Hier Teil I: „Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“ von Martina Hefter.<BR /><BR /><b>Von Ferruccio Delle Cave</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1082250_image" /></div> <?Uni SchriftStil="0" SchriftArt="QuadraatSans" SchriftGroesse="7pt" Vorschub="10,2pt" SchriftWeite="100ru" SatzArt="0"> <?TrVer> <?Uni Kapitaelchen="100ru"> <?_Uni> <?PH PHFormat="$($IptcQue$/)"_> <?PH PHFormat="$($IptcAN)"_> <?_Uni> <BR /><BR />„Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“ ist ein, über den Schutzumschlag von Martina Hefters neuestem Roman, sich ziehender und durchaus auffallender Titel, der an inhaltsleere und banale Verkaufstelefonate erinnert. Im Falle des neuesten Romans der Autorin indes handelt es sich bei „Hey guten Morgen“ um nichts Anderes als die literarische Auflösung eines Chats, in dem sich Juno – Isabella Flock Mitte fünfzig, wohnhaft in Leipzig und ihres Zeichens Tänzerin in der freien Szene – auf Fakeflirts einlässt, ohne auf sie aber hereinzufallen. Daraus hat die ehemalige Lyrikpreisträgerin Martina Hefter auf 224 Seiten literarisches Kapital geschlagen. Bevor man den Roman nach den ersten recht ernüchternden Seiten wieder ablegt, sollte man bedenken, dass auch Martina Hefter eine Performerin ist und so ihre Texte immer auch etwas Szenisches an sich haben: <BR /><BR /><BR /><i>Lauter rote Punkte mit Zahlen drin auf ihren Messenger<BR />Apps.<BR />WhatsApp (2)<BR />Telegram (4) <BR />Facebook Messenger (1)<BR />Gmail-Account (2)</i><BR /><BR /><BR />So beginnt das Kapitel „Sechs“. Ja, wir sind auch in der Literatur im virtuell-digitalen Kosmos angekommen. Allerdings bereitet uns Lesern diese Form von Textcodifizierung beim Lesen doch Probleme! Und so vertiefen wir uns in jene Kapitel, in denen so richtig erzählt wird, nüchtern zwar, aber immerhin erzählt. Man kann den Sätzen in „Hey guten Morgen“ ebenso nachgehen wie eben der Protagonistin, die mit einem Mann zusammenlebt, der an einer schweren Form von Multipler Sklerose erkrankt ist. Ein Mann, für den eine Fahrt mit dem ICE zu einer Hochleistungsübung wird, die er ohne seine Frau kaum bewerkstelligen könnte. Deshalb flüchtet sich die Hauptdarstellerin immer wieder in den Tanzsaal, um dort die Schwerelosigkeit zu erfahren. <BR /><BR /><BR />Juno und Jupiter heißen die beiden im Roman. Während Jupiter in seinem Pflegebett liegt, beginnt Juno im Nebenzimmer ein Doppelleben in ihren Love-Chats. Und da entsteht und entwickelt sich die eigentliche Story, der Dialogplot sozusagen. Diese Dialogstruktur ist vollkommen virtuell, das liest sich auch im Roman so. Deshalb kommt das Ganze so ernüchtert daher, indem es unsere Bedürftigkeit entdecken lässt. So etwa beim Nigerianer Benu, dem in seiner Stadt in Nigeria ab 23 Uhr der Strom ausgeschaltet wird, weswegen sich die Videocalls, zu denen die beiden bald übergehen, bei Kerzenschein abspielen. <BR /><BR />Martina Hefter hat ihren Text choreografisch angelegt, sie umspielt verschiedene Versionen einer Persönlichkeit, verschiedene Zustände, verschiedene moralische Standpunkte in einer Sprache, die Momente von Ödnis genauso wenig scheut wie die Love-Scammer sie scheuen: abgestandene Komplimente, Pseudotiefsinniges über die Sterne, Dröges über das Tanztraining. Seltsamerweise bleibt die Ödnis in diesem Roman dann allerdings Programm. Dazu kommen auch das Thema der Pflege eines nahen Verwandten, dann die schon abgestandene Kapitalismuskritik und Vieles mehr. Das wirkt alles doch sehr gekünstelt und wenig produktiv. Der Roman geht dort, wo er eben das Literarische vermuten lässt, an seinem Versprechen vorbei. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1082253_image" /></div> <BR /><BR /><b>Buchtipp:</b><BR />„Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“ von Martina Hefter, Klett-Cotta Verlag 2024, 224 Seiten <BR /><h3> Zur Person Martina Hefter</h3><BR />Geboren 1965 in Pfronten/Allgäu, studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie ist freischaffende Autorin und Performance- Künstlerin. Ihr Debüt, der Roman „Junge Hunde“, er- schien 2001, 2005 kamen dann „Zurück auf Los“ und 2008 „Die Küsten der Berge“ heraus. 2010 „Nach den Diskotheken“ er- schien ihr erster Gedichtband. Im kookbooks-Verlag Berlin hat sie mittlerweile 5 Gedichtbände herausgebracht. Zuletzt erschien 2021 „In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen“. Die Autorin lebt in Leipzig. Ihre Texte bewe- gen sich zwischen Gedicht, szenischen Schreibformen und Roman. Viele ihrer Arbeiten setzt sie in Zusammenarbeit mit an- deren Künstlern szenisch um.