Der letzte Auftritt auf heimischem Boden steht unmittelbar bevor: am Samstag beim Rock im Ring auf dem Ritten. Im Interview mit s+ spricht Gitarrist und Produzent Jonas Rabensteiner über bewegende Momente, persönliche Highlights – und darüber, warum jetzt Schluss ist.<BR /><BR /><b>Die Nachricht über das Ende von Stunde Null kam für viele überraschend. Wann und wie ist in euch die Entscheidung gereift, aufzuhören?</b><BR />Jonas Rabensteiner: Die finale Entscheidung ist Anfang des Jahres gefallen, kurz nach unserem zehnten Jubiläum und einem wahnsinnig anstrengenden Schrei der Berge Festival. Eigentlich stand ein neues Album auf dem Plan, wir hatten auch schon angefangen zu schreiben. Dann wurde uns aber klar, dass die Aufbruchsstimmung von früher einfach nicht mehr da ist. Wir haben uns an einen Tisch gesetzt, ehrlich miteinander geredet – und dabei festgestellt, dass wir nicht mehr alle die gleichen Ziele verfolgen. Prioritäten haben sich verschoben. Die Motivation, mit der wir damals gestartet sind, war nicht mehr spürbar. Und da war klar: Lieber ein bewusster Abschluss, als ein langsames Auseinanderdriften.<BR /><BR /><b>Warum habt ihr euch für einen klaren Schlussstrich entschieden – statt etwa einer Pause oder doch noch einem Konzert ab und zu?</b><BR />Rabensteiner: Stunde Null war immer ein professionelles Projekt, das mit enorm viel Arbeit hinter den Kulissen verbunden war. „Nur“ zwei Konzerte im Jahr zu spielen bedeutet für uns wochenlange Planung, Booking, Technik, Proben – das ist nicht mal schnell gemacht. Und wir wussten: Wenn wir weitermachen, dann richtig. Aber genau das war eben nicht mehr möglich – weder emotional noch organisatorisch. Der klare Schlussstrich gibt uns als Menschen und vor allem als Freunde mehr Raum, die Zeit gut abzuschließen und Platz im Kopf für neues zu schaffen. Das Projekt halbherzig weiterzuführen hätte sich nicht richtig angefühlt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187979_image" /></div> <BR /><BR /><b>Du hast das hohe Arbeitspensum hinter den Kulissen angesprochen: Was bedeutet es überhaupt, eine Band auf professionellem Niveau zu führen?</b><BR />Rabensteiner: Angefangen hat bei Stunde Null alles ganz klassisch: ein paar Freunde, die sich treffen, ein Bier trinken und gemeinsam Musik machen. Aber mit der Zeit wuchsen auch unsere Ambitionen und unser Anspruch, das Projekt weiterzubringen. In den letzten Jahren haben wir alles selbst gemacht – Management, Booking, Label, Songwriting, Recording, Mixing und vieles mehr. Jeder von uns hat neben seinem Job enorm viel Energie, Zeit und Engagement ins Projekt gesteckt. Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir trotz der großartigen Erfolge und einer wunderbaren gemeinsamen Zeit, dieses Pensum nicht mehr stemmen können und wollen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187982_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wenn du zurückblickst: Was waren deine persönlichen Highlights aus über zehn Jahren Stunde Null?</b><BR />Rabensteiner: Ein ganz großer Moment war sicher das Konzert in der Münchner Olympiahalle 2018, als Support von Frei.Wild. Das war ein Kindheitstraum, der in Erfüllung ging. Auch unser Auftritt in der Commerzbank-Arena in Frankfurt war besonders. Dann natürlich, die ersten Chartplatzierungen – der Einstieg in die Top 100, später sogar Platz 11 – für uns ein unbeschreibliches Gefühl. Oder der Moment, als wir auf unserer ersten eigenen Tour im Backstage saßen – voller Sorge, ob überhaupt genug leute kommen würden, um den Saal zu füllen – und dann ein Bild vom Booker bekamen, der vor der Halle stand – mit hunderten Fans, die schon Schlange standen. Da wussten wir: Wir sind auf dem richtigen Weg.<BR /><BR /><b>Wie hat euch das Tourleben verändert – als Menschen, als Freunde?</b><BR />Rabensteiner: Man wird älter (lacht). Und irgendwann wird aus Freundschaft auch Business. Wir waren anfangs fünf beste Freunde, die eine Band gegründet haben. Später kamen Strukturen, Aufgaben, Verantwortung dazu. Es ging nicht mehr nur um Musik und Spaß, sondern auch um Organisation, Strategie, Zeitmanagement. Das hat Beziehungen verändert. Irgendwann mussten wir uns fragen: Können wir so weitermachen – oder zerreißt es irgendwann alles? Diese Frage hat uns zur Entscheidung geführt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187985_image" /></div> <BR /><BR /><b>Ihr verabschiedet euch mit einem neuen Song: „Danke für die Jahre“. Wie war das Feedback eurer Fans darauf?</b><BR />Rabensteiner: Wahnsinnig intensiv. Wir haben zwei, drei Monate lang überlegt, wie wir unseren Abschied gestalten wollen. Dann kam der Song – und das Feedback war überwältigend. Es war wohl der reichweitenstärkste Beitrag unserer Band-Geschichte. So viele persönliche Nachrichten, Kommentare, Reaktionen. Auch jetzt – Wochen später – sprechen uns noch Menschen an, viele verstehen es nicht, viele bedanken sich. Das ist schön, aber auch emotional herausfordernd.<BR /><BR /> <div class="embed-box"><iframe width="700" height="394" src="https://www.youtube.com/embed/Gbrcg8jy3QI?feature=oembed" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen title="Stunde Null - Danke für die Jahre (Offizielles Video)"></iframe></div> <BR /><BR /><b>Der letzte Auftritt in Südtirol steht bevor – am Freitag beim Rock im Ring Festival am Ritten. Was bedeutet das für euch?</b><BR />Rabensteiner: Sehr viel. Rock im Ring war für uns immer etwas Besonderes. Gefühlt waren wir bei jeder Ausgabe der Festivals dabei – zunächst vor der Bühne, irgendwann dann auf der Bühne. Unser erstes großes Konzert in Südtirol haben wir dort gespielt – jetzt dort auch den letzten Auftritt vor heimischen Publikum zu haben, ist ein Kreis, der sich schließt. Die Veranstalter sind inzwischen Freunde, das macht es noch persönlicher. Es wird ein emotionales Heimspiel, bei dem wir noch einmal alles geben werden.<BR /><BR /><b>Und wie geht es danach weiter – musikalisch, persönlich?</b><BR />Rabensteiner: Ich bin gerade dabei die letzten Spuren für unser Abschieds-Album aufzunehmen, um die Songs dann zum Mix zu schicken. Wir spielen im November Abschiedskonzerte in Bamberg, Bochum und Leipzig – mit der Veröffentlichung des Albums ist das Kapitel Stunde Null dann abgeschlossen. Für mich steht fest: Ich mache mit meinem Solo-Projekt weiter. Das war schon vor der Entscheidung zur Auflösung der Band ein Thema, eine erste Single habe ich bereits veröffentlicht. Ich brenne für die Musik, ganz ohne geht es bei mir auf keinen Fall. Meine Bandkollegen lassen es erst mal offen, jeder hat seine eigenen Pläne, neue Prioritäten, Familie, Beruf. Musik ist nicht mehr für jeden das Zentrum. Und das ist auch okay so.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187988_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wenn du zehn Jahre in die Zukunft blickst – wie möchtest du da auf Stunde Null zurückschauen?</b><BR />Rabensteiner: Mit Dankbarkeit. Für alles, was wir erreicht haben. Für die Musik, die bleibt. Für die Geschichten, die wir erzählt haben. Und vor allem für die Freundschaft. Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren sagen können: Das war genau die richtige Entscheidung – im richtigen Moment. So hat es auch meine Oma gesagt: Wenn du mit bestem Wissen und Gewissen entscheidest, war es richtig – egal, was später kommt.