Der 50-jährige Autor, der bereits Gewinner des Premio Strega Giovani 2025 war und 2021 mit Il libro delle case (Feltrinelli) sowohl für den Strega- als auch für den Campiello-Preis nominiert war, legt mit „L'anniversario“ ein Werk zwischen Roman und Autobiografie vor. <BR /><BR />Darin enthüllt er die zerstörerischen Verstrickungen einer bedrückenden Familie – ein häusliches Machtregime, in dem der Vater als tyrannischer Patriarch herrscht, während die Mutter nahezu unsichtbar in ihrer Ehe verschwindet. In diesem Klima stiller, psychischer Unterdrückung beschließt der Protagonist, sich endgültig von seinen Wurzeln zu befreien und jede Verbindung zur Herkunftsfamilie zu unterbrechen. „L'anniversario“ ist daher kein freudiges Fest, sondern der zehnte Jahrestag einer Flucht und Selbstbefreiung.<BR /><BR />„Ich veröffentliche seit 22 Jahren Bücher. Ich bin dankbar gegenüber denen, die an mich geglaubt haben: den Leserinnen und Lesern, den Verlagen. In diesem Jahr feiert Feltrinelli sein 60-jähriges Bestehen – der Verlag, der an mich geglaubt hat“,sagte Bajani bei der Preisverleihung bewegt.<BR /><BR /><b>Weitere Preisträger</b><BR /><BR />„L'anniversario“ setzte sich mit 194 Stimmen durch und lag damit deutlich vor Elisabetta Rasys „Perduto è questo mare“ (Rizzoli), das mit 133 Stimmen den zweiten Platz belegte. Dabei handelt es sich um einen Roman über einen träumerischen Vater und seinen Freund, den großen Schriftsteller Raffaele La Capria.<BR /><BR />Die Autorin Nadia Terranova wurde zum zweiten Mal Finalistin und belegte mit 117 Stimmen für „Quello che so di te“ (Guanda Verlag) den dritten Platz - ein Roman über ihre Urgroßmutter Venera, die 1928 elf Tage in einer psychiatrischen Klinik verbrachte.<BR /><BR />Der Premio Strega ist für Autorinnen, Autoren und Verlage besonders bedeutsam, da er – im Gegensatz zu vielen anderen Literaturpreisen – einen erheblichen Einfluss auf den Buchverkauf hat. Der preisgekrönte Autor erhält ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. <BR /><BR />Es war möglicherweise das letzte Mal, dass die Preisverleihung – wie nach alter Tradition – in der Villa Giulia stattfand. Das Kulturministerium plant, der Veranstalterin des Preises, der Fondazione Bellonci, für das nächste Jahr die römischen Filmstudios Cinecittà als Veranstaltungsort anzubieten.<BR /><BR />Die diesjährige Preisverleihung in der Villa Giulia fand ohne Kulturminister Alessandro Giuli statt, der sich aus dienstlichen Gründen in Berlin aufhielt. Zuvor hatte Giuli beklagt, dass ihm die Veranstalter kein einziges Buch der Finalisten zugeschickt hätten. Seit Wochen kursieren Berichte über Spannungen zwischen dem Minister aus den Reihen der Partei Fratelli d'Italia und den Organisatoren des Preises. Federico Mollicone, Präsident der Kulturkommission der Abgeordnetenkammer und Kulturverantwortlicher der Regierungspartei, versuchte, die Wogen zu glätten: „Der Premio Strega ist ein festlicher und zugleich anspruchsvoller Anlass. Hier ist das gesamte Verlagssystem vertreten, das gestärkt werden muss. Mit Minister Giuli und dem Parlament haben wir 44 Millionen Euro zur Unterstützung der Verlagsbranche und zur Eröffnung neuer Buchhandlungen für junge Menschen bereitgestellt – besonders dort, wo es bislang keine gibt.“