Worum geht's?Es schneit in Wien, die Stadt wirkt wie unter einer jeden Lärm absaugenden Kuppel gefangen. Während ein Clown in den Straßen Luftballons feilbietet, sucht ein kleines Mädchen ihre Jacke, die sie am Spielplatz vergessen hat. Dann ist sie verschwunden. Mit „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ haben sich David Schalko und Evi Romen an Fritz Langs gleichnamigen Klassiker gewagt. In Schalkos Produktionen wirkt die Welt stets ein klein bisschen entrückt, wachsen sich scheinbare Kleinigkeiten zu Monstrositäten aus und taumeln die Figuren sehenden Auges Richtung Abgrund. „M“ ist da keine Ausnahme: Die sechsteilige Serie, die vom ORF gemeinsam mit RTL Crime produziert wurde, hat durchaus den Charakter eines „Schaudermärchens“, wie es Schalko im APA-Interview formulierte.Immer neue RätselGemeinsam mit Evi Romen hat der 46-jährige Regisseur auch das Drehbuch verfasst und Langs Mörder- und Gesellschaftsparabel von 1931 ins Heute gehievt. Wie damals in Berlin, verschwindet nun auch in Wien ein Kind nach dem anderen, wachsen Zweifel und Angst in der Bevölkerung und tappt die Polizei zunächst im Dunkeln. Ein egomanisch veranlagter Innenminister (Dominik Maringer) versucht die Entführungsserie zu seinen Gunsten zu nutzen und spielt einem einflussreichen Medienmenschen (Moritz Bleibtreu) immer neue Informationen zu. Hetzkampagne und Fake News lassen grüßen.Während Politik und Medien somit ihr Spiel treiben, sehen sich die ermittelnden Kommissare (darunter Sarah Viktoria Frick und Murathan Muslu) vor immer neue Rätsel gestellt. Gleichzeitig hat die Unterwelt kein Interesse daran, dass es zu vermehrten Razzien kommt und sich die Polizeipräsenz erhöht, nur weil die Öffentlichkeit Ergebnisse von den Beamten einfordert. Das ist dem Schmiergeld- und Einbruchsgeschäft schließlich nicht zuträglich. .Abscheulicher GlanzNur zaghaft entfaltet sich in „M“ das ganze Ausmaß des Wahnsinns, der sich wie Fieber über die Stadt legt. Mit den ersten Symptome kriecht der Schmerz langsam in die Glieder, entfacht die kammerspielartig angelegte Geschichte Stück für Stück ihren abscheulichen Glanz. Aber erst als der Schnee schließlich schmilzt, lässt Schalko tief blicken – zumindest kommt man nach den ersten beiden Episoden zu diesem Schluss. Optisch ist der gebürtige Niederösterreicher, der mit Kameramann Martin Gschlacht zusammengearbeitet hat und auf so illustre Darsteller wie Udo Kier, Sophie Rois oder Bela B Felsenheimischer setzen kann, erneut eine Klasse für sich: „M“ geht viel weiter, als es die meisten Serien wagen, ohne aber eine Kinoästhetik zu kopieren.Evi Romen dreht ihren ersten Spielfilm als RegisseurinEvi Romen plant mit „Disco“ nun ein eigenes Kinoprojekt, in dem ein Attentat seine Spuren hinterlässt. Der Film ist eine von insgesamt zehn österreichischen Kinoproduktionen, die in der aktuellen Sitzung der zuständigen Kommission aus ORF und Filminstitut mit insgesamt 3,5 Millionen Euro an Förderungen bedacht wurden. apa/stol