„Schlern“-Autor Günther Kaufmann hat sich auf Spurensuche begeben und die verschiedenen wissenschaftlichen Fachbereiche analysiert, zum Beitrag sind Bilder von Karl Gruber erschienen, die in den Tagen und Monaten nach der Auffindung gemacht worden sind.<BR /><BR /><BR />Der Autor Günther Kaufmann beschreibt, wie das Institut für Ur- und Frühgeschichte die ersten Untersuchungen vornahm, wie es zur Kooperation mit dem Amt für Bodendenkmäler kam und wie der Fund in Innsbruck untersucht wurde. Dabei geht er auf die zahlreichen Wissenschaftler ein, die sich mit der Gletschermumie auseinandergesetzt haben – auf ihre Fachbereiche und auf die zahlreichen Publikationen, die seither erschienen sind. <BR /><BR /> Die Ausführungen sind nach den jeweiligen Instituten aufgeschlüsselt, sodass sich der Leser ein lebendiges Bild des Fortganges der Forschungen und der Vielzahl der Fachbereiche machen kann, die an der Erforschung beteiligt waren. Im folgenden einige Auszüge aus dem Aufsatz.<BR /><BR /><b>Auftakt in Innsbruck</b><BR /><BR />Die Forschungen rund um die Gletschermumie vom Tisenjoch begannen in Innsbruck. Nachdem die Lage des Fundortes in Bezug auf den italienisch-österreichischen Grenzverlauf am 2. Oktober 1991 im gegenseitigen Einvernehmen geklärt worden war (die Fundstelle liegt 92,56 Meter von der Staatsgrenze entfernt auf Südtiroler Seite), trafen sich die Landeshauptleute Süd- und Nordtirols, Luis Durnwalder und Alois Partl, am 8. Oktober in Innsbruck. Sie beschlossen, dass der „Homo tirolensis vom Hauslabjoch“ und seine Beifunde zuerst an der gemeinsamen Landesuniversität in Innsbruck erforscht und erst danach zur dauerhaften Aufbewahrung nach Südtirol zurückgeführt werden sollen. <BR /><BR />Damit ging die wissenschaftliche Kompetenz über den Gletscherfund vorerst an die Leopold-Franzens-Universität, d. h. an das Institut für Ur- und Frühgeschichte der philosophisch-historischen Fakultät und an das Institut für Anatomie der medizinischen Fakultät, in einem zweiten Moment an das Institut für Botanik an der Fakultät für Biologie sowie an das fakultätsübergreifende, eigens am 21. Mai 1992 gegründete und bis 31. Mai 1998 bestehende Forschungsinstitut für Alpine Vorzeit. Die Leitung und Koordination der wissenschaftlichen Aktivitäten oblag in den Händen des jeweiligen Institutsvorstandes bzw. im Falle des fakultätsübergreifenden Forschungsinstituts in den Händen des Universitätsrektors. <BR /><BR /><b>Forschungen in Mainz</b><BR /><BR />Nachdem Konrad Spindler das prähistorische Alter der Beifunde des Mannes aus dem Eis am 24. September erkannt hatte, kontaktierte er sogleich das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) in Mainz, wo sich eine der weltweit renommiertesten Restaurierungswerkstätten befindet. Bereits am nächsten Tag, zur Mittagszeit des 25. September, trafen Markus Egg und Roswitha Goedecker Ciolek im Institut für Anatomie ein, um den Konservierungszustand der Funde zu begutachten. <BR /><BR />Auch am 27. September waren die Mainzer noch bei einer Kontrolle durch das Bundesdenkmalamt zusammen mit Universitätsrektor Hans Moser und Universitätsdirektor Friedrich Luhan dabei. Moser unterzeichnete „mit etwas Bauchweh“ in der damals rechtlich noch unklaren Situation die Ausfuhrgenehmigung der Beifunde nach Mainz.<BR /><BR /> So konnten die Funde am 29. Oktober 1991 nach Mainz zur Konservierung und Restaurierung gebracht werden. Die Funde der Nachuntersuchungen kamen am 29. Jänner 1992 und am 29. Juli 1993 ins RGZM. Noch bevor restauratorische Eingriffe erfolgten, kamen das Römisch-Germanische Zentralmuseum (Markus Egg) und das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck (Konrad Spindler) überein, eine internationale Expertengruppe auf die Vielzahl an erhaltenen Resten von Kleidung und Ausrüstung anzusetzen.<BR /><BR /><b>Forschungen in Bozen</b><BR /><BR />Mit der Überführung von Ötzi in das Archäologiemuseum in Bozen wurden auch Südtiroler Forschungseinrichtungen mit der Erforschung der Gletschermumie und der Beifunde betraut – das Amt für Bodendenkmäler der Abteilung Denkmalpflege, das Südtiroler Archäologiemuseum und die Europäische Akademie Bozen – Eurac Research.<BR /><BR />Und am Ende des Aufsatzes heißt es: 30 Jahre Forschung haben ihre Spuren hinterlassen. Ötzi ist wahrscheinlich die am meisten untersuchte Leiche der Welt. Die Wissensdatenbank des Südtiroler Archäologiemuseums listet 880 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen und Journalisten, Autorinnen und Autoren auf, die sich mit dem Thema Mann aus dem Eis auseinandergesetzt haben. Sie wird noch ständig wachsen. Die von Anfang an aus konservatorischen Gründen praktizierte Trennung von Mumie und Beifunden schlägt sich natürlich auch in der Wissenschaft nieder. Schon ab dem ersten Symposiumsband 1992 wird zwischen archäologischen(-naturwissenschaftlichen) und medizinischen(-naturwissenschaftlichen) Aspekten unterschieden. <BR /><BR />In den 3 Jahrzehnten hat es eindeutige Verschiebungen in den Forschungsschwerpunkten gegeben. Grob genommen, waren das erste Jahrzehnt in Innsbruck von der Archäologie dominiert, das zweite Jahrzehnt in Bozen von der Radiologie (und der Innsbrucker Botanik) und das dritte in Bozen von der Genetik. <BR /><BR />Den gesamten Beitrag von Günther Kaufmann kann man in der aktuellen Ausgabe der Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, „Der Schlern“ nachlesen. Bestellen: www.athesiabuch.it<BR /><BR />