<b>STOL: Sie zählen zu den erfolgreichsten Südtiroler Opernsängerinnen. Was bedeutet Oper für Sie? </b><BR />Martina Bortolotti von Haderburg: Oper ist für mich die höchste und anspruchsvollste Form des Gesangs. Ein bisschen, was die Formel 1 für die Autos ist, ist die Oper für den Gesang. Zeitgemäß und aktuell ist alles, das emotional rüttelt und schüttelt und durchdringt. Die Oper als gesungenes Theater ist immer aktuell. Vor allem durch den natürlichen Gesang – ohne Mikrofone, hat es noch mehr Kraft, weil es so direkt Körper und Seele durchdringt. Es bedarf allerdings einer Technik vom Sänger aus: Das ist der sportliche Teil. Der Sänger ist da wie ein Athlet und muss trainieren, dass er diese Phrasen und Koloraturen mit Leichtigkeit wiedergibt. In dem Moment verwandelt sich der Sänger nicht nur in einen Schauspieler, sondern auch in ein kostbares Instrument. Das alles zusammen ist nicht immer einfach, aber wenn es dann klappt, ist es dann schon sehr eindrucksvoll – wie ein Feuerwerk der Stimme.<BR /><BR /><b>STOL: Wie viel trainieren Sie für so ein Feuerwerk?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Ich muss jeden Tag üben und mich immer wieder gezielt auf die Werke vorbereiten, die ich singe. Es gibt Werke, die verlangen mehr Flexibilität in der Stimme, mehr Höhe, mehr Ausdauer und mehr Kraft. Es verhält sich vergleichsweise wie bei einem Läufer, der sich anders auf einen Lang- oder Kurzstreckenlauf vorbereitet. Auf jeden Fall muss die Koordination trainiert werden zwischen Atmung, Stütze und Stimmsitz, Artikulation, Gedächtnis und Schauspiel.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-56245671_quote" /><BR /><BR /><BR />Wenn ich mich auf eine Oper vorbereite, kommen immer auch noch die ganzen Regieproben dazu und das setzt voraus, dass das Gesangliche schon sitzt. Umso besser die Arbeit war, desto leichter klingt es. Dann muss man mit dem Regisseur die ganze Arbeit für die Szene vorbereiten. Da steckt an sich viel Arbeit drin. Die Oper ist anders und komplexer als ein Konzert, weil man mit so vielen Kollegen alles zusammenschweißt, das heißt mit dem ganzen Cast, Orchester, Dirigent und Regisseur. Dafür probt man in der Regel etwa einen Monat, nachdem man als Sänger bereits einen Monat die Rolle einstudiert hat.<BR /><BR /><b>STOL: Haben Sie ein Lieblingsstück oder gibt es eine Produktion, die Ihnen besonders Freude bereitet hat und an die Sie gerne zurückdenken?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Mein erster Auftritt als Mimi in „La Bohème“ in Korea war sehr schön. Wahrscheinlich ist er mir so gut in Erinnerung, weil er auch einer meiner ersten Auftritte als Solistin war, dazu noch in einer wichtigen Oper, die mir auch sehr gefällt. Das war einfach sehr schön, sei es vom menschlichen als auch von künstlerischen Standpunkt aus. Auch CD-Produktionen mache ich sehr gerne, weil man da die Genugtuung hat, dass auch etwas bleibt. Für „Waldmeister“ und „Blinde Kuh“ habe ich auch eine Nominierung bekommen und tolle Kritiken weltweit in Opern- und Musikzeitschriften, was mich sehr gefreut hat. Außerdem gefällt die Musik von Johann Strauß jedem und es macht Spaß, die Musik zu hören und auch selber zu singen.<BR /><BR />Es gibt da viele andere Produktionen, wie zum Beispiel die Rossini-Oper „L’italiana in Algeri“ an der Fenice in Venedig war wunderschön und auch lustig, weil die Stadt einfach super ist und gleichzeitig Karneval war. Ich genieße aber auch dramatischere Werke, weil sie anspruchsvoll sind und eine Botschaft gegen Gewalt und Ausbeutung überbringen. Besonders beeindruckt hat mich da das Werk von Carlo Galante, das wir am Mito Festival in Mailand aufgeführt haben und dann auch nach Südtirol gebracht haben mit dem Festival der Musica Sacra, bei dem ich auch heuer wieder auftreten werde mit Werken von Südtiroler Komponisten. <BR /><BR />Auch finde ich zeitgenössische Musik immer spannend und interessant. Wenn ich manchmal mit Sängern und Komponisten der „leichten“ Musik zusammenarbeite, fasziniert mich die Kombination zwischen den Stimmen. Durch das Repertoire, das ein Opernsänger haben muss, müssen wir einfach viel mehr Grenzen überschreiten, die Technik erweitern und die Stimme noch flexibler und kräftiger machen. Die leichte Stimme unterscheidet sich von der Opernstimme darin, dass die Sänger um die Sprechlage singen und nicht so hoch, wahnsinnig tief oder akrobatisch singen müssen. Aber an sich ist die Grundtechnik, um eine Stimme richtig zu benutzen, immer dieselbe. Nicht nur in der Opernmusik gibt es virtuose Sänger. Ich nehme das auch nicht so streng mit den Kategorien, mir gefällt einfach die Vermischung. Hauptsache, es wird gut gemacht und es überbringt ein authentisches Gefühl. <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Was würden Sie gerne Ihrem Repertoire hinzufügen?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Da gibt es vieles. Ich habe das Glück, dass mich Leute auch für neue Sachen anfragen, und so bin ich gezwungen, neue Sachen einzustudieren und zu erkunden. Ich möchte mehr Verdi-Opern als bisher und auch mehr Puccini-Rollen auf die Bühne bringen. Gerade wenn wir mit „Indigo“ eine weitere Strauß-CD bei Naxos aufnehmen wollen, denke ich an die berühmten Komponisten und viele andere Werke, die keinen oder nicht sofort Erfolg gehabt haben und wieder in den Schubladen verschwunden sind. Ich finde immer Kostbarkeiten und auch Neukomponisten schreiben tolle Werke. Ich bräuchte noch 10 Leben um alle Stücke zu singen, die ich noch gerne singen würde. Deswegen lasse ich mich bei jedem Projekt ganz drauf ein, und das ist dann in dem Moment das Wichtigste. <BR /><BR /><b>STOL: Woran arbeiten Sie gerade?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Jetzt arbeite ich gerade an der Traviata. Weil ich die Traviata bereits studiert habe, ist das für mich eine Wiederaufnahme. Es ist aber eine von den Rollen, die mit einem mitwächst. Es heißt, es braucht verschiedene Soprane, denn es gibt teils Arien für Koloratursopran und teils Arien für dramatischen Sopran. Gerade diese Oper ist auch stimmlich und interpretativ eine große Herausforderung und das Werk, mit dem ich Oper kennengelernt habe.<BR /><BR />Ich habe davor innerhalb der Familie kaum Opern gehört. Bei einem Ausflug mit der Familie nach Verona haben wir die Traviata gesehen und waren alle begeistert – ich besonders. Da war eine erste Begegnung. Später habe ich, immer noch im Volksschulalter, eine Aufführung der Traviata im Fernsehen unter der Regie Franco Zeffirellis gesehen. Das hat mich tief beeindruckt.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-56245677_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: So sind Sie dann zur Musik gekommen?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: In der Volksschule habe ich schon immer gesungen, eben im Kinderchor und in der Musikschule habe ich Flöte gespielt, wie es in Südtirol vielfach normal ist. Wir haben in der Schule dann auch viele Lieder gesungen. Das hat mir dann immer schon gefallen. Und als ich auf die Oper gestoßen bin, war das für mich das Non Plus Ultra des Gesangs. Das sind die Sänger schlechthin. Wie machen die das?<BR /><BR />So habe ich auch langsam meinen Weg gefunden. Die Lehrer, die ich um mich gehabt habe, haben mein Talent erkannt und dann auch gefördert. Bis etwa 20 war ich noch sehr schüchtern und nicht so selbstbewusst und da haben mich die Lehrer motiviert und mich zur Stimmbildung gebracht. Im Kinderchor in Gries hatte ich dann meine erste Begegnung mit dem Theater und auch später in der Schule hat mir auch das Schauspiel ohne Gesang gut gefallen. Die Oper ist dann auch einfach eine Kombination aus diesen beiden Aspekten.<BR /><BR />Als ich dann bei einem Wettbewerb für die Scala gewonnen habe, habe ich eigentlich erst ab dem Moment erfahren, was Oper ist und was es verlangt. Mit meinem Studium am Konservatorium in Mailand und dem gewonnenen Stipendium für die Musikhochschule in München habe ich lange Kunstlied studiert. Allerdings ist es ein bisschen schwierig, damit eine Anstellung zu finden, weil man damit wirklich nur Konzerte macht und die sich auch nicht so leicht verkaufen wie Opern- oder Operettengalas. Aber das Lied ist für mich etwas, was ich wieder vermehrt machen möchte. Da braucht man nur sich selbst und den Pianisten, und es beinhaltet trotzdem ein kleines Theater. Es ist wie ein Gedicht singen und es ist auch etwas Wunderschönes, was man auch im kleineren Rahmen mit kleinerem Budget machen kann. <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Wie unterscheidet sich das Konzert von der Oper für den Singenden?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Als Sänger ist man nur Ausführender der Oper. Ein Konzert gibt einem viel mehr Freiheit. Außer es gibt ein Konzert mit Orchester und Dirigent, dann muss man sich natürlich an das halten, was der Dirigent sagt. Aber in der Oper muss man ja nicht nur machen, was der Dirigent will, sondern auch was der Regisseur will, und da muss man fast nur ein guter Handwerker in seinem Job sein. Auch ist es schwierig, wenn die Produktion etwas verlangt, das einem als Mensch gegen den Strich geht. Dann kann man sich entweder als sehr guter Schauspieler darauf einlassen oder wenn es gar nicht geht und man sich überhaupt nicht wiederfindet, die Produktion verlassen. Heutzutage wird allerhand verlangt: Nackt vor allen singen, an den Füßen aufgehängt und kopfüber singen und anderes. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816734_image" /></div> <BR />Eine ganze Oper mit Orchester, Chor, teilweise mit Ballett, Kostümen und Bühne verlangt eine Stange Geld. Wenn nicht genug zahlende Leute kommen, ist es sehr schwierig, eine Oper auf die Beine zu stellen. Die Oper ist immer zeitgemäß, weil sie einfach ein bombastisches Spektakel ist, das jederzeit gefällt, wenn es gut aufgeführt ist. Das Problem der Oper betrifft die Kostenfrage. Und auch, dass man die Oper wirklich so inszeniert, dass man sie nicht kaputtmacht.<BR /><BR />Manche Regien zerstören die Opernmusik, wenn sie gegen Texte und die Geschichte gehen und wenn Regisseure nicht genau wissen, was sie inszenieren und sich vielmehr selbst in Szene setzen wollen. Aus meiner Sicht ist das der Untergang der Oper. Weil die Leute, vor allem Leute, die nie eine Oper gesehen haben und dann so was anschauen, natürlich dann flüchten. Sicher ist es schwierig, vor allem für alte Werke etwas Neues, aber Gutes zu machen, wenn es schon so viele gute Inszenierungen gegeben hat, bei denen schon die größten Sänger gesungen und die besten Regisseure inszeniert haben. Manchmal würde es aber einfach genügen, wenn der Regisseur dem Werk gerecht würde und es nicht verunstaltet.<BR /><BR /><b>STOL: Sie haben die Oper betreffend bisher ein paar Problematiken angesprochen. Wie könnte die Situation verbessert werden?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Der Verein Perfas kümmert sich auf lokaler Ebene um alle Live-Künstler in Südtirol. Assolirica ist speziell für Opernsänger in Italien und alle, die an der Oper arbeiten – auch Dirigenten, Choreografen, Bühnenbildner, Maskenbildner und so weiter. Ein Problem besteht darin, dass es in Italien keine Ensembles gibt wie zum Beispiel in Deutschland und Österreich. So ist man darauf angewiesen, dass man zu möglichst vielen Produktionen eingeladen wird, da man nicht fix irgendwo angestellt wird, und das wird auch ausgenutzt. Wenn man sich beispielsweise beschwert, weil man viel zu spät bezahlt wurde, dann riskiert man, dass man auch nicht mehr eingeladen wird. <BR /><BR />Die Aufteilung der Gelder in der Opernbranche könnte auch besser sein und man müsste sehen, dass sie verwendet werden, damit auch Publikum ins Theater kommt. Als Sängerin singe ich nicht nur für mich. Ich will singen, damit ich den Leuten Botschaften und Emotionen vermittle und etwas für die Gemeinschaft mache, indem ich Kultur weiterbringe. Deshalb ist es für mich wichtig, dass wenn man auch Werke aussucht, zu denen das Publikum auch kommt oder dass man die Leute vorbereitet.<BR /><BR /><BR /><b>STOL: Zum Thema Publikum: Sie reisen beruflich viel. Haben Sie da kulturelle Unterschiede beim Opernpublikum bemerkt?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: In Amerika hat es mich beeindruckt, dass das Publikum total begeistert ist und dass man Standing Ovations auch mit wenig erreicht. Es gibt ein dankbares Publikum, das auch sehr frei ist im Ausdruck und sich keine Gedanken macht, ob man zwischendrin klatscht, aufsteht oder johlt. In Europa ist das Publikum eher ruhiger. Bei uns in Südtirol ist es auch eher ein gebildetes Publikum. <BR /><BR />Bei ganz großen Namen kann es auch sein, dass Klaquere gibt, also Personen, die dafür gezahlt werden, dass sie jemanden beklatschen oder auspfeifen. Das gibt es leider auch. Einmal habe ich erlebt, wie Roberto Alagna ausgebuht worden ist bei der Premiere der Eröffnung der Scala. Er hat die Krone heruntergeworfen und ist hinausgelaufen. Darauf kam gleich der Ersatz in Krawatte herein und hat weitergesungen. Der hatte dann dadurch einen Supererfolg. Oft braucht es eben Zufall für die Karriere, so wie bei dem Einspringer, der in dem Moment einfach Glück hatte. Wenn man im richtigen Moment bereit ist und es dann noch gut macht, ist man gleich schon ein Stück weiter.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="817118_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: Was halten Sie für das Wichtigste, das Sie im Laufe Ihrer bisherigen Karriere gelernt haben, und was würden Sie Nachwuchstalenten ans Herz legen?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Ich würde den Jungen raten, einen guten Bezugslehrer zu finden, mit dem man das Technische meistert. Auch würde ich raten, dass sie viele Kontakte knüpfen und auch, dass sie einen Sponsor finden und es auch in Kauf nehmen, dass sie erst Verschiedenes probieren müssen, bevor sie ihren Platz finden. Es wäre wichtig, in ein Opernstudio eines Theaters aufgenommen zu werden, die einen auch später lieber aufnehmen als jemanden von außen. Ich empfehle, möglichst früh mit einem guten Gesangslehrer zu üben, der einen technisch weiterbringt, und sich auch um andere Kurse bemühen, sodass man mal reinkommt in den Theaterbetrieb. Würde ich rückblickend etwas anders machen, würde ich das genauso angehen. Ich musste an Hunderte geschlossene Türen klopfen, um herauszufinden, wie es da läuft.<BR /><BR />Ansonsten kann man es auch machen, wie ich es gemacht habe: Einen eigenen Namen, ein eigenes Konzertrepertoire und dann auch ein eigenes Publikum aufbauen. Dann rufen einen die Konzertveranstalter an, weil man dann das Publikum mitbringt. <BR /><BR />Es gibt viele Wege. Hauptsache ist man bleibt nicht zu Hause sitzen. Und wenn doch, am besten mit Gesangslehrer, weil es bei der Stimmbildung jemanden braucht, der von außen unterstützt, damit wir nicht in komische Gewohnheiten verfallen und uns die Stimme nicht kaputtmachen. <BR /><BR />In Südtirol gibt es sehr gute Sänger, die den Entschluss getroffen haben, zu unterrichten und die Bühnenkarriere nicht weiter zu verfolgen, obwohl sie die Qualitäten gehabt hätten. Aber es hängt nicht nur vom Talent und der Stimme ab, die jemand hat. Davon gibt es viele. Oft ist es sogar so, dass manche mit weniger Stimmqualität mehr Erfolg haben als die mit, weil sie mehr Nerven, mehr Ausdauer, mehr Kontakte, mehr Möglichkeiten haben als andere, die vielleicht stimmlich besser wären, aber das nicht haben. Wenn man dann Familie hat, kann man es sich sowieso nicht leisten, sich darauf einzulassen: Wenn es funktioniert, ist man pro Produktion je einen Monat nicht zu Hause. Das ist auch nicht für jeden etwas.<BR /><BR />Mit der Stimme alleine ist es also noch nicht getan, aber sie ist unbedingt notwendig, wenn man überdauern will. Wenn die Stimme gesund bleibt und man eine gute Technik hat, kann man wirklich bis 70 und darüber hinaus noch singen. Wenn man sich einen Namen gemacht hat, kann man durchaus bis ins höhere Alter Publikum anziehen.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-56265210_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Wie könnte sich das Operngeschäft in Zukunft weiterentwickeln: Zurück zur Stimme oder mehr Marketing?</b><BR />Bortolotti von Haderburg: Damit es sich verbessert, müsste es viel mehr Publikum geben, das sich auskennt und die Oper müsste wirklich mehr von den Leuten verfolgt werden. Früher haben auch ganz normale Leute Opern auswendig gekannt und damit auch einen Vergleich gehabt, wenn sie sie live erlebt haben. Heute gibt es zwar oft auch Leute, die so tun, als würden sie sich auskennen, haben dabei aber vielleicht nur ein Video gesehen von der Oper. In einer Aufnahme kann man aber so viel manipulieren und auch einen schlechten Sänger besser klingen lassen. Erst, wenn man selber hingeht, merkt man, wie er klingt, wie er sich bewegt, ob er in die Rolle passt. Deswegen sollten die Leute einfach auch mehr in die Oper und ins Theater gehen, damit wieder etwas mehr Kultur ins Volk kommt. <BR /><BR />Im Moment ist einfach schwierig, weil viele Leute nur mehr vor dem Fernseher sitzen und die Live-Kunst gar nicht mehr genießen. Das sehe ich schon als Gefahr, wenn man gar nicht mehr rausgeht und nur konsumiert, was da für den Bildschirm fabriziert wird. Leute, die gern etwas unternehmen, sich austauschen und Gespräche führen, sind auch die Leute, die gerne ins Theater und in die Oper gehen. Allerdings muss man da auch die Möglichkeiten schaffen. In gewissen Städten ist die Oper so teuer, dass es sich nicht jeder leisten kann hinzugehen. <BR /><BR />Es bräuchte mehrere Aufführungen zu niedrigeren Preisen und eine gerechtere Aufteilung. Oft gibt es grauenvolle Aufführungen für Schüler, bei denen Sänger singen, die gerade erst angefangen haben und kaum im Stand sind ordentlich zu singen, weil sie so weniger kosten und dementsprechend verdienen, das heißt: Die werden ausgebeutet. Wenn man das den Kindern als Oper präsentiert, dann glaube ich auch, dass sie dann später nicht mehr in die Oper gehen. Wenn, dann sollten schon die Kinder das Beste vom Besten haben. Deswegen finde ich Projekte viel besser, bei denen die Kinder bei Premieren dabei sein dürfen, wenn die Schulen ins Theater und die Oper eingeladen werden. Die Fenice macht das stark und macht Vorstellungen für junge Menschen, Studenten und Leute, die sich die Preise nicht leisten können. Und so kriegt man die Leute dazu, das Gebotene zu schätzen und zu lieben. <BR /><BR />Ganz gut finde ich auch die Operettenspiele, die wirklich versuchen, das Populäre mit einem hohen Niveau zu vereinen. Dort bemüht man sich, Nachwuchssängern und schon etablierten Sängern aus Südtirol eine Chance zu geben. Ich glaube, dass Leute, die sich weniger mit Kultur befassen, vergessen, dass Kultur auch weitergegeben werden muss, für alle da ist und entsprechend gefördert werden muss.<BR />