Für Hansjörg Profanter sind Kunst und Kultur das, was einen Menschen ausmacht, Kunst ist eine Art Kommunikation mit den Mitmenschen, sie will etwas ausdrücken und mitteilen. Die Kunst ist kein Luxus. Sie ist das, was wir alle irgendwo und in irgendeiner Form suchen und brauchen. Schönheit ist für ihn die Natur und das Einfache. <BR /><BR /><BR /><b>Können Sie sich an Ihr erstes Werk erinnern, das Sie gespielt haben?</b><BR />Hansjörg Profanter: Ja, mein erstes Orchesterwerk war die „Die Schöpfung“ von Josef Haydn. Als ich in Bozen am Konservatorium studierte, ich war damals vielleicht 18, durfte ich mit dem Haydn Orchester Bozen und Trient als Aushilfe mitspielen. Das Werk hat mich total fasziniert und begeistert. „Und eine neue Welt“, so kommt es in diesem Oratorium vor – diese neue Welt tat sich damit für mich auf. Noch heute empfinde ich dieses Werk als eines der schönsten und meine Begeisterung dafür ist noch genauso wie damals.<BR /><BR /><b>Welches Werk hat Sie bewogen diesen Weg einzuschlagen?</b><BR />Profanter: Mit ungefähr 14 Jahren hörte ich zu Hause eher zufällig und beinahe nebenbei im Radio „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss. Ich war von den Harmonien und allgemein von dieser Musik so fasziniert, dass sich in mir den Wunsch und die Absicht festigte, die Musik als meinen Beruf zu wählen.<BR /><BR /><b>Gibt es ein Ereignis, das Ihr Weltbild total verändert hat?</b><BR />Profanter: Nach meiner Auffassung ist die Welt und das Geschehen auf unserem Planeten immer im Fluss. Daher gibt es für mich nicht ein Ereignis, das mein Weltbild total verändert hat. Als unglaublich wichtig, erlösend und befreiend jedoch empfand ich das Ende des kalten Krieges. Eine für mich gefühlte bedrohliche Lage hat sich damit entspannt und lies mich mit mehr Optimismus in die Zukunft schauen.<BR /><BR /><b>Mehr denn je hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass die Gesellschaft Kultur braucht, weil</b>...<BR />Profanter: Kunst und Kultur ist das, was den Menschen ausmacht. Wenn vor zig-tausend Jahren die Menschen Zeichen in die Höhlenwände ritzten, dann ist das für mich Kunst. Der Mensch will sich mitteilen, er möchte etwas ausdrücken, etwas weitergeben und jeder, der dies sieht, hört und annimmt wird ein Teil dieser Kunst.<BR /><BR /><b>Wer ist für Sie der bedeutendste Künstler der Geschichte?</b><BR />Profanter: Es ist schwierig Dichter, Schriftsteller, Maler, Musiker, Komponisten, Schauspieler, Architekten usw. vergleichen. Als einen der größten Künstler sehe ich Michelangelo Buonarroti an. Er war ein<BR />Gigant auf vielen Gebieten, sei es als Bildhauer, Maler, Baumeister und Architekt. Ebenso schrieb er wunderschöne Sonette.<BR /><BR /><b>Welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?</b><BR />Profanter: Wo nimmt er diese Fantasie her, diese Überzeugungskraft, diese Energie, diesen Willen, diese Ausdauer? Welche Entbehrungen und inneren Kämpfe muß er auf sich nehmen um derartiges zu leisten und welche Kränkungen muß dieser Künstler erleiden, weil viele seiner Zeitgenossen seine Werke nicht verstehen und ablehnen.<BR /><BR /><b>Was bedeutet für Sie Schönheit?</b><BR />Profanter: Schönheit ist das Natürliche, sehr oft das Einfache, vieles was wir tagtäglich sehen oder eben manchmal auch nicht sehen.... Die Natur birgt alle Schönheit in sich...(wie es in der „Schöpfung“ von J. Haydn beschrieben wird...).<BR /><BR /><b>Der französische Poet Théophile Gautier prägte den Begriff „L'art pour l'art“ (Kunst der Kunst willen) und machte so 1835 erstmals die Kunst selbst zum Thema. Einen Luxus, den man sich heute noch leisten kann?</b><BR />Profanter: Damit kann ich nichts anfangen. Ich glaube, dass Kunst eine Art Kommunikation mit den Mitmenschen ist und etwas ausdrücken und mitteilen will. Die Kunst ist kein Luxus. Sie ist das, was wir alle irgendwo und in irgendeiner Form suchen und brauchen.<BR /><BR /><b>Was würden Sie gerne einmal einem Kunstkritiker sagen?</b><BR />Profanter: Kunstkritiker haben oft einen großen künstlerischen Horizont, sind jedoch nicht immer vor einer sehr subjektiven Auffassung gefeit. Wenn sie selbst aktive Künstler sind, können sie den Schaffensprozess anderer Künstler besser nachvollziehen.<BR /><BR /><b>Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?</b><BR />Profanter: Schwer zu sagen. In ein einhalb Jahren steht mein Ruhestand vom Orchester bevor. Gerne möchte ich meine Erfahrungen als Musiker an junge Menschen weitergeben. Andere große Interessen sind Wandern, Reisen und noch einige Länder kennenlernen. Vielleicht kann ich mich auch dazu entschließen, anders künstlerisch tätig zu sein, vielleicht ein Stück zu schreiben oder ein Bild zu malen.<BR /><BR /><b>Harmonie bedeutet für mich</b>...<BR />Profanter: ... den Einklang mit mir und meinen Mitmenschen zu suchen. Das schließt irgendwelche Meinungsverschiedenheiten nicht aus, ich bemühe mich jedoch ehrlich, offen und tolerant zu anderen zu sein.<BR /><BR /><b>Mein Ort der Harmonie ist...</b><BR />Profanter: in meiner Familie, in der Musik, in der Natur, das können die Berge sein, das Meer, die Ebene und vieles mehr. Der Ort der Harmonie ist in mir selbst – daran glaube ich und daran arbeite ich.<BR /><BR /><b>Die „Whos“ des Künstlers</b><BR /><BR /><b>Name:</b> Hansjörg Profanter<BR /><b>Beruf:</b> Musiker, Soloposaunist beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München<BR /><b>Alter:</b> 65<BR /><b>Geburtsort:</b> Villnöß<BR /><BR /><Fett>Wo er studiert hat:</Fett> Posaunenstudium am Konservatorium Claudio Monteverdi in Bozen bei Ennio Guidetti und am Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck bei Michael Stern<BR /><BR /><Fett>Wo er noch überall musiziert hat:</Fett> heimatliche Musikkapelle, Orchester des Teatro Regio in Turin, Bayerisches Staatsorchester München, als Gast bei den Berliner und Münchner Philharmonikern, Bamberger Symphonikern, Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom.<BR />