Bozen bekommt einen neuen Direktor für „Bolzano Filmfestival Bozen“ (BFFB): den Venezianer <b>Vincenzo Bugno.</b> Da bekomme ich den Auftrag zu erkunden, was der „Nuie“ so vor hat, und da denke ich mir, was soll er schon vorhaben. Warum kommt er überhaupt hierher, warum will ihn hier überhaupt jemand haben. Wir reden über Sinn und Unsinn eines Filmfestivals in einer kleinen Stadt. <BR /><BR />Wir haben uns in der Altstadt von Bozen getroffen und haben einen Ort gesucht, wo man sich gut unterhalten kann. Anni hat uns empfangen, und er hat sich vorgestellt in meiner Stammbar. Es entwickelte sich ein Gespräch über gemeinsame Freunde, die sich freuen, dass Vincenzo nun das Bozner Filmfestival leiten wird. Aber was macht er da, und was wird aus der Tradition des Festivals, das <b>Martin Kaufmann</b> als Bozner Filmtage aufgebaut hat und das <b>Helene Christanell</b> zum „Bolzano Filmfestival Bozen“ geführt hat. Eigentlich schräg, aber irgendwie doch eine Sache, die beweist, dass Film in Südtirol einen gesellschaftlichen Stellenwert hat. Ich denke an <b>Luis Trenker, Ivo Micheli,</b> an <b>Andreas Pichler</b> und an viele andere. Woher kommt Vincenzo und wo will er hin? <BR /><BR />Das Bozner Filmfestival war und ist bisher ein Festival, das sich den Gegebenheiten widmet, eingebettet zwischen benachbarten Filmnationen – der ehemalige Landeshauptmann sagte dazu einst umliegende Gebiete, multiethnisch und irgendwie weder dem Norden noch dem Süden zugehörig. Zuerst kamen die Münchner Filmlieferanten, auch um Wein zu trinken, aber nach und nach wurden auch Filmschaffende aus anderen Regionen eingeladen, wo Minderheiten sich durchzusetzen haben. Ein Meltingpot of Cultures hat sich entwickelt, wo man sich austauschen konnte. <BR /><BR />Dem „Nuien“ gefällt dies, da er doch Chef des „World Cinema Fund“ ist, eine Abteilung der Berlinale, die sich um die Förderung von Filmographien sozusagen außerhalb Europa und Hollywood kümmert . Eine vornehme Sache, und ich habe Vincenzo gefragt, was willst du verändern. „Ich möchte zeigen wie vielseitig und lebendig Kino ist und das Publikum auf eine Entdeckungsreise einladen. Besonders wenn es um Kino aus Grenzregionen und um die Verflechtung von Minderheiten und Identitäten geht. Das Lokal wird international, universell.“ <BR /><BR />Da fühl ich mich wieder super. Das hab ich als Filmfestival-Direktor fast 30 Jahre in Innsbruck versucht und mit den Bozner Filmtagen kooperiert. Vincenzo will noch nicht konkret sagen, was er vor hat, ist auch verständlich, die Erwartungen sind sehr hoch. Ein Filmfestival ist für jede Stadt eine Herausforderung, und der jeweilige Leiter ist ja auch Sozialarbeiter für die ansässigen Filmemacher und Filmemacherinnen, aber die Festivaliers sind auch Entwicklungshelfer und Teamchefs, sie sind Gastgeber und Diplomaten und vieles mehr. <BR /><BR />Und dies kommt alles auf unseren venezianischen Freund zu, der mit einer deutschen Medienexpertin in Berlin lebt. Wir schreiben die dritte Epoche des Bozner Filmfestivals und der neue Vorstand des Filmclubs – Träger des BFFB –, allen voran sein Präsident <b>Luigi Lodd</b>i, hat die Weichen auf Erneuerung und Internationalität gestellt, auf Globalisierung im Sinne von einer Entkolonialisierung der Filmwirtschaft und somit der Bilder. <BR /><BR />Früher haben wir Filme über den Brenner geschmuggelt, heute heißt es vielleicht, verkrustete Strukturen durch eine kosmopolitische Begehung des Weltkinos zu öffnen. Das ist eine große Chance für Bozen in einer nicht ganz leichten Zeit der italienischen Innenpolitik, die den Blick wieder auf die antiquarische Italianità provoziert. Das sage ich, ohne die Anstrengungen der Vorgänger von Bugno mindern zu wollen, sondern ohne jene gäbe es auch keine Globalisierungstendenz. Vincenzo führt diesbezüglich Gespräche mit Filmförderern und Filmemachern des Landes, und ich traue ihm zu, dass er einen Weg finden wird, um einen Ort des weltweiten Austausches der Kulturen zu integrieren. Eine Chance für das multikulturelle Bozen. Die Augen werden sich auf dieses Südtiroler Kleinod richten, aus aller Welt. Vincenzo gehört von allen unterstützt vor allem von denen, die Kultur zu finanzieren haben, und jene wissen, dass ich sie meine.<BR /><BR />Bugno will den alpenländischen Film mit fremden Filmkulturen verbinden, wozu er beste Voraussetzungen mitbringt, also die Innovation Weltkino im Austausch mit dem Kino der Regionen. „Minderheiten gibt es überall, die Sektion 'piccole lingue' finde ich wichtig, aber das lokale und regionale Filmschaffen muss weiterhin gefördert werden. Diesbezüglich habe ich mit Filmemachern und deren Vertretung erste Gespräche geführt. Wichtig ist mir auch die Kooperation mit der Filmschule Zelig und der Filmstiftung bei IDM, mit der Universität und mit anderen lebendigen Institutionen der Stadt“, so Vincenzo Bugno, den man als Glücksfall für die Bozner Kultur bezeichnen kann.<BR /><BR /><BR /><BR />