Mit Ausdauer und Lust an der Konfrontation hat er in den vergangenen Jahrzehnten seine Vorstellungen von Theater und vor allem Oper durchgesetzt.Bei den Salzburger Festspielen, deren Intendant er von 1991 bis 2001 war, griff Gerard Mortier das vielen heilige Erbe Herbert von Karajans an.In der Nacht auf Sonntag starb der belgische Opern-Erneuerer 70-jährig an den Folgen einer Krebserkrankung."Enfant terrible" der europäischen KulturszeneDer aus Gent stammende ehemalige Jesuitenschüler und Jurist kam nach Stationen etwa in Frankfurt am Main, der Staatsoper Hamburg, dem Theatre national de l'Opera Paris und dem Theatre royal de la Monnaie in Brüssel nach Salzburg.Immer zu verbalen Bissigkeiten bereit, legte sich das „Enfant terrible“ der europäischen Kulturszene dort gleichermaßen mit dem konservativen Publikum und der Kulturprominenz an.Auch in der österreichischen Politik machte er sich nur wenige Freunde. Gleichzeitig förderte er bei den Festspielen die zeitgenössische Oper und sorgte für ein jüngeres Publikum.Für Schlagzeilen war Mortier dabei immer gut – egal ob er Kritikern Käuflichkeit und dem Sänger Luciano Pavarotti „Plärrerei“ unterstellte oder sich mit den Wiener Philharmonikern wegen deren Kosten zerstritt.Trotz Kritik hielt der damalige Kunstminister Rudolf Scholten (SPÖ) an Mortier fest und verlängerte 1996 dessen Vertrag.Seinen Abschied von den Festspielen ab dem Jahr 2001 verkündete Mortier – nach zahllosen Rücktrittsdrohungen in den Jahren davor – im Jahr 1999 aus eigenen Stücken.Weggefährten wie der Schweizer Regisseur Luc Bondy und der Chef der Filmfestspiele Cannes, Gilles Jacob, bezeichneten Mortier in ersten Reaktionen als „großen Operndirektor“ und „Innovator“.Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) strich die Bedeutung Mortiers für die Salzburger Festspiele heraus: „Er hat mit den 25 Opern des 20. Jahrhunderts, die er in Salzburg aufgeführt hat, maßgeblich zur Verjüngung der Festspiele beigetragen und zeitgenössische Impulse gesetzt.“apa/afp