Nach dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht damit heuer auch der Literaturnobelpreis an einen Autor aus China: Anders als sein Kollege Liao Yiwu, der am 14. Oktober in Frankfurt geehrt wird, lebt der 57-jährige neue Nobelpreisträger Mo Yan jedoch in seiner Heimat. Im Westen wurde der Bauernsohn aus der ostchinesischen Provinz Shandong, der sich in seinen Werken immer wieder mit dem harten Landleben auseinandersetzte, vor allem durch die Verfilmung seines Romans „Das rote Kornfeld“ durch Zhang Yimou bekannt, die 1988 mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde. Mo Yan ist übrigens ein Pseudonym und heißt „keine Sprache“ oder „der Sprachlose“. Sein wirklicher Name ist Guan Moye.Keine Probleme mit ZensurMo Yan wurde am 17. Februar 1955 in Gao Mi geboren. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann er als Soldat der Volksbefreiungsarmee, wo er später auch an der Kunsthochschule studierte und an der Literaturabteilung der Kulturakademie der Armee unterrichtete. „Das rote Kornfeld“, 1987 erschienen, wurde sein größter Erfolg. In seinen weiteren Werken entfernte er sich mit absurden Einsprengseln und raffinierten Konstruktionen immer weiter von einem simplen Realismus – auch als Taktik gegen die restriktiven Behörden, wie es heißt. Mit der Zensur habe er keine Schwierigkeiten, sagte Mo Yan einmal dem Magazin „Time“: „Es gibt in jedem Land gewisse Beschränkungen.“ Statt politische Literatur zu schaffen, sollte ein Schriftsteller „seine Gedanken tief vergraben und sie über die Charaktere vermitteln“.2009 war Mo Yan Mitglied der offiziellen Delegation des Ehrengastlandes China auf der Frankfurter Buchmesse. Dass er als solches sich am Auszug der Delegation von einem Literatursymposium, an dem auch Dissidenten teilnahmen, beteiligte, trug ihm heftige Vorwürfe ein. In einem Interview mit „China Newsweek“ meinte er dazu: „Sehr viele sagen jetzt über mich: Mo Yan ist ein Staatsschriftsteller. Daran stimmt, dass ich ebenso wie die Autoren Yu Hua und Su Tong ein Gehalt vom Künstlerforschungsinstitut des Kulturministeriums beziehe und darüber sozial- und krankenversichert bin. Das ist die Realität in China. (...) Ich kann verstehen, wenn Ausländer mich kritisieren. Wenn die Kritik aber von meinen chinesischen Landsleuten kommt, dann ist das unverschämt.“Mao Dun Preis für Buch über chinesische Ein-Kind-PolitikAuf Deutsch übersetzt wurden u.a. seine Bücher „Die Schnapsstadt“, „Die Sandelholzstrafe“, „Die Knoblauchrevolte“ und „Der Überdruss“. Diesen Roman stellte er 2009 auch in der Aula des Campus der Universität Wien vor. Mit seinem Roman „Frosch“ (in China ein traditionelles Symboltier für Geburten) griff er das aktuelle Thema der gesellschaftlichen Auswirkungen der chinesischen Ein-Kind-Politik auf und sorgte für Diskussionen. Thema ist das Schicksal einer Geburtenärztin auf dem Land, die in heftigen Gewissenskonflikt zwischen der strikten staatlichen Geburtenkontrolle und dem Wert jedes einzelnen Lebens geriet. Als Vorbild für die Figur soll Mo Yan seine Tante gedient haben, die selbst seit Anfang der 80er-Jahre bei Geburten als Ärztin tätig war. Für das Buch gewann er 2011 den Mao Dun Preis.930.000 Euro für Mo Yan Die Auszeichnung ist heuer mit acht Millionen Schwedischen Kronen (930.000 Euro) dotiert, zwei Millionen weniger als im Vorjahr. Zuletzt standen Haruki Murakami und Peter Nadas ganz oben auf der Favoriten-Liste der Buchmacher.Der Literaturnobelpreis 2011 war an den Schweden Tomas Tranströmer gegangen. Die Österreicherin Elfriede Jelinek hatte 2004 den Nobelpreis gewonnen.apa