Rut Bernardi ist seit über 30 Jahren schreiberisch tätig: Prosa, Lyrik, Poesie, Essays – ihr Schaffensbereich ist vielfältig. Bernardi gilt als eine Verfechterin der ladinischen Sprache, schreibt ihre Werke in Ladinisch und vertritt ganz klar die Ansicht, dass gerade die „kleineren“, weniger verbreiteten Sprachen (Bernardi verwendet den Begriff Minderheit nicht so gern – es habe etwas „minderes“; Amn. der Red.) übersetzt werden müssen, damit man überhaupt sieht, dass sie existieren. <BR /><BR />Ihre Werke wurden großteils ins Deutsche übersetzt, was sie meist selber macht. Bernardi fungiert auch selbst als Übersetzerin, aber nicht nur. So lehrt sie an der Freien Universität Bozen, sitzt in der ladinischen Kommission für die Dreisprachigkeitsprüfung, organisiert Symposien und Lesungen und ist seit Juli 2021 Vorsitzende der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung. <BR /><BR />Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es auch anderen Autoren und Autorinnen, die in einer weniger verbreiteten Sprache schreiben und auch Experten darin sind, so ergehe, dass „wir dann für sehr viele Dinge eingesetzt werden“, sagt sie lachend. <h3> „Ich war sehr überrascht“</h3>Am internationalen Tag der Muttersprache, dem 21. Februar, wird Rut Bernardi im Cenacolo-Saal der Abgeordnetenkammer in Rom den Premio Tacita Muta (siehe Bericht weiter unten) für die Edition 2021/22 entgegennehmen; die Überreichung hatte letztes Jahre wegen organisatorischer Probleme verschoben werden müssen. <BR /><BR />„Ich war sehr überrascht, als ich davon erfahren habe“, erinnert sie sich. In der italienischen Welt sei sie nämlich nicht so zu Hause bzw. nicht so bekannt und doch sehe sie viele Parallelen z.B. mit der sardischen Gemeinschaft und habe, als ihr im Oktober 2022 der Ondras-Preis in Sardinien für ihr Engagement für das Ladinische verliehen wurde sogar ein wenig ihr Herz dort verloren.<BR /><BR />„Für mich ist der Preis eine Anerkennung für meine Literatur“, sagt Bernardi und betont: „Es ist sehr wichtig, dass diese Anerkennungen von außen kommen“ und meint damit von außerhalb der Ländergrenzen. Seit 30 Jahren arbeite sie daran, dem Ladinischen vor allem in Südtirol mehr Sichtbarkeit zu geben, was jedoch nicht sehr einfach sei. „Es ist nicht einfach, diese Sichtbarkeit im eigenen Land zu erreichen.“ Durch die Preise und Anerkennungen auf gesamtstaatlicher Ebene und im Ausland gelinge es jedoch auch in Südtirol.<h3> Zur Person</h3>Rut Bernardi wurde 1962 geboren. Nach ihrem Studium der Romanistik in Innsbruck ist sie heute tätig als Lehrbeauftragte für Rätoromanisch (Uni BZ), Publizistin, Redakteurin und Autorin. Sie erhielt u. a. das Jahresaufenthaltsstipendium des Österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Wien (2003), den Förderpreis „Walther von der Vogelweide“ (2004), den „Premio Ostana – scritture in lingua madre: Permio Nazionale“ der Chambra d’Oc d’Ostana – Piemont (2013) und das Ehrenzeichen des Landes Tirol (2016). Von 2009 bis 2013 erstellte sie an der Uni Bozen die „Geschichte der ladinischen Literatur“. Seit Juni 2021 ist sie Vorsitzende der Südtiroler Autorinnen- und Autoenvereinigung (SAAV). <BR /><BR /><b>Veröffentlichungen:</b><BR /><BR />2003: „Letres te n fol / Briefe ins Nichts“. EYE. Landeck.<BR />2011: „Lirica y prosa da piz a cianton – Lyrik und Prosa kreuz und quer“. Hermagoras. Klagenfurt<BR />2013: Bernardi, Rut; Videsott, Paul: „Geschichte der ladinischen Literatur“. 3 Bände. Univ. Bozen.<BR />2020: „Ladin te 2 menuc. Ladinisch in 2 Minuten. Ladino in 2 minuti“. Urtijëi: Union di Ladins de Gherdëina. (80 Lektionen + Audio im Netz)<BR />2020: „Vites scutedes via. Essays letereres“. Ladinisches Kulturassessorat, Bozen. <?Schrift SchriftWeite="96ru"> 2021: „Totgeschwiegene Leben. Essays“. <?_Schrift> Ed. Raetia, Bozen.<BR /><BR /><h3> Premio Tacita Muta</h3> <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR />Am 21. Februar, dem internationalen Tag der Muttersprache, wird im Cenacolo-Saal der Abgeordnetenkammer in Rom der Preis „Tacita Muta per le minoranze linguistiche“ verliehen. <BR /><BR />Die Preisträger sind für die Ausgabe von 2021/22 Rut Bernardi und für die Ausgabe 2023 Antonello Colledanchise von der katalanischen Sprachgruppe in Alghero auf Sardinien. Der Preis wurde von Neria De Giovanni, der Präsidentin der „Associazione Internazionale dei Critici letterari“ in Zusammenarbeit mit Valentina Piredda „Associazione Fondo VP Sardinia“ und Antonio Maria Masia, Präsident von „Associazione del Gremio dei sardi di Roma“ ins Leben gerufen. <BR /><BR />Die Jury setzt sich zusammen aus: Neria De Giovanni (Präsidentin), Pierfranco Bruni, Eva Martha Eckkrammer, Antonio Maria Masia und Valentina Piredda. Bei der Preisverleihung anwesend sein werden unter anderem die Kammerabgeordneten Manfred Schullian und Renate Gebhard sowie Georg Schnetzer (Direktor des Österreichischen Kulturforums in Rom). <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright>