Ein Saisonauftakt der ganz besonderen Art: Am 13. Oktober eröffnet das Haydn Orchester unter Gustav Kuhn im Konzerthaus Bozen die Saison 2009/2010. Auf dem Programm steht ein einziges Werk: Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 9 in D-Dur. Die Partitur war im September 1909 - vor genau 100 Jahren - in Toblach abgeschlossen worden. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr und wird am 14. Oktober in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) wiederholt.Der Tod ist allgegenwärtig In Gustav Mahlers neunter Sinfonie ist der Tod allgegenwärtig. Und das ist kein Wunder. Mahlers erfolgreiche, aber turbulente Herrschaft an der Wiener Hofoper war brüsk zu Ende gegangen. Gerade hatte er eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der New York Metropolitan Opera begonnen, als die Aussichten auf eine gesicherte Zukunft von der Diagnose einer schweren Herzkrankheit zunichte gemacht wurden.Zudem trafen ihn in kurzer Zeit Schicksalsschläge: Seine älteste Tochter Maria starb an Scharlach, seine Frau Alma verliebte sich in den Architekten Walter Gropius. Der britische Musikwissenschaftler Deryck Cooke, der Mahlers unvollendete 10. Sinfonie vervollständigte, bezeichnete die Neunte als Mahlers „Finstere Nacht der Seele" - nicht umsonst nimmt die Figur des Komponisten in Thomas Manns Erzählung „Tod in Venedig" und - zusätzlich verstärkt - in Lucchino Viscontis gleichnamiger Verfilmung eine Schlüsselrolle ein.Mahlers Neunte stellt sowohl einen Gipfel der spätromantischen Kompositionskunst dar, als auch die Vorahnung des Endes der Tonalität. Es gibt kein Entkommen von dem Leiden, letztlich keine Flucht in die Schönheit der Schöpfung. 1912 von Bruno Walter uraufgeführt Das Vergehen der Zeit, grausame Ironie und Bitterkeit verzerren das Bild. Die zögernde Einleitung des ersten Satzes gibt noch keinerlei Hinweis auf die Schlacht, die bald toben soll, oder auf die gewaltige kompositorische Errungenschaft, die sie letztlich darstellen wird. Tröstliche, vertraute Landschaften werden heraufbeschworen, aber schon die Verwandlung des Hauptthemas in ein klagevolles Echo von Johann Strauß' „Freut euch des Lebens" verrät die Wahrheit. Auch gibt es eine vielsagende Referenz zur „Abschied"-Phrase aus Beethovens „Les Adieux". Sie wird - verwandelt - im Finale wiederkehren. Wie es Alban Berg ausdrückte: „Der ganze Satz ist durchdrungen von der Vorahnung des Todes". Die 1912 von Bruno Walter uraufgeführte Sinfonie kann deshalb auch als Abgesang einer gesamten Epoche - der so genannten Belle Epoque - gedeutet werden, die 1914 in den Schützengräben des 1. Weltkriegs unterging. Das Rondo-Finale stellt eine erstaunliche Errungenschaft dar, musikalisch wie spirituell, und ist hart erkämpft. Das Gefühl von Verlust, von Abschied, von herzzerreißender Nostalgie, wandelt sich zu stillem Ernst. Es gibt keinen großen Jubel, keinen Ansatz von Siegesgefühl. Und schließlich, am Ende, kehrt Mahler zu seinen Kindertotenliedern zurück und gesellt sich „auf jenen Höh'n" zu den geliebten Verstorbenen. Kartenvorverkauf Tickets an den Kassen des StadttheatersVerdiplatz 40, 39100 BozenTel. 0471/053 800