An manchen Kulturstammtischen muss man ja wahrlich verheimlichen, Fußballfan zu sein. Sport, explizit Fußball, ist Teil unserer Alltagskultur, und die Blicke auf das Geschehen um das runde Ding, das ins Eckige sollte, sind sehr unterschiedlich. In den nächsten Wochen werden wir hier Fußball mit Kultur zusammenbringen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="646853_image" /></div> <BR /><BR />Kurt hat sich vertippt. Kurt hat auf Brasilien gesetzt. Er wollte schon als Kind, dass jeder einen Ball hat. Das mit den vielen Kindern und nur einem Ball hat ihn entsetzt. Heute entsetzt ihn, dass es welche gibt, die über die Seitenspiegel ihrer Autos Socken in Nationenfarben ziehen. Das ist die „Wiederfindung der Nationen, die Pseudorenationalisierung in transnationalen Zeiten“. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="655676_image" /></div> <BR /><BR />Hätte doch nur jeder Brasilianer einen Ball gehabt, dann wär der Tipp von Kurt vielleicht aufgegangen. Die T-Shirts, die als Fußballer Leibchen angeboten werden, Messi 11, Hummels 5, Yepes 3, Neymar 10, Pirlo 21, Navas 1, Shaqiri 23, Ronaldo 7 findet er überteuert, aber die Kinder stehen auf sie und spielen im Namen der Stars in den Gassen. <BR /><BR /><BR />Kurt reimt während der Spiele. Kurt hält zu niemandem, er hat auch damals nicht zu Italien gehalten als die Azzurri die Spanier im Viertelfinale 2:1 besiegten. Er hat gedichtet. <BR /><BR /><BR />Kurt schaut gar nicht Fußball. Er vergleicht deutsche, schweizerische und italienische Kommentatoren am Live Ticker. Public Viewing verabscheut er wie dies Tschonnie Tschenett tut. Es gibt nicht das richtige Bier. Die Fußball EM ist wie ein „Pace dei sensi“. Krieg führen die Nationalteams, die Sportler beißen, was mit Manipulation nichts zu tun hat oder vielleicht doch. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="655679_image" /></div> <BR />Wir sind uns einig, dass der Fußball wichtig ist für die Jugend. Wenn sie nur mehr Bälle hätten. <Fett>Mohammed Soudani</Fett> aus dem Ticino erzählt uns, wie er in Algerien als Jugendlicher Fußball spielen begann und wie alle von Europa träumten. Er wurde entdeckt und nach Europa eingeladen. Dann wurde er Filmemacher. <BR /><BR /><BR /><BR />Kurt schaut lieber Fahrradrennen, obwohl er nicht Radeln kann. „E non se parla de calcio.“ Da bleibt kein Auge trocken, keine Sentimentalität und wenig Romantik – Fußball pur.<BR /><BR /><BR /><b>Vita</b><BR /><BR /><b>Kurt Lanthaler</b> wurde am 9. November 1960 in Bozen geboren.<BR />Seit 1986 arbeitet er als freier Autor und lebt in Berlin. Neben Romanen schreibt er Erzählungen, Theaterstücke, Drehbücher und Kurzgeschichten. Lanthaler ist Mitglied der deutschsprachigen Kriminalautorengruppe Syndikat, der Grazer Autorenversammlung und Gründungsmitglied der Südtiroler Autorenvereinigung. Des Weiteren war er Mitbegründer und Mitarbeiter an den zwei ersten Nummern der Kulturzeitschrift Distel. 1999 übersetzte er seinen ersten Roman aus dem Italienischen.<BR />Bekannt wurde er mit seinen Tschonnie-Tschenett-Krimis. Sie handeln von einem nichtsnutzigen LKW-Fahrer, welcher in der Welt herumgekommen ist und, ohne es zu wollen, immer wieder in skurrile Fälle verwickelt wird. Außerdem übersetzt Lanthaler im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannte italienische Romane. Des Weiteren arbeitete er beim Film als Beleuchter und ist Mitglied der Bethlehem Revival Band.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Literaturtipp:</b> Kurt Lanthaler: Grobes Foul Haymon tb, Innsbruck<BR />