<i>von Sieglinde Höller</i><BR /><BR /><BR />Alexander Rier (35) ist mit der Musik seines Vaters Norbert Rier (60) und der Kastelruther Spatzen groß geworden. Er kennt den Applaus und das Wohlwollen des Publikums. Aber auch das harte Tourleben, den Fan-Hype, den Druck, die Kritik. Außerdem hat Norbert Rier mit jedem seiner Kinder schon sehr früh ein Lied aufgenommen - mit Marion (37) „Che bella la vita“, mit Alexander „Zwischen dir und mir“, mit Andreas (31) „Im Himmel der Sehnsucht“, mit Anna (27) „Mein Papa und ich“. 2009 überraschten die „Kinder von Norbert Rier“ dann zunächst ihren Vater beim 25. Spatzenfest mit dem Lied „Ein Leben lang das Spatzenfest“, anschließend machten die 4 damit die Runde durch große TV-Shows. Dies war der Startschuss zur Solokarriere von Alexander Rier. 7 Alben hat er heraus gebracht und Top-Platzierungen in den Charts geholt.<BR /><BR /><BR /><b>Rückblende: 12. Juni 2010, ein Samstag, Tirler-Wiesen in Kastelruth, 17.30 Uhr.</b><BR /><BR />Alexander Rier: Mein allererster offizieller Live-Auftritt. Ich sang damals beim Spatzen-Openair das Lied „Bitte küss mich noch einmal“ aus meinem ersten eigenen Album „Ich wart auf Dich“. Diese hatte ich im Frühjahr zuvor eingesungen. Angefangen hat übrigens alles wirklich mit „Ein Leben lang das Spatzenfest“. Mein heutiger Manager, Franz Selb, hatte mich bewegt, nach diesem Song mit meinen Geschwistern solo weiterzumachen. Ich muss heute rückblickend zugeben: Dadurch hat sich einer meiner ganz großen Lebensträume verwirklicht.<BR /><BR /><BR /><b>Eine Karriere als achter „Kastelruther Spatz“ kam nicht in Frage?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Ich bin für meinen Vater eingesprungen, als er am Herzen operiert wurde und nicht auftreten durfte. Aber von einem fixen Engagement war nie die Rede. Die Spatzen sind so, wie sie sind, genau richtig. Ihr Erfolg in ganz Mitteleuropa kommt nicht zuletzt durch ihre große Beständigkeit, auch bei der Besetzung.<BR /><BR /><BR /><b>Stichwort Lampenfieber?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Hatte ich, und habe ich immer noch. Mit der Zeit ist es ein bisschen besser geworden, aber ich habe vor jedem Auftritt Lampenfieber. Früher war es die Angst vor dem Auftritt selbst, mittlerweile ist es mehr die Sorge, ob mit der Technik alles stimmt und wie meine Musik beim Publikum ankommt. Im Lauf der Jahre habe ich mir mein Ritual: tief durchatmen, 3 Mal das Kreuzzeichen machen, mich kurz sammeln. Wenn ich dann auf der Bühne stehe, genieße ich es. Wenn dann alles läuft, ist es ein Supergefühl.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b><BR /><BR />Welchen Auftritt behalten sie besonders im Herzen?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Der Höhepunkt in meinem musikalischen Jahr ist stets das Spatzenfest in Kastelruth. Im größten Festzelt Europas singen zu dürfen, ist etwas Großartig. Fernsehauftritte mit ihrem ganzen Rundherum sind natürlich auch immer etwas ganz Besonderes. Als Newcomer durfte ich von Oktober bis Dezember 2010 gleich schon mit Superstar Semino Rossi auf Tournee gehen (mehr als 150.000 Konzert-Besucher), mit Florian Silbereisen und seinem „Das Frühlingsfest“ reiste ich im Frühjahr 2011 in mehre als 40 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit gefallen aber auch die kleinen, intimen Konzerte, bei denen mehr Nähe zum Publikum gegeben ist. Und natürlich mein Frühschoppen, den ich im Rahmen des Spatzen-Openairs sonntags immer gebe.<BR /><BR /><BR /><b>Semino Rossi, Florian Silbereisen… Sie sind also gleich in die Königsklasse eingestiegen?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Ja (schmunzelt).<BR /><BR /><BR /><b>Wie bezeichnen Sie Ihr Musikgenre?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Als heimatverbundenen Schlager. Hauptthema meiner Lieder ist die Liebe, aber es ist mir wichtig, dass stets auch Lieder über Südtirol, meine Heimat, mit dabei sind, die ich in meiner Muttersprache Deutsch singe. Es handelt sich weniger um den heutzutage gängigen Pop-Schlager a la Andreas Gabalier, sondern um klassischen Schlager. Mit diesem identifiziere ich mich. Und so gehe ich auch mit meinen Fans um: Ich möchte ein „Familiengefühl“ aufbauen. <BR /><BR /><b><BR />Also eine glattgebügelte, heile Welt ohne Kanten?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Der menschliche Alltag hat Höhen und Tiefen. Ich singe vor allem von den schönen Dingen im Leben. Also Gegenfrage: Warum soll ich das Publikum für die Dauer meines Konzertes nicht aus dem Alltag herausholen? Die Gedanken hin zu schönen, erfreulichen Themen zu leiten? Von der heilen Welt singen? In Videoclips Bilder aus unserer schönen Heimat Südtirol zeigen? <BR /><BR /><BR /><b>Das Genre Schlager hat in den vergangenen Jahren ein Revival gefeiert – unter anderem durch Megastar Helene Fischer.</b><BR /><BR />Alexander Rier: Schlager und Volksmusik waren immer in. Jetzt hat sich allerdings durch Interpreten wie Fischer und Gabalier das Publikum verjüngt. Junge Menschen haben entdeckt, dass man auch zu dieser Musik bestens feiern kann. Zum anderen muss diese Musik keine Vergleiche scheuen. Eine Show von Helene Fischer beispielsweise hält jedem internationalen Maßstab stand, muss sich vor keinem großen Rock- oder Popkonzert verstecken. Durch das junge Publikum hat sich die Branche allerdings verändert. Es wird viel gestreamt oder aus dem Internet heruntergeladen. Die Vermarktung von klassischen Tonträgern wurde dadurch schwieriger. Zudem gibt es im TV viel weniger Volksmusik- und Schlagersendungen wie früher. Aber ich glaube, die Schlagerbranche hat sich in die richtige Richtung entwickelt. Diese Art von Musik hat einen Aufschwung erlebt. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><b><BR /><BR />Ist der Name „Rier“ Segen oder Fluch in der Schlagerbranche?</b><BR /><BR />Alexander Rier: Der Bekanntheitsgrad dieses Namens ist in der Schlager- und Volksmusikwelt groß. Aber es besteht auch die Gefahr, dass man in eine Schublade hinein gesteckt wird, in die man nicht hinein will. Es ist dann schwierig, seinen eigenen Weg zu gehen. Und zugegeben: Auf meinem aktuellen Album „Liebe (wird immer das Größte sein)„ befindet sich auch ein Spatzen-Medley. Dies ist für mich allerdings ein absolutes Novum. Andererseits kommen viele Spatzenfans in meine Konzerte, und diesen möchte ich das geben, was sie sich erwarten. Ich möchte aber etwas Eigenes machen, meinen Weg als Schlagersänger gehen, nichts kopieren. Mein Ziel ist es, dass ich und meine Musik irgendwann selbst einen Wiedererkennungswert erhalten. Fazit: Es gehen durch den Namen Rier viele Türen auf, aber hindurch gehen muss man selbst. <BR /><BR /><b>Wo soll es hingehen? Hin zum Profimusiker?</b><BR /><BR />Alexander Rier: In den vergangenen Jahren war ich tatsächlich viel unterwegs; die Musik gehörte (mit Ausnahme des heurigen Jahres) zu meinem Lebensmittelpunkt. Natürlich träume ich davon, Profimusiker zu werden. Ich hoffe, dass ich solange Musik machen kann, solange ich Freude daran habe. <BR /><BR /><BR /><b>Ihr Jubiläums-Doppelalbum „Liebe (wird immer das Größte sein)“ schaffte es in Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Top-50 der Charts. In Deutschland platzierte sich die Doppel-CD sogar von 0 auf dem sensationellen 13. Rang. Betrachten Sie dies als Geschenk, das Sie sich zum Zehnjährigen selbst gemacht haben?</b><BR /><BR />Rier: Ich hatte auf eine gute Platzierung gehofft, war dann aber doch freudig überrascht. Denn meine anderen Alben schafften es in Deutschland kaum in die Top-100. Platz 13 ist ein Traum. Er ist für mich auch die Bestätigung, dass den Menschen das, was ich mache, gefällt. Die Top-Platzierung ist ein Geschenk, das mir meine Anhänger gemacht haben. Danke, Fans! <BR /><BR /><BR /><BR />