Ein Gespräch. <BR /><BR /><b>Der Wettbewerb erinnert an den Violinisten, Komponisten und Dirigenten Eugene Ysaÿe, erster Preisträger war David Oistrach. Sie treten in die Fußstapfen großer Meister ihres Faches. Was bedeutet es für Sie, diesen Preis gewonnen zu haben?</b><BR /><BR />Julian Kainrath: Der erste Isawettbewerb wurde vor fast 100 Jahren gegründet, er hat aber später den Namen König Elizabeth Wettbewerb erhalten. Der heutige Isawettbewerb sieht sich als Nachfolge und gleichzeitig auch als Sprungbrett für die großen Säle und Wettbewerbe, wie eben den Königin Elizabeth Wettbewerb. Den ersten Preis gewonnen zu haben, ist eine immense Freude und Ehre für mich. Aber das Spannendste war vielleicht die Vorbereitung die ich natürlich ohne meinen Professor Marc Bouchkov schwer geschafft hätte, wofür ich ihm immer dankbar sein werde. <BR /><BR /><b>Welche Werke haben Sie gespielt und warum haben Sie gerade diese Stücke ausgewählt?</b><BR /><BR />Kainrath: Als ich in der Liste der möglichen Violin-Konzerte das erste Konzert von Schostakowitsch sah, fiel die Wahl sofort auf dieses Werk. Dieses Konzert hatte ich bereits in den vergangenen Monaten erarbeitet und ich bin absolut sicher, dass dies einer meiner Lieblingskonzerte bleiben wird. Natürlich musste ich eine der Solosonaten von Isa spielen und für mich war die dritte, auch genannt „Ballade“, die natürliche Wahl, da sie die verschiedensten technischen Schwierigkeiten sowie musikalische Amplitude in sich hat. Man kann in kurzer Zeit mit dem Stück vieles sagen. <BR /><BR /><b>Sie haben einmal in einem Gespräch mit den „Dolomiten“ gesagt, dass Sie von der Lyrik und der Poesie der Geige fasziniert seien, die Geige sei der menschlichen Stimme am ähnlichsten. Wie bringen Sie Ihre Geige – eine Jean Baptiste Vuillaume von 1828 – zum Singen?</b><BR /><BR />Kainrath: Ja, ich hatte das große Glück auf dieser Geige den Wettbewerb spielen zu dürfen. Jede Geige hat ihre eigene Stimme und ihre eigene Seele, und manchmal braucht man unglaublich lange Zeit, um sie verstehen zu können. Durch diesen ersten Preis habe ich auch die Möglichkeit, eine alte feine italienische Geige spielen zu dürfen. Das wäre eine Leihgabe von einer wichtigsten Instrumentenwerkstätte weltweit und zwar von Florian Leonhard in London, wo ich hinfliegen werde, um verschiedene Geigen auszuprobieren und dann die, die mir am meisten entspricht, auszuwählen. Was das angeht, bin ich im siebten Himmel, weil die italienischen Instrumente aus dem 18. Jahrhundert vielleicht die größte Menge an Obertönen haben, die die Geige am besten „singen“ lassen. Sie werden schon mal erfahren welche ich nehmen werde ;)! <BR /><BR /><b>Sie sind in vielen Städten und Konzerthäusern aufgetreten und werden im Herbst mit Daniel Hope ein Konzert bei den Meraner Musikwochen geben. Sie werden Bach spielen. Was bedeutet es für Sie, im Meraner Kursaal zu spielen?</b><BR /><BR />Kainrath: Ich freu mich schon riesig auf dieses Datum. Daniel Hope war für mich immer eine große Inspiration und eine sehr interessante Persönlichkeit. Die Möglichkeit, mit ihm die Bühne zu teilen, wird sicher ein unvergesslicher Moment in meiner Laufbahn sein. Ich hoffe, dass viele Menschen dort sein werden, um die Musik zu genießen. <BR /><BR /><b>Der Preisträger</b><BR /><BR />Julian Kainrath wurde 2005 in Meran geboren und ist in Eppan aufgewachsen. Er begeisterte sich mit 4 Jahren für klassische Oper, um sich dann für die Geige zu entscheiden. Ab dem 8. Lebensjahr studierte er Violine bei Dora Schwarzberg in Wien. Mit 12 Jahren wurde er in die Klasse von Boris Kuschnir an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz aufgenommen. Seit 2023 studiert er bei Marc Bouchkov am Conservatoire Royal de Liège in Belgien. Julian ist Stipendiat der Internationalen Musikakademie Liechtenstein. Er war Mitglied des Kinderchores der Wiener Staatsoper. Sein Debüt gab Julian Kainrath im Jahr 2015, mit 10 Jahren, als Solist in Bolivien. Konzerte führten ihn in die USA, nach Kiew, Innsbruck, Salzburg, Graz, Wien, Luxemburg, Bergerac, Bern, Marseille, Liechtenstein, München, Schwarzenberg, Mailand, Triest, Vercelli, Verona, Bozen und Meran. 2018 gab Julian im Rahmen von Kulturkontakt Eppan in Südtirol seinen ersten Solo-Abend und trat als Solist mit dem Orchester Innstrumenti in Innsbruck, Dornbirn und Meran auf. 2019 wurde er als jüngster „student in residence“ zur Verbier Festival Academy als auch zur Internationalen Musikakademie in Liechtenstein eingeladen. 2022 erhielt Julian Kainrath den Discovery Award der International Classical Music Awards (ICMA), 2024 den Jugendpreis „Walther von der Vogelweide“.<BR /><BR /><b>Der Wettbewerb: YSAYE International Music Competition</b><BR /><BR />Der Wettbewerb ist nach dem Geiger, Komponisten und Dirigenten Eugene Ysaÿe (1858-1931, Bild) benannt. Er gilt als einer der außergewöhnlichsten Musiker der Geschichte. Seine Kompositionen, die sich in erster Linie auf die Violine konzentrieren, zeugen von einem tiefgreifenden Verständnis für dieses Instrument. Die nahtlose Integration von Melodie und Harmonie in seinen Werken ist ein Zeugnis seiner außergewöhnlichen kompositorischen Fähigkeiten. Zu Ehren des Vermächtnisses von Eugene Ysaÿe haben Elena Lavrenov und Ashot Khachatourian einen prestigeträchtigen Wettbewerb ins Leben gerufen, der sich an junge Musiker richtet. Das Hauptziel dieses Wettbewerbs ist es, die kulturelle Entwicklung zu fördern und talentierten Musikern eine globale Plattform zu bieten, auf der sie ihr Können präsentieren können.