Den ersten Teil des Abends bestreiten aktuelle Kompositionen, die im Umfeld des eLab-electroacoustic laboratory der Abteilung Neue Technologien am Konservatorium Bozen entstanden sind. Den Abschluss macht Wolfgang Rihms legendäres Werk Tutuguri IV für sechs Schlagzeuger aus dem Jahr 1981. Die Komposition gilt als eines seiner radikalsten, gleichzeitig vom Genre her auch neutralsten Werke. Diese Musik ist nach allen Seiten hin offen, ist ebenso Rock wie Klanglawine, gespannte Stille zwischen den Ereignissen wie auskomponierte „Höhere Gewalt“.Am Projekt “Neue Technologien “des Konservatoriums arbeiten mehrere Klassen mit dem Ziel, die Schüler, und insbesondere die Kompositionsschüler mit den elektronischen Möglichkeiten der Verstärkung und Verarbeitung der Klänge vertraut zu machen. Das Projekt stellt das kreative Schaffen in Verbindung mit traditionellem Instrumentarium und Neuen Technologien in den Mittelpunkt. Die enge Zusammenarbeit der Abteilungen für Musik und Neue Technologien, Komposition, Musiktheorie, Blockflöte, Schlagwerk sowie der österreichischen Blockflötistin Caroline Mayrhofer als externer Dozentin, ermöglicht einen sehr breit gefächerten Zugang zu dieser Thematik, welche in Seminaren und Wokshops von theoretischen wie praktischen Gesichtspunkten beleuchtet wurde. Die im Laufe des Projektes entstandenen elektroakustischen Kompositionen werden von den Studierenden im Rahmen von mehreren Konzerten dem Publikum vorgestellt.Das ausufernde Werk für 6 Trommler TUTUGURI (1981) von Wolfgang Rihm beruht auf Texten des Schauspielers, Dramatikers und surrealistischen Dichters Antonin Artaud, der ein „Theater der Grausamkeit“ postulierte und dieses als direkte Umsetzung körperlicher und psychischer Spannungen verwirklichte. Bei Rihm löste diese Theater-Konzeption nach eigenen Worten "Musikstrom und Musik-Sturz „ aus, „die Vorstellung eines dunklen und grellen Kultus, Suche nach reflexhafter Musik, nach einem Klang-Körper, dessen Zuckung und Umformung Melos, Rhythmus und Farbe wird."(Rihm). "Tutuguri“ ist bei Artaud der Ritus der schwarzen Sonne", eine primitive Rauschfeier vor Tausenden von Jahren. Die kompositorische Freiheit, die Rihm hier gebraucht, ist extrem. Vieles wirkt improvisatorisch, unstrukturiert, wie aus dem Bauch geschrieen und gestampft. Das klingt nach archaischen Ritualen, nach Frühlingsfeier: „Sacre du Printemps“: Eruption von wilden Klanggestalten, grelle Schreie in den hohen Trommeln, Stampfen wie von losgelassenen Stieren in den tiefen Frequenzen. Diese Gestaltlosigkeit ist die Kehrseite des Rausches, der Unbesonnenheit, der Triebhaftigkeit.In Zusammenarbeit mit dem Claudio Monteverdi- Konservatorium Mittwoch: 05.11., 20 Uhr, MerkantilgebäudeeLab-electroacoustic laboratoryProjekt der Abteilung “Neue Technologien“ des Konservatoriums BozenProgramm:Andrea Beggio: FL()W (Pätzoldflöte, 3 Perkussionisten und live electronics)Alessio Ferrante: I'm the diamond glints on snow (Pätzoldflöte und live electronics)Giuseppe Gammino: Connection failed (Sopranino, Marimba, Becken und Zuspielung)Federico Campana: Am Spiegelgrund I (Pätzoldflöte, Bassklarinette, Perkussion und live electronics)Caroline Mayrhofer: Blockflöten/Pätzoldflöte | Prof. Gianmaria Romanenghi, Hannes Brugger, Philipp Sanoll: Perkussion | Prof. Massimo Marchi sowie Studenten: KlangregieWolfgang Rihm: “Tutuguri VI”- Musik nach einer Dichtung von Antonin Artaud für 6 SchlagzeugerMonteverdi- Percussion-Group: Patrik Kunig, Luca Vanoli, Hannes Brugger, Philipp Sanoll, Helmut Premstaller, Michael Marth, Dir.: Gianmaria Romanenghi Ltg.