Es reicht von den üppigen Atmosphären des amerikanischen 20. Jahrhunderts in Samuel Barbers Summer Music für Bläserquintett Op. 31 über die Serenade Nr. 11 in Es-Dur für Bläseroktett von Wolfgang Amadeus Mozart und die mittelalterliche Stimmung des Divertimento für Bläseroktett von Gideon Klein bis zur Serenade für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 4 Hörner und 2 Fagotte von Max Reger.Das Stück von Samuel Barber, ein amerikanischer Komponist der das gesamte 20. Jahrhundert für sich vereinnahmte, ist melodisch, traditionell harmonisch und von einer fast neoromantischen Stimmung. Barber schuf jenseits der musikalischen Experimente einiger Kollegen seiner Generation Werke mit einem ganz anderen Charakter, die aber von einer sehr starken Kommunikativität gekennzeichnet sind. Gelungene Beispiele dafür sind sein Streichquartett (arrangiert von Arturo Toscanini) und sein mitreißendes Adagio for strings, das dank der Filme The Elefant Man von David Lynch und Platoon von Oliver Stone berühmt geworden ist; auch das Stück Summer Music für Bläserquintett lässt fern von jeden Spannungen der Avantgarde und im Gegensatz zum dramatischen Adagio for strings Bilder von großer Leichtigkeit, lebhafte Kontrapunkte und genussreiche wie fesselnde Momente entstehen.Zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte und zwei Hörner sind die Protagonisten der Serenade Nr. 11 in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, geschrieben 1781 in Wien. Ursprünglich für zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte komponiert, wurde das Stück ein Jahr später mit zwei zusätzlichen Stimmen für Oboen umgeschrieben, die an jenen Stellen besonders hervorgehoben wurden, wo vorher die Klarinetten einen wichtigen Part einnahmen. Wenn die Struktur dieser Serenade mit fünf Sätzen die Kompositionsweise widerspiegelt, zu dessen Etablierung im 18. Jahrhundert Mozart selbst beigetragen hat, dann kann uns das Genie aus Salzburg besonders im ersten Satz in Erstaunen versetzen: die formale Entwicklung der Komposition scheint nach 20 Takten von wohlklingenden Mäandern, welche für einen kurzen Moment die Musik in die entsprechende Moll-Tonart gleiten lassen, scheinbar ohne eine bestimmte Tonalität zu verschwinden. Das Spiel mit atmosphärischen Variationen wird vom Komponisten dank seiner legendären Leichtigkeit beherrscht. Ebenso erstaunlich und denkwürdig ist das neue Thema des Solo-Horns, welches in der Reprise im moderaten Rhythmus der Gavotte und mit dem Pianissimo des letzten Satzes eingeleitet wird.Für ein Bläseroktett ist auch das Stück von Gideon Klein geschrieben, dem mährischen Pianisten und Komponisten hebräischer Herkunft, der im Dezember 1941 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Ausgerechnet an diesem Ort und vor seinem verfrühten Tod 1945 im KZ Fürstengrube schrieb er zusammen mit dem Komponisten Pavel Haas, Hans Krása und Viktor Ullmann, dem Lieblingsschüler von Schönberg, seine Meisterwerke. Diese umfassen neben dem Bläseroktett Kompositionen für Streichertrios und –quartette und eine Klaviersonate, und sind sehr stark von der klanglichen Dynamik der Werke Alban Bergs, von der mikrotonalen Musik Alois Habas und folkloristischen Forschung Leos Janáceks – wichtige Anhaltspunkte des musikalischen Experimentierens jener Zeit – beeinflusst. Die Serenade für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 4 Hörner und 2 Fagotte von Max Reger schließt die intensiven Meisterkurse speziell der Bläser und zugleich die Reihe der Kammermusikkonzerte der Gustav Mahler Akademie ab. Max Reger, Komponist und Organist bayerischer Herkunft, lebte und wirkte von 1873 bis 1916 und erwies sich als vielfältiger Musiker, der sich nur schwer den Kapiteln der Musikgeschichte zuordnen lässt, immer zwischen der romantischen Kunst und den Spannungen des 20. Jahrhunderts schwankend, aber auch tief verankert in der antiken und strengen Bachschen Kompositionspraxis. Mit einer dichten Überschneidung von Kontrapunkten und dynamischen Kontrasten schuf er aus instrumenteller Sicht äußerst komplexe Werke als wahrhafte Verbindungselemente zwischen zwei verschiedenen Stilen und Epochen: einer streng soliden Technik in der Struktur und der polyphonen Fantasie, und eines neuartigen Stils in der ständigen Suche nach unerwarteten harmonischen Dimensionen und nach übertriebener Chromatik. Abschließendes Sinfoniekonzert am 23. OktoberDie letzte Woche der Meisterkurse wird anschließend ausschließlich der sinfonischen Musik gewidmet werden: Ein großes Sinfoniekonzert unter der Leitung von Diego Matheuz, einem inzwischen international etablierten Nachwuchsdirigenten, wird die XI. Ausgabe der Gustav Mahler Akademie abschließen. Auf dem Programm stehen Beethovens Ouvertüre "Die Geschöpfe des Prometheus" Op. 43, Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622 und die Sinfonie Nr. 3 in a-moll Op. 56 von Felix Mendelssohn-Bartholdy.