50 ausgewählte Musiker aus ganz Europa erhalten bei der Akademie im intensiven Unterricht, welcher in die Bereiche Kammermusik, Einzelunterricht und sinfonische Musik gegliedert ist, mit hochqualifizierten Dozenten die Gelegenheit für einen bedeutenden Qualitätssprung in ihrer musikalischen Karriere.Wie jedes Jahr finden parallel zu den Meisterkursen, welche dank der großzügigen Unterstützung vom Europäischen Sozialfond abgehalten werden, vom 10. bis zum 23. September vier Kammerkonzerte – von Studenten und Dozenten der Akademie – und ein Sinfoniekonzert statt. 10 Oktober: Kammermusik von Felix Mendelssohn-BartholdyKaum ein kompositorisches Oeuvre wird bis heute so widersprüchlich beurteilt wie das von Felix Mendelssohn-Bartholdy - ästhetisch umstritten, zeitgeschichtlich eine hoch interessante Figur: bis heute gibt Mendelssohn der Welt Rätsel auf. Ihm sind die ersten beiden Konzerte am Samstag, den 10. Oktober um 16 und um 20 Uhr im Konservatorium C. Monteverdi in Bozen gewidmet. 11 Oktober: Werke von Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi Ein gänzlich anderes Programm wird hingegen am Sonntag, den 11. Oktober um 20.30 Uhr in der Franziskanerkirche mit Kompositionen von Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi präsentiert. 1809 in eine gehobene und wohlhabende Hamburger Familie hineingeboren, lebte Felix Mendelssohn-Bartholdy ab dem zweiten Lebensjahr in Berlin, wo er in den Genuss einer intensiven literarischen und musikalischen Bildung kam; er galt als Wunderkind und wurde vom betagten Goethe sehr geschätzt. Im Alter von 13 Jahren veröffentlichte er sein erstes Werk, ein Klavierquartett, auch wenn sein Interesse für die Komposition bereits von Kindheit an sehr ausgeprägt war; die Leidenschaft für die Musik begleitete ihn in einer fieberhaften Aktivität bis zu seinem verfrühten Tod im Alter von 38 Jahren.Mendelssohn war ein ausgeglichener und gelassener Komponist, der es schaffte, Unruhe und Spannung in einer klassisch proportionierten Form zu vereinen, und ein ernsthafter Kenner der deutschen Musikgeschichte; seine Wiederentdeckung von Bach bescherte ihm gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Feindseligkeit der wagnerschen Erneuerer, antijüdische Vorurteile und schlussendlich eine Beurteilung der Historiker, nach denen sein Werk keinerlei Einfluss auf die Musikgeschichte haben würde.Sein 200. Geburtstag in diesem Jahr ist der Höhepunkt einer Aufwertung des deutschen Musikers, die bereits vor Jahren begonnen hat (man denke an die Anstrengungen des Dirigenten Kurt Masur oder an jene von Christopher Hogwood). Jürgen Kussmaul, künstlerischer Leiter der Akademie, möchte den Meisterkursteilnehmern und dem Publikum die Möglichkeit geben, an dieser spannenden Debatte, einer der leidenschaftlichsten Stildiskussionen unserer Zeit, teilzunehmen.Das Nachmittagskonzert sieht die Aufführung der Quintessenz der Kammermusikwerke des Komponisten vor; weich, raffiniert, intim und gleichzeitig strahlend und lieblich: das Trio in c-moll (op. posth.) für Geige, Bratsche und Klavier, gefolgt von den drei bekannten Quartetten für Klavier op. 1 c-moll, op. 2 f-moll, op. 3 h-moll und vom Oktett für Streicher op. 20 Es-Dur. Das Nachmittagsprogramm schließt mit dem Streichquintett op. 87 B-Dur und dem Streichquartett op. 44 Nr. 2 e-moll ab, in dem das strikte Beethovensche Modell im Licht einer fließenden melodischen Fantasie neu interpretiert wird. Es sind Werke, in denen der deutsche Komponist mit verschiedenen Tiefen spielt, die klassische Lehre vom Gleichgewicht der Form und des Ausdrucks einerseits unerschütterlich beibehaltend, andererseits dem musikalischen Material ein kontinuierliches Fließen von bezaubernden Melodien, ausgeklügelten Kontrapunkten und Atmosphären schenkend, welche einen einzigartige Romantik besiegeln, ein Modell der Vereinigung zwischen tiefgründiger Erhabenheit und kristallklarer Schönheit.Das Abendkonzert um 20.30 Uhr gibt den Studenten der Akademie die Möglichkeit an der Seite des Moscow Rachmaninov Trios aufzutreten, einem hervorragenden Ensemble bestehend aus Musikern, welche die Konzertkarriere mit der Unterrichtsaktivität bei Meisterkursen verbinden. Das Programm, das ebenfalls der Wiederentdeckung der Werke von Mendelssohn gewidmet ist, wird mit einem von seinem Zeitgenossen Schumann sehr geschätzten Werk eröffnet: das Klaviertrio d-moll op. 49; diesem folgt die Sonate c-moll für Viola und Klavier und der unbeschwerte Erfindungsreichtum des bekannten Klaviertrios c-moll op. 66.Der Eintritt zu den Kammerkonzerten ist frei.