Synergien nutzen und sie auch in innovativen Überschreitungen wirksam werden lassen, das ist sein Credo. Nach einem Überangebot an Veranstaltungen während des Sommers, starten nun schon die Theater, die Konzerthäuser und auch seine Konzertreihe mit einem Auftragswerk in die neue Saison. Ob man das nicht „neu denken“ sollte, haben wir Mathias Mayr gefragt....<BR /><BR /><BR /><b>Ist der auch noch so interessierte Besucher jetzt schon wieder startbereit?</b><BR />Matthias Mayr: Gab es denn eine Pause? Ich werde nicht müde, es immer und immer wieder zu wiederholen: So wie es das Angebot braucht, benötigen wir auch die Erholung von demselben. Es gibt zu viel! In Südtirol gibt es ein dermaßen reichhaltiges Kulturprogramm, dass sich die Veranstalter selbst und auch die dranhängenden Geldgeber über dieses „Zuviel“ Gedanken machen müssen. Nein, ich glaube nicht, dass noch so interessierte Besucher startbereit sind.<BR /><BR /><b>Es wird bereits kooperiert in der Kulturszene in Südtirol. Gibt es da aber noch mehr Luft nach oben, denn immer nur das eigene Süppchen kochen scheint auch nicht mehr zu funktionieren…</b><BR />Mayr: Absolut! Ich bin felsenfest der Meinung, dass ein Zusammenwirken der Köpfe unbedingt notwendig ist. Es wird in Zukunft vielfach notwendig sein, in Absprache und Synergie, zu kooperieren und so Kulturprojekte entstehen zu lassen. Aus Erfahrung weiß ich, dass das ein hartes Stück Arbeit ist. Aber, die Suppe schmeckt meiner Meinung nach, oft gemeinsam besser. Dieses Ziel der Synergie verfolge ich in jedem meiner Projekte und Konzertreihen.<BR /><BR /><b>Bozen etwa ist keine Tourismusstadt, also kann man nicht darauf zählen, die Säle mit auswärtigen Gästen zu füllen. Was ist ihr Rezept, Besucher anzulocken, bzw. was würden Sie sich wünschen?</b><BR />Mayr: Ich vertrete die Meinung, dass es sehr wohl ein „Zuviel“ an Konzerten oder Veranstaltungen geben kann. Es muss über die Sinnhaftigkeit einer Veranstaltung nachgedacht werden und auch über die Daseinsberechtigung. Und wenn es an jeder Ecke ein Gourmetrestaurant gibt, dann verliert der Kunde, das Publikum den Blick auf das Besondere. Als erster Ursprungsort für ein Interesse muss die Familie sein, die Schule ist sehr wichtig. Aber es muss, und das habe ich vor kurzem mit einer lieben Bekannten diskutiert, auch Verantwortung und Freiraum an ein mögliches, neues Publikum weitergegeben werden. Alle sprechen davon, dass Programm für junge Menschen gemacht werden muss. Wichtig ist aber, dass die jungen Menschen im Rahmen wichtiger Veranstaltungsreihen und -orte, in Teilen ihr Programm selbst gestalten können. Dann entwickeln sie eine Verbindung zur Kunst, denn ohne diese Verbindung und Neugier, erzieht man kein neues Publikum.<h3> Viele Rollen als Musiker</h3><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1079955_image" /></div> <BR /><BR />Als Solist war er schon mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia zu hören aber auch mit den Münchner Philharmonikern, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, dem Netherlands Philharmonic Orchestra und vielen anderen. <BR /><BR />Als Schlagzeuger hat er eine neue Ära an Musikern eingeleitet, die sich im klassischen Konzertbetrieb etabliert haben. Simone Rubino, der 2014 fulminant den ARD-Musikwettbewerb gewonnen hat und 2016 den Crédit Suisse Young Artists Award im Rahmen des Lucerne Festivals erhielt, wird nun die Herbstsaison des Konzertvereins Bozen eröffnen. Seit April 2023 ist er auch Professor für Schlagzeug an der „Universität der Künste“ in Berlin. Was er als Musiker erreichen will, erklärt er im Gespräch. <BR /><BR /><BR /><b>Wie sehen Sie Ihren Weg als Musiker? Haben Sie ihn sich immer so gewünscht?</b><BR />Simone Rubino: Eigentlich schon, auch wenn es natürlich Überraschungen gegeben hat, die man nicht vorhersehen kann. Von Anfang an war ich davon überzeugt, dass man den Verlauf eines Weges nur bis zu einem gewissen Punkt beeinflussen kann. Im Zentrum stand immer schon die interdisziplinäre Arbeit. Du selbst musst dich als Musiker in alle möglichen Richtungen entwickeln. Und es ist notwendig, dass diese Rolle über die des Interpreten hinausgeht. Als Komponist, als Dirigent, als Interpret und vor allem als Lehrender sollte dieses Ziel nicht aus den Augen verloren werden. Das war immer schon in meiner Vorstellung: Mit einer allumfassenden Sichtweise auf die Musik, sie auch sehr breit zu leben und zu erleben.<BR /><BR /><BR /><b>Und wie sehr ist es notwendig, sich als Musiker immer wieder neu zu erfinden?</b><BR />Rubino: Der Interpret selbst muss sich als Erfinder sehen. Schon eine Interpretation geht eine Symbiose mit der Erfindung ein. Natürlich sind Interpret und z.B. Komponist in ihrer Aufgabenstellung verschieden. Aber der Geist, der beiden zugrunde liegt, ist eigentlich derselbe. Ja, er ist notwendig sich immer neu zu erfinden oder besser, sich in Frage zu stellen. Wichtig ist, dass der Vorsatz des Musikers, egal ob Interpret oder Komponist, immer von Qualität geleitet wird.<BR /><BR /><BR /><b>Sie haben einen Kompositionsauftrag bekommen, warum haben Sie sich für eine Messe entschieden?</b><BR />Rubino: Es gibt mehrere Gründe, warum ich den Auftrag angenommen habe und warum es dann eine Messe geworden ist. Der plausibelste ist der, dass ich immer die horizontale Ebene herausarbeiten wollte. Ich meine damit die Tiefgründigkeit der Perkussion. Man wirft den Blick auf einen Gegenstand, ist aber nicht imstande die komplexe Zusammenstellung desselben zu erkennen. Man kann somit auch die Gegenüberstellung zwischen Oberflächlichkeit und Tiefgründigkeit thematisieren. Und sobald ich über Tiefgründigkeit spreche, bin ich nahe am Geistigem, an etwas Besonderem und gar Heiligem. Ich mache das sehr gerne zu meinem Inhalt, weil die Perkussion in der Musikgeschichte alles andere, nicht aber die Vermittler-Rolle des Geistlich-Heiligen eingenommen hat. Als Interpret suche ich immer diese Entdeckungen. Ich wollte mich aber auch mit unserer Rolle des Christ-seins auseinandersetzen. Das hat nicht unbedingt mit Glauben zu tun. Deshalb kommt die Komposition einer Messe auch einer Suche nach unseren Wurzeln gleich. Ich bin sehr glücklich, diese Suche begonnen zu haben.<BR /><BR /><BR /><b>Termin:</b><BR />4.10., 19.30 Uhr, Dominikanerkirche Bozen <BR />Programm: Simone Rubino, Komposition und Leitung; Mengting Wu, Sopran;<BR />Jasmin Hoppe, Alt; Perkussion Ensemble Cl. Monteverdi<Rechte_Copyright></Rechte_Copyright>