Dieser gehört zu den 5 wichtigsten auf der Welt. Damit die Pianisten bei der Vorauswahlrunde zum Wettbewerb trotz Pandemie teilnehmen konnten, hat sich Kainrath 2020 das Golcal Piano Project ausgedacht. Er verlegte die Auftritte in die Hauptstädte, aus denen sie stammten und übertrug ihr Spiel online. Nun ging die 2. Runde zu Ende.<BR /><BR /><b>STOL: 12 Orte, 3 Kontinente, 100 angehende Pianisten: Das Glocal Piano Project ging 2022 in die zweite Runde, laut Zahlen ein Erfolg. Wie wurden die Konzerte in den einzelnen Orten aufgenommen?</b><BR /><b>Peter Paul Kainrath:</b> Das Glocal Piano Project war 2020 unsere Antwort auf die lockdownbedingte Unmöglichkeit als Künstler zu reisen. Damals haben wir in jedem Staat, in dem sich ein Kandidat befand, Auftrittsmöglichkeiten hergestellt – bei Ausschluss von Publikum. Mit dem großen Zuspruch zu diesem Projekt und dem enormen Internationalierungsschub, den wir dadurch erfahren haben, war es klar, dass dies nur der Auftakt zu einem neuen Projekt sein kann, das den Busoni Wettbewerb in Zukunft noch stärker prägen wird. Die Konzerte wurden gut angenommen und die Identifizierung seitens der lokalen Klavierfreaks mit unserer Arbeit wird uns künftig noch weitgehender vernetzen. Es gibt keinen zweiten Wettbewerb weltweit, der dermaßen global auftritt.<BR /><BR /><b>STOL: Die Darbietungen der Vorauswahlrunde zum Busoni Wettbewerb 2023 konnten auch online verfolgt werden. Wie waren die Besucherzahlen?</b><BR />Kainrath: Wir wollen eigentlich nicht mehr von einer Vorauswahlrunde sprechen; das Glocal Piano Project kann als großes Klavierfestival verstanden werden, das weltweit stattfindet und dann in der online Welt über 10 Monate lang besucht werden. Unser Wettbewerb beginnt also mit einem Festival. Mindestens 35.000 Musikbegeisterte haben unseren Online-Auftritt besucht und über 10.000 davon haben sich an der online Abstimmung von 4 Kandidaten beteiligt.<BR /><BR /><b>Sie hatten auch russische und ukrainische Teilnehmer. Einige der jungen Pianisten sind in andere Städte ausgewichen...</b><BR />Kainrath: Unsere Haltung war und ist klar: Ablehnung jeglicher Propaganda, Verurteilung des russischen Überfalls auf die Ukraine aber gleichzeitig alle Kandidaten, gleich welcher Nation sie angehören, bei uns willkommen zu heißen. Es war für uns unmöglich eine Station des GPP in Moskau zu organisieren, und so sind wir für jene Talente, die aktuell in Russland studieren, nach Istanbul ausgewichen, da diese Stadt eine der ganz wenigen Reisedestinationen darstellt, die auch von Russland aus noch erreicht werden können.<BR /><BR /><b>Auch die chinesischen Teilnehmer haben kaum in China gespielt, warum?</b><BR />Kainrath: In China gibt es nach wie vor vehemente Lockdowns; wir haben dort für 3 Kandidaten 3 unterschiedliche Auftrittsmöglichkeiten geschaffen. Die anderen chinesischen Künstler sind schon seit längerem nach Europa oder vor allem in die USA gezogen und zogen es daher vor, außerhalb Chinas am GPP teilzunehmen.<BR /><BR /><b>Durch dieses Projekt erhält der Busoni Klavierwettbewerb weltweit noch mehr Sichtbarkeit. Werden Sie es in Zukunft weiterführen, oder werden Sie die Vorauswahlrunde wieder nach Bozen bringen?</b><BR />Kainrath: In absehbarer Zeit und soweit der Verwaltungsrat und die Stadtregierung meiner Empfehlung folgen wollen, wird das Glocal Piano Project ein maßgebliches strategisches Instrument für diesen Wettbewerb bleiben.<BR /><BR /><b>Ihr Credo ist in allen Ihren Unternehmungen: Vielfalt wagen. Ist das gelungen?</b><BR />Kainrath: Das Gelingen müssen andere beurteilen; aber das Wagnis zählt zu den ureigensten Kräften einer starken Kulturarbeit.<BR /><BR /><b>Ihr Credo ist auch: Neues wagen. Welche Neuheiten wird es geben, wenn im Spätsommer 2023 der Busoni Klavierwettbewerb in Bozen stattfindet?</b><BR />Kainrath: Nach den Anmelderekorden der letzten Jahren, wollten wir die Anforderungen für die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals verschärfen, einfach auch weil der Musikbetrieb sehr vielseitige Künstlerinnen und Künstler braucht. Angemeldet haben sich zu dieser Ausgabe dann noch mehr als in der vorvergangenen Ausgabe. Jedenfalls werden die Pianistinnen und Pianisten im Kammermusikfinale auch ein Solo-Werk spielen, müssen 2 Klavierkonzerte vorbereiten, und aus dem wird dann eines ausgewählt. Darüber hinaus wird das Finalissimo mit dem Haydn Orchester erstmals an einem Sonntagvormittag stattfinden – wir hoffen damit den festlichen Charakter zusätzlich zu betonen und können gleichzeitig mit einer eingepreisten Zeitverschiebung zur Hauptsendezeit das immer wichtiger werdende asiatische Publikum über die Live-Übertragung von Rai Südtirol/Rai 5 erreichen.<BR /><BR />Interview: Eva Bernhard