Es ist das Ergebnis unzähliger wunderbarer Musikerlebnisse und vieler menschlicher Begegnungen, die sie auf diesen Weg geführt haben: Heute ist Andrea Götsch ein Mitglied der Wiener Philharmoniker. Sie ist überzeugt, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will, die richtige Herangehensweise findet, dafür kämpft, an sich arbeitet, sich selbst treu ist und an sich glaubt.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Können Sie sich an Ihr erstes Stück erinnern, das Sie gespielt haben?</b><BR />Andrea Götsch: Ich kann mich leider nicht mehr ans erste richtige Stück erinnern, aber dafür sehr gut an meine erste Klarinettenunterrichtsstunde und somit weiß ich auch noch genau, welche meine ersten Töne auf diesem Instrument waren.<BR /><BR /><b>Welches Werk/welcher Mensch hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?</b><BR />Götsch: Schlussendlich war es wohl das Ergebnis unzähliger wunderbarer Musikerlebnisse sowie vieler menschlicher Begegnungen, das kaum etwas anderes zuließ, als mich diesen Weg gehen zu lassen; ganz entscheidend dazu beigetragen hat sicher mein erster Klarinettenlehrer Christian Laimer, von dem ich instrumentalistisch, musikalisch und menschlich unbeschreiblich viel lernen durfte. Ihm gelang es, meine Begeisterung für Musik voll aufleben zu lassen und er gab mir den Mut, diesen Weg weiterzugehen.<BR /><BR /><b>Gibt es ein Ereignis, das Ihr Weltbild total verändert hat?</b><BR />Götsch: Davon gibt es wohl viele, ein ganz einschneidendes Ereignis war mit Sicherheit das gewonnene Probespiel bei den Wiener Philharmonikern. Anfangs war es noch unbegreiflich, aber irgendwann sah ich ein, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will, die richtige Herangehensweise findet, dafür kämpft, an sich arbeitet, sich selbst treu ist und an sich glaubt. <BR /><BR /><b>Mehr denn je hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass die Gesellschaft Kultur braucht, weil…</b><BR />Götsch: … sie den Menschen Kraft, Emotion, Hoffnung, Zuversicht, Freude und vieles mehr schenkt. Um ganzheitlich gesund zu sein, müssen auch unser Herz und unser Geist genährt werden. <BR /><BR /><b>Wer ist für Sie der bedeutendste Künstler*in der Geschichte?</b><BR />Götsch: Wenn ich mich auf einen festlegen muss, komme ich wohl doch auf Mozart zurück.<BR /><BR /><b>Welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?</b><BR />Götsch: Ob meine Interpretation seines Klarinettenkonzertes seiner Vorstellung entspricht. Außerdem würde ich ihn bitten, noch mehr Werke für Klarinette – auch integriert in verschiedenen Kammermusikbesetzungen – zu komponieren.<BR /><BR /><b>Was bedeutet für Sie Schönheit?</b><BR />Schönheit bedeutet für mich Harmonie, Anziehung; schön ist etwas, das meine Aufmerksamkeit im positiven Sinne auf sich zieht, an dem man sich erfreuen kann, das einem Wohlgefühl, Glück, Freude, Zufriedenheit oder auch Erregung schenkt. Dabei – finde ich – gilt es, sich nicht aufs rein Optische zu beschränken, sondern die Schönheit der Kraft und Energie, der ganzen Erscheinung, der Ausstrahlung oder des Lebens, das dem jeweiligen Objekt, Moment oder Menschen, der Natur und Kunst innewohnt, zu erkennen. <BR /><BR /><BR /><b>Der französische Poet Théophile Gautier prägte den Begriff „L’art pour l’art“ (Kunst der Kunst willen) und machte so 1835 erstmals die Kunst selbst zum Thema. Einen Luxus, den man sich heute noch leisten kann?</b><BR />Götsch: Ich denke, dies ist kein Luxus, sondern eine Art Notwendigkeit, der man sich annehmen oder zumindest so weitgehend wie möglich immer wieder annähern sollte. Wenn man es schafft, die Kunst ihrer selbst willen auszuführen und wahrzunehmen, sich ihr allein voll hinzugeben und alle anderen möglichen Absichten rundherum abzulegen, kann man schlussendlich am meisten von ihr erhalten. <BR /><BR /><b>Und was würden Sie gerne einmal einem Kunstkritiker sagen?</b><BR />Dass ich sein Fachwissen und seine Meinung schätze, aber ich denke, dass es wohl unmöglich ist, über Kunst und Musik (oder vielleicht überhaupt alles) objektiv zu urteilen, da neben Raum und Zeit sowie den persönlichen Erfahrungen und Prägungen auch die subjektiven Ideale und Vorstellungen sowie die jeweilige Auf- und Verfassung eine Rolle spielen und dementsprechend die Wirkung stets eine andere ist. Oft muss man sich nur weit genug öffnen oder den Blickwinkel ändern, um die enthaltene Schönheit zu erkennen. <BR /><BR /><b>Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?</b><BR />Götsch: Immer noch bei den Wiener Philharmonikern. Ich hoffe unzählige unvergessliche Konzerte und Vorstellungen mit diesem wunderbaren Orchester zu erleben. Außerdem möchte ich weiterhin unterrichten, als Kammermusikerin und Solistin auftreten sowie mich in den Bereichen des mentalen Trainings, Körperbewusstseins und Fitness (speziell Yoga und Fußball), Dirigierens sowie Komponierens weiterhin entfalten. Mal schauen, was die Zukunft so bringt.<BR /><BR /><b>Harmonie bedeutet für mich …</b><BR />Götsch: ... Zusammenklang, Verschmelzung zu einem großen Ganzen mit einem inneren Sinn oder einer innewohnenden Ordnung.<BR /><BR /><b>Mein Ort der Harmonie ist …</b><BR />Götsch: ... das Orchester, der Wiener Musikverein und das Meer.<BR /><BR /><BR /><b>Die „Whos“ der Künstlerin …</b><BR /><BR /><b>Name:</b> Andrea Götsch<BR /><b>Beruf:</b> Orchestermusikerin und Lehrbeauftragte<BR /><b>Alter:</b> 26<BR /><b>Geburtsort:</b> Bozen<BR /><b>Wo Sie schon überall gelebt haben:</b><BR />Meran, Salzburg, Wien, Nürnberg<BR /><b>Wo Sie jetzt leben:</b> Wien<BR /><BR /><BR /><b>Wie war Ihr Werdegang zur Künstlerin:</b> Die wichtigsten Stationen: Musikschule Lana, Studien in Bozen, Salzburg, Nürnberg und Wien, Substitutin und Akademistin verschiedener Orchester, feste Stelle im Orchester der Bühne Baden bei Wien und dann im Staatsopernorchester/Wiener Philharmoniker sowie Lehrauftrag für Orchesterliteratur und Probespieltraining an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien<BR /><BR /><b>Was haben Sie studiert:</b> Instrumentalstudium Klarinette (Bac., Bac., Mag.), Masterstudium Orchester, Lehramtsstudium Englisch und Psychologie/Philosophie<BR /><BR /><b>Wo haben Sie schon überall gespielt:</b> Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Dänemark, England, Schweiz, Finnland, Schweden, Rumänien, China, Korea, Japan, Indien… <BR /><BR /><BR />