde zu widmen. Wir Kinder – ich habe noch 2 Brüder und eine Schwester – halfen im Alter ab 13, 14 Jahren der Mutter im Betrieb. Mein Vater widmete sich der Volkskunde.<BR /><BR /><b>Wie sah die Arbeit Ihres Vaters aus?</b><BR />Fink: Ich sehe ihn heute noch, wie er am Schreibtisch sitzt mit seinem Karteikasten mit alphabetisch geordneten Ablagen. Er sammelte Erzählungen, Sagen, Brauchtum, Mundartausdrücke und mehr. Dabei kam ihm zugute, dass er durch seine Metzgerarbeit viele Bauern kannte, die ihn besuchten oder zu denen er auf den Hof fuhr. Das dauerte dann oft einen ganzen Nachmittag.<BR /><BR /><b>Wie verlief so ein Nachmittag?</b><BR />Fink: Mein Vater ging zu den Bauern, um dort ein Schlachtvieh zu kaufen: ein Schaf, ein Rind, Kalb oder einen Ochsen, die es damals noch viel gab. Ich war oft dabei. Zuerst wurde in der Stube Platz genommen. Es gab Speck und ein Glas Wein – für mich als Bub Wasser. Dann wurde über den Preis für das Schlachtvieh verhandelt, über den man sich nicht einig wurde. Danach sprachen sie über Allfälliges wie über das heranreifende Korn, Probleme beim Handel, die Tiere im Stall. Die Frauen, vor allem die älteren am Hof, erzählten oft Sagen oder andere Sachen, die sie gehört hatten. Mein Vater hatte immer Zettel und Beistift dabei. Danach ging es in den Stall, um das Vieh zu begutachten, und der Handel wurde abgeschlossen. Mein Vater hatte auch einige Bezugs- oder Vertrauenspersonen.<BR /><BR /><b>Welche Aufgaben hatten diese Personen?</b><BR />Fink: Sie sammelten Sagen oder Ausdrücke für meinen Vater. So war er oft beim Gruber in Schnauders, beim Moser in Feldthurns, bei den Moarhöfen in Lüsen. Viele Bauern kehrten auch in unserer Gaststube ein, wo sie meinen Vater trafen, um ihm etwas zu erzählen. Er hielt vieles für die Nachwelt fest. Er war ein leutseliger Mensch. <BR /><b><BR />Was glauben Sie, ist von Ihrem Vater Hans Fink heut noch geblieben?</b><BR />Fink: Mein Vater hat sicherlich viel Volkskunde erhalten, die ansonsten in Vergessenheit geraten wäre. Als vor einiger Zeit in Brixen die Straßen neu benannt wurden, wollte ich vorschlagen, eine Straße nach ihm zu benennen. Als ich hörte, dass Frauen mehr Namensgeberinnen forderten, reichte ich meinen Vorschlag aber nicht ein und habe die Idee verworfen. Vielleicht wäre ja der 20. Todestag ein Anlass, nochmals darüber nachzudenken, dem Brixner Volkskundler Hans Fink eine Straße in Brixen zu widmen.