Prof. Peter A. Winkler (68) blickt auf eine jahrzehntelange Karriere als einer der weltweit einflussreichsten Neurochirurgen zurück. Jetzt, nach seiner Emeritierung, möchte der Professor Emeritus und ehemalige Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie Salzburg sein Wissen weitergeben. Aber noch etwas liegt dem gebürtigen Girlaner besonders am Herzen: die von ihm ins Leben gerufene Veranstaltung „European Medical Forum South Tyrol – Prof. Winkler’s Gesundheitstreff“, deren fünfte Ausgabe am kommenden Samstag, 26. Oktober, stattfindet – in memoriam seines Bruders.<BR /><BR />„Man hat ja auch als Arzt schwere Schicksale in der Familie“, erzählt Prof. Peter A. Winkler. „Mein älterer Bruder Helmuth, Hoferbe und Gründer der Sektkellerei Winkler in den 1970er-Jahren, ist durch einen zum Teil auch ärztlich bedingten Behandlungsfehler ins Koma gefallen, ins sogenannte Locked-in-Syndrom. Das war für die Familie eine sehr schwere Zeit, und nach 11 Jahren im Koma ist er 2012 gestorben.“<h3> Veranstaltung für Bevölkerung und Fachleute</h3>Im Gedenken an seinen Bruder und als Geschenk an sein Heimatdorf organisiert der Wahlmünchner Winkler seit 2017 das „European Medical Forum South Tyrol“. „Ich glaube, dass man die Schönheit Südtirols – gerade im Herbst in Girlan, mit der schneebedeckten Texelgruppe im Hintergrund und den bunt gefärbten Weinbergen im Vordergrund – komplettieren kann, indem man auch akademisch etwas bietet“, sagt er.<BR /><BR />„Das Ziel ist, die Bevölkerung, aber auch Fachleute aus dem In- und Ausland ehrlich und auf Augenhöhe zu informieren, was die Medizin heute leisten kann und welche Errungenschaften es gibt“, erklärt Winkler. Dabei waren von Anfang an sowohl internationale als auch Südtiroler Referenten dabei. „Gleichzeitig machen wir im Anschluss zum Auflockern – da Medizin ja oft bedrückend sein kann – etwas für die Seele“, betont der leidenschaftliche Hobbymusiker. „Wir machen abends zusammen Musik bei einem Glas Wein.“<h3> Saxofon, Schlagzeug & Co.: Leidenschaft Musik</h3>Die Themen der Veranstaltungen – am kommenden Samstag, 26. Oktober, findet im Tannerhof in Girlan die fünfte Ausgabe statt – haben meistens mit dem persönlichen Schwerpunkt des Neurochirurgen zu tun. „Und ich habe noch die Musik dazu genommen, die eine meiner großen Leidenschaften ist“, erzählt der gebürtige Girlaner, der unter anderem Saxofon und Schlagzeug spielt.<BR /><BR />Winkler spielte die Klarinette in der Musikkapelle, hatte in seiner Jugend auch eine Band. „Dann habe ich lange keine Musik mehr gemacht. Denn neben Studium und Ausbildung, die ich nur dank großen Einsatzes und eines Hochbegabtenstipendiums der Republik Österreich absolvieren konnte, blieb keine Zeit.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1087158_image" /></div> <BR /><BR />Erst in den USA habe er nach dem „elektrisierenden“ Besuch eines Jazz Clubs wieder mit der Musik angefangen, unter anderem mit Kollegen die Band „Skull Base Combo“ gegründet und damit jahrelang auf Medizinerkongressen gespielt.<BR /><BR />„Musik fördert den Parasympathikus“, erklärt der Neurochirurg. „Der Blutdruck wird runterreguliert, die Pulsfrequenz sinkt, das heißt, das ist alles sehr gesund. Nicht nur beim Musikhören, sondern auch beim Spielen.“ Das habe er bei sich selbst immer wieder gemessen, wenn er nach einem schweren Tag mit vielen Operationen und großer Belastung das Saxofon in die Hand genommen habe. „Diesen Stress muss man umwandeln in Eustress, guten Stress. Dabei hilft die Musik. Und wenn man dann noch diese Freude an andere vermitteln kann, kommt eine Botschaft rüber.“<h3> Wissen und Erfahrung für junge Neurochirurgen</h3>Diese Erfahrungen gibt Winkler nun, zusätzlich zu seinem umfangreichen Fachwissen, an die nächste Generation von Neurochirurgen weiter. Unter anderem im Rahmen seiner Gastprofessur an der Charité in Berlin oder auch beispielsweise des „World Congress of Medical Students of Neurosurgery“. <BR /><BR />„Die Neurochirurgie ist ein schweres Gebiet. Ich habe den jungen Leuten gesagt, was sie später erwartet, welche Belastungen es gibt, wie man damit umgeht, wie man parallel eine Familie aufbauen kann“, erklärt Winkler. „Vor allem auch, dass man durchaus noch ein Leben neben dem fachlichen haben kann, dass das sogar eine Konterbalance ist.“ Zudem hat sich eine Zusammenarbeit mit der Universität von Florenz ergeben, wo es im kommenden Jahr eine Konferenz über Medizin und Musik geben wird. <BR /><BR />„Thematisch ist dieses Jahr hochinteressant“, sagt Winkler: „Herz & Hirn – ein taktvolles Zusammenspiel“ lautet der Titel der Veranstaltung am kommenden Samstag. Er selbst wird in seinem Vortrag „Musik und Medizin aus der Perspektive eines leidenschaftlichen Neurochirurgen und Musikers“ darauf eingehen, wie das Gehirn bzw. die Psyche das Herz beeinflussen kann, über das vegetative Nervensystem, über das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Und auch über die beruhigende Wirkung von Musik. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1087161_image" /></div> <BR /><BR />Die beiden anderen Referenten sind der Psychiater Prof. Andreas Conca, Leiter und Koordinator des Psychiatrischen Dienstes des Südtiroler Sanitätsbetriebs („Klarer Kopf und kräftiges Herz – die Seele als Vermittlerin“), und der Neurologe Prof. Max Hilz, Professor an der Universitätsklinik Erlangen und an der Cornell University New York („Mir wird schwarz vor Augen – verschiedene Ursachen des plötzlichen Bewusstseinsverlustes“).<BR /><BR />Im Anschluss lädt Peter A. Winkler in der Sektmanufaktur Winkler mit seiner Jazz-Combo – mit dabei sind die Profi-Musiker Jan Eschke (Klavier), Harry Alt (Schlagwerk) und Uli Fiedler (Kontrabass) – zum musikalischen Abend „Jazz & Pearls“, bei dem die Erzeugnisse der Manufaktur ebenfalls im Vordergrund stehen. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.