In den 1990ern wollte <Fett>Giorgio Moroder</Fett> in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller und Philosophen <Fett>Umberto Eco</Fett> den Italienern eine neue Hymne komponieren. Weil ihm die alte zu schwülstig klang. Nein, nein, keine Sorge, Moroder schreibt nicht gerade die Tiroler Landeshymne um. Dieses Beispiel soll nur veranschaulichen, in welchen Dimensionen der gebürtige Grödner zu Hause ist. <BR /><BR />Seine Notenblätter verschwanden außerdem auf Nimmerwiedersehen in der Schublade des damaligen Ministerpräsidenten <Fett>Silvio Berlusconi</Fett>. Und die Italiener? Die hatten davon nichts erfahren. Vielleicht hätte ihnen Moroders „Fratelli d'Italia“-Alternative ja gefallen. Immerhin hatte der Südtiroler kurz zuvor mit „Un'estate italiana“ den Soundtrack einer ganzen Fußball-Generation geliefert. <BR /><BR />Den halbrunden Geburtstag wird Giorgio Moroder in Los Angeles verbringen, seit Jahrzehnten seine Wahlheimat. Nach St. Ulrich kommt er noch regelmäßig zurück, diesen Sommer wieder, erzählte er der dpa. Dort wollte er nach der Schule zunächst Skilehrer werden. Die Mutter hätte ihn gern als Vermessungstechniker bei der Gemeinde gesehen. Es wurde die Musik. <BR /><BR />Als Teenie griff Giorgio – von Freunden auch „Hansjörgele“ genannt – noch selbst zur Gitarre und tingelte durch Europa. Er landete als Sänger 1969 sogar einen kleinen Hit: „Looky Looky“. Doch Moroder befand, sein Talent reiche nicht. Er begann zu komponieren und ging nach München, um deutsche Schlager zu produzieren. <BR /><BR />In Bayern nahm die Karriere des Südtirolers dann eine neue Richtung – und volle Fahrt auf. In seinem Studio „Musicland“ entstanden Platten unter anderem von den Rolling Stones, Queen, Led Zeppelin und Iron Maiden. Ende der 1960er-Jahre entdeckte Moroder den Synthesizer für seine Musik. „Was konnte die Zukunft besser repräsentieren als der Synthesizer?“, erzählte er später dem „Zeit-Magazin“. <h3> 17-Minuten-Schnauferl am Anfang der Karriere</h3>Schlüssel zum internationalen Durchbruch von Giorgio Moroder war ein provozierter Skandal. 1975 nahm er mit der jungen Sängerin LaDonna Andrea Gaines, die mit dem Musical „Hair“ nach Deutschland gekommen war, einen Song auf. Er anglisierte den Namen der mit einem Österreicher namens Sommer verheirateten alleinerziehenden Mutter und ließ sie 17 Minuten lang ins Mikrofon „Love To Love You Baby“ stöhnen. Dutzende Radiostationen setzten die Münchner „Schnauferl“ auf den Index, doch das Stück wurde zum Welterfolg, erfand nebenbei den Eurodisco-Sound und zündete die Karriere der <Fett>Donna Summer</Fett>. <BR /><BR />Nach zwei Jahrzehnten machte eine neue, an der Hauswand vorbeidonnernde U-Bahn-Linie dem „Musicland“ den Garaus. Doch da war Moroder schon in Amerika. In Hollywood versuchte er sich ab 1978 mit Filmmusik – und gewann sofort einen Oscar. Dem Soundtrack für das Gefängnisdrama „12 Uhr nachts – Midnight Express“ folgte ein Erfolg nach dem anderen: „American Gigolo“, „Flashdance“ (Oscar 1982), „Top Gun“ (Oscar 1986) – alles Filme, in denen die Musik nicht einfach nur Beiwerk ist. Kein Wunder, dass <Fett>Elton John</Fett> (78), <Fett>Barbra Streisand</Fett> (82), die Eurythmics, <Fett>Freddie Mercury, David Bowie</Fett> und <Fett>Cher</Fett> (78) gern mit dem Grödner arbeiteten. Über 100 Goldene Schallplatten, viele aus Platin, drei Oscars, vier Golden Globes und zwei Grammys wurden ihm verliehen; 2004 wurde er in die Dance Hall of Fame aufgenommen. Heute gilt Moroder als „Godfather der Dance-Music“. Aber auch in den Kirchen hat der Grödner einen „Langzeit-Hit“ gelandet. Bei vielen Messfeiern wird sein 1975 komponiertes „Vater unser“ gesungen.<BR /><BR />„Kunst machen kann jeder. Aber Kunst zu machen, die sich auch verkauft – das ist eine Kunst“, hat er einmal gesagt, und prächtig verkauft haben sich auch seine Sporthymnen. „Reach Out“ war es 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, „Hand in Hand“ vier Jahre später in Seoul und „Forever Friends“ 2008 in Peking. Und als Deutschland 1990 Fußballweltmeister wurde, geschah dies zu den Klängen von Moroders „Un'estate italiana“, gesungen von <Fett>Gianna Nannini</Fett> (70) und <Fett>Edoardo Bennato</Fett> (78).<BR /><BR />Apropos Italien. Das Land hat ihm seinen „Vorstoß“ in Sachen Hymne verziehen. Jahre später wurde der Grödner von Staatspräsident <Fett>Carlo Azeglio Ciampi</Fett> zum „Commendatore“ der italienischen Republik ernannt.<BR /><BR />Gegen Ende der 1980er wurde es ruhiger um Moroder. Neben der Musik entwarf er einen eigenen Sportwagen, womit er nach eigener Aussage „viel Geld verbrannte“, und er produzierte Kurzfilme. „Ansonsten habe ich viel Golf gespielt und Kreuzworträtsel gelöst“, erzählte er später einmal der „taz“. „Eigentlich habe ich oft nichts gemacht.“<BR /><BR />Bis Daft Punk auf ihn zukam und den Altmeister der elektronischen Popmusik einfach erzählen ließ. Wie er den Synthesizer für sich entdeckte und dann einen „Klick auf die 24. Spur“ setzte. Mit über 75 Jahren ging Moroder noch einmal als DJ auf Tour und trat auch in Südtirol auf. <BR /><BR />2022 musste der Komponist dann einen bitteren Verlust verkraften: Seine mexikanische Frau <Fett>Francisca</Fett>, mit der er seit 1990 verheiratet war (1989 war der gemeinsame Sohn <Fett>Alessandro</Fett> zur Welt gekommen), starb. <h3> Exklusiv: Musik für die Brixner Lichtshow</h3>Und jetzt die große Neuheit. Moroder, der im Vorjahr den „Davide di Donatello“-Preis, den italienischen Oscar, für sein Lebenswerk erhalten hat, komponiert exklusiv für die beliebte Licht- und Musikshow (sie feiert heuer ihr Zehnjähriges) eine neue Klangwelt. Der Veranstalter – die Brixen Tourismus Genossenschaft – verspricht einen faszinierenden Soundtrack, der mit elektronischer Energie, emotionaler Tiefe und filmischer Weite die Lichtshow auf eine neue Ebene hebt – ein sinnliches Gesamterlebnis aus Licht und Musik. „Brixen gratuliert herzlich und bedankt sich mit dieser Hommage für ein Lebenswerk, das Generationen bewegt hat. Danke für die Musik, die unser Licht zum Strahlen bringt“, lautet es in einer Aussendung.<BR /><BR />Die Show findet traditionsgemäß in der Weihnachtszeit im stimmungsvollen Innenhof der Hofburg Brixen statt und wird erneut von der genialen französischen Lichtkünstlergruppe „Spectaculaires – Allumeurs d’Images“ rund um <Fett>Benoit Quéro</Fett> gestaltet. Sie schreibt auch die Geschichte der Show. Die diesjährige Ausgabe läuft vom 21. November bis zum 6. Jänner 2026.