<i>Ein Kommentar von Eva Bernhard</i><BR /><BR /><BR /><BR />Ich will bewusst von KULTURBETRIEB sprechen, denn in dieser fast einjährigen Corona-Krise beschäftigten sich die Medien und die Politik vorwiegend mit den gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie, lassen dabei allzu gerne das Thema Kultur außen vor. Schlagwort der Stunde ist das Unwort systemrelevant, was die Kultur nicht zu sein scheint, keine Lobby setzt sich für sie ein. Zwar ist es lobenswert, dass Künstler in Südtirol unbürokratisch 600 und dann 2000 plus 1000 Euro Unterstützung für Projekte erhalten haben, aber innerhalb eines ganzen Jahres ist das zu wenig zum Leben. <BR /><BR /><BR />Gut ist auch, dass im Herbst endlich von Seiten der Politik das Thema Altersversorgung angegangen wurde, doch die finanzielle Lage aller Kulturbetriebe bleibt katastrophal. Immer noch gibt es überhaupt keinen Plan wann und ob Theater, Kinos, Konzerthallen oder Museen wieder geöffnet werden. Jetzt aber braucht es dringend nachhaltige Bedingungen unter normaler Betriebstemperatur. <BR /><BR /><BR />Programme werden über Rundfunk oder kostenlosen Stream zugänglich gemacht. Dadurch kann ein Vielfaches an Zuhörern erreicht werden, die sowohl unter Corona- als auch unter Normalbedingungen erreicht hätten werden können. Viele Kulturtreibende haben ihre Webseiten optimiert, um Audio und Video stärker einzubinden. Corona hat sie dazu gezwungen, das gleich und in großem Stil zu machen. Wie das zu einem nachhaltigen Angebot ausgebaut werden kann, das auch eine wirtschaftliche Grundlage für Kulturschaffende sein muss, wird die Zeit zeigen. <BR /><BR /><BR />Dass Digitalität im Kulturleben künftig eine größere Rolle spielen wird, ist etwas, was die Branche aus dieser Coronakrise lernt. Einher geht damit aber auch der Verlust der Selbstverständlichkeit eines reichen Kulturangebots. Kultur ist auch eine Technik, die eine Gesellschaft nicht verlernen darf. Jeder von uns muss alles dafür tun, die Flamme am Leben zu erhalten. Eine Gesellschaft, die vergisst, was Kultur ihr bringen kann, darf es nie mehr geben. Doch die Prioritäten der Regierung sind andere: Diese haben einen Tunnelblick, der auf das Infektionsgeschehen fixiert ist. Es ist aber absolut essenziell, dass sich der Horizont wieder weitet. Was nützt es, wenn wir zwar das Virus überstehen, danach aber eine in Depression versunkene Gesellschaft haben, die am Sofa Home-Entertainment konsumiert und geistig verarmt?<BR /><BR /><BR />Die Kultur hat schon ab Sommer 2020 durch Distanzierung und richtige Hygienemaßnahmen gezeigt, wie ein professioneller Betrieb unter Pandemiebedingungen denkbar ist. Keine nennenswerten Infektionsfälle sind von Kulturbetrieben ausgegangen. Ein halbes Jahr später verspielt die Regierung den dringenden Neustart der Kultur mit Weiterschieben von Verantwortung und Unklarheit. Was dem Kulturbereich im Sommer und im Herbst geholfen hat, war der unerschütterliche Glaube an gute Augenblicke in der Gemeinschaft. Jetzt braucht es ein deutlicheres Bekenntnis zu Kunst und Kultur, sonst könnte diese Krise bleibende Folgeschäden hinterlassen und sich das Prekariat verfestigen. <BR /><BR />Meine Hoffnung ist, dass die Kulturpolitik endlich aus der Defensive kommt und zumindest die Museen wieder öffnet, denn da ist es am einfachsten, den Zustrom an Menschen zu regeln. <BR /><BR /><BR />