2024 ging es um den kulturellen Austausch zwischen Vorarlberg und Südtirol, vor Kurzem fand die Veranstaltung zum zweiten Mal statt, diesmal wurde der Dialog zwischen Tirol und Südtirol gepflegt. Themen wie Alternativ- und Subkultur oder Literaturvermittlung für Kinder sowie Schreiben fürs Theater und Chancen und Herausforderungen Generativer KI waren einige der Sujets, die angesprochen wurden. Der Konzertverein Bozen lud zum Diskussionsabend unter dem Titel „Wegsuche – Konzert, quo vadis“ ein. Im Gespräch erzählt der Künstlerische Leiter Matthias Mayr, worüber mit den Geladenen diskutiert wurde. <BR /><BR /><BR /><b>„Wegsuche – Konzert, quo vadis“ war das Thema der Diskussionsrunde, die Sie moderiert haben. Sie selbst sind der Künstlerische Leiter des ältesten Konzertvereins im Lande. Wohin führ nun die Wegsuche?</b><BR />Matthias Mayr: Ein wichtiger Aspekt ist, meiner Ansicht nach, die Tatsache, dass das Gespräch in einem Konzertformat Platz findet. Es gibt zahlreiche Meinungen über Inhalte, das wann, wie, wo – und deshalb finde ich, dass eine Auseinandersetzung über die Zukunft von Kulturarbeit, und dazu gehört auch die Musik und das Konzert, immer notwendiger wird. Ich verfolgte mit meiner Idee, mit meinem Format, nicht das Ziel, klare Lösungen zu einer zukünftigen Gestaltung eines Konzertes zu finden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1181142_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das Angebot an kulturellen Veranstaltungen ist übergroß, besonders jetzt, wo der Sommer naht. Menschen in ein Konzert zu locken, das im traditionellen Konzertraum stattfindet, ist heute ein sehr schwieriges Unterfangen. Hatte Hans-Joachim Gögl – einer der Geladenen – der von sich sagt, „ich entwickle Performances, Konzerte und kuratorische Dramaturgien im Kontext von Kunst, Kultur und öffentlichem Raum. Das Wesen meiner Arbeit besteht in der Erfindung von 'Spielen'“ konkrete Lösungen zu bieten?</b><BR />Mayr: Hans-Joachim Gögl ist ein großartiger Konzertformat-Entwickler, ein besonderer Ideengeber. Man darf aber nicht vergessen, dass, wie in vielen anderen Bereichen, auch für die Tätigkeit in der Musik, eine klare Aussage wichtig ist. Jeder Musiker und auch Organisator und auch Konzeptentwickler, muss für sich eine klare Stärke ausmachen. Hans-Joachim hat für sich diese Konzeption von neuen Konzert-Formaten zum inhaltlichen Schwerpunkt gemacht. Er lebt auch von diesen „Erfindungen“. Wenn man also in diesem großen Feld des Überangebots seine Daseinsberechtigung finden will, muss jeder an seiner eigenen, klaren, wenn möglich erfrischenden Identität feilen. Wenn das gelingt, muss man vor einem Überangebot nicht Angst haben. Verharrt man aber weiterhin im Glauben, dass alles so gut ist, wie es war, (dann) steht man still. Und darum ging es vor allem am Abend für die Plattform Kultur.raum.<BR /><BR /><BR /><b>Thomas Larcher, der ebenfalls zur Diskussion geladen war, aus Innsbruck ist selbst Pianist sowie Komponist und gleichzeitig auch Gründer des Musikfestivals Klangspuren Schwaz etwa. Er kennt also die Realitäten beider Musikfronten. Welche Lösungen oder Ratschläge konnte er erteilen?</b><BR />Mayr: Es geht auch bei ihm um die Schaffung eines Aktionsfeldes. Dieses baut sich nicht von allein. Als Künstler und Kulturschaffender und Organisator muss man an den Inhalt, den man kommunizieren will, absolut glauben. Man muss unbeirrt seinen Weg fortschreiten. Gibt man einmal nach, dann verwässert eben dieser Inhalt. Thomas Larcher ist ein weltbekannter, sehr erfolgreicher Komponist, ohne dabei seine Bescheidenheit zu verlieren. Es gibt hier nicht eine Lösung, es gibt aber sehr wohl die Suche nach einer klaren Strategie. Hierbei fanden wir alle einen gemeinsamen Nenner, den alle, Hans-Joachim Gögl, Thomas Larcher, Rebecca Fill und vor allem auch Eventmanager und Sänger Diego Villegas betont haben. Diese Strategie, die nicht nur über Inhalte gehen kann, ist sicher zu suchen und zu definieren. Dann werden auch in Zukunft alle ihren Platz finden.<BR /><BR /><BR /><b>Dieses Gespräch fand im Rahmen von „kultur.raum“ Süd-Nord-Ost-Tirol statt. Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen die Nachbaren aus dem Norden und Osten?</b><BR />Mayr: Norden, Osten, Westen oder Süden, die Kunst und so die Musik kennt keine Grenzen. Grenzen baut man sich aber sehr oft selbst! Inhaltlich oder formell oder eben strategisch. Und das ist überall ähnlich, in Nord-, Ost- oder Südtirol. Wie man aber Finanzierungen erhält, wie, was, wann und unter welchem Gesichtspunkt gefördert wird, bleibt ein heikler und schwieriger Prozess. Da gibt es Unterschiede, wobei jeder seinen eigenen persönlichen Kampf zu führen hat. Wir touchieren hierbei aber eines meiner Lieblingsthemen, über welches ich lange sprechen könnte.<BR /><BR /><BR /><b>Es gab also viele Berührungspunkte...</b><BR />Mayr: Ja, sehr viele! Sobald man spricht und diskutiert, entstehen immer zahlreiche Ideen, und diskutieren vor allem kreative Köpfe, dann wird es ganz besonders inspirierend und bereichernd. Vieles geht über das Miteinander, ohne dass die eigene Identität aufgegeben wird.<BR /><BR /><BR /><b>Werden Sie den Austausch auch in Zukunft weiterhin pflegen?</b><BR />Mayr: Nur durch einen immer währenden Austausch feilt man an spannenden Inhalten. Das haben alle, an der Diskussion Beteiligten, immer so gepflegt. Auch weiterhin werden wir das so vorantreiben. Eine Plattform, wie es der KULTUR.RAUM ist, bleibt wichtig und unglaublich inspirierend. Toll, dass es diese Möglichkeit gibt. Auch im nächsten Jahr werden wir versuchen, bei dieser Veranstaltungsreihe dabei zu sein.