Wer schon mal in Bruneck war, weiß: Der Schlossberg ist nicht schwer zu finden. Erst recht nicht wenn die Musik bis zum Stadtkern zu hören ist und kleinere Gruppen Jungs und Mädels in Feierlaune zum Schloss pilgern. Die riesigen aufblasbaren Eisbären begrüßen die Besucher am Eingang des „Crazy Castle Festival“ (CCF).<BR /><BR /><b>Jede Stage, anderes Line up</b><BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/kultur/musik/crazy-castle-festival-eine-stimmung-wie-man-sie-noch-nie-zuvor-gesehen-hat" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Stefan Subsurface, so sein Künstlername, der bereits im Vorfeld in einem STOL Interview Fragen zum Festival beantwortet hat,</a> zeigt mir das Gelände am Samstagnachmittag. So gibt es neben der Hauptbühne, die sogenannte Main Stage, weitere 5 Stages, die nicht nur ein eigenes Team im Hintergrund haben, sondern auch die Aufstellung, das Line up, und selbstverständlich eine eigene Musikrichtung. Neben Party Tent, Rave Cave, Main Stage, Wood Stage, dem Underground gibt es auch den Garden of Goa, für den eine besondere Dekoration kreiert wurde.<BR /><BR />Während wir über das Gelände um das Schloss gehen, wird er immer wieder von Freunden, Kollegen, Bekannten und Fans angesprochen und gegrüßt. Stefan gehört zu den Bekannteren, die hier auftreten und bildet gemeinsam mit Clemens das DJ Duo Subsurface aus Seis, das seit seinem Durchbruch 2017 auch einige internationale Bühnen bespielt. Am CCF ist er auch als Mitveranstalter tätig und hat, auch am Tag nach dem Auftritt auf der Main Stage, noch viel zu tun.<BR /><BR /><i>Bevor Sie weiterlesen, stimmen Sie ab:</i><BR /><BR /> <div class="embed-box"><div data-pinpoll-id="207283" data-mode="poll"></div></div> <BR /><BR />Einen Moment Zeit für mich hat Andreas Peintner von der Wingman Group und Mitgründer des Festivals, der mir in einem längeren Gespräch von den Anfängen des Festivals erzählt und von den Neuerungen, die es auch dieses Jahr wieder gibt. <BR /><BR /><b>Das Verrückte am „Crazy Castle Festival</b>“<BR /><BR />Das Verrückte (engl. „crazy“) am „Crazy Castle Festival“ sei es, jedes Jahr neue Ideen zu verwirklichen und damit etwas aus der Reihe der Festivals zu tanzen. Grundsätzlich lasse sich alles umsetzen, wenn es die richtigen Leute und Motivation dazu gibt. Inspiriert von dem Festival schlechthin, dem Tomorrowland Festival in Belgien, haben die Veranstalter des CCF den Anspruch ein Festival zu schaffen, dass sich ebenfalls international herzeigen lässt und gleichzeitig Maßstäbe in Südtirol setzt. <BR /><BR />Seit 2013 das erste „Crazy Castle Festival“ über die Bühne ging – damals war es wirklich nur eine – hat sich viel getan. Bei der ersten Ausgabe regnete es so sehr, dass eine kleine Überschwemmung für einen kurzzeitigen Stromausfall sorgte. Für die Gründer des Festivals für elektronische Musik, Rudi Rastner und Andreas Peintner war das gefühlt eine Katastrophe. Dennoch war es ein Erfolg, sodass im zweiten Jahr schon an die 1300 Menschen das Festival in Bruneck besuchten. Nun nach 8 Jahren ist es auf 3500 Besucher angewachsen. <BR /><BR />Es gebe eben Momente, da fühle man, dass alles aus dem Ruder läuft, aber man lerne vor allem aus vergangenen Festivals und wachse mit dem Publikum mit, sagt Peintner. <BR /><BR /><b>Bäriges Team, bärige Truppe</b><BR /><BR />Es sei nicht das Verdienst von Einzelnen, sondern jener der ganzen Truppe. Denn ohne ein engagiertes Team funktioniere es nicht, erst recht nicht in dieser Größenordnung. Alleine dieses Wochenende arbeiten etwa 150 Leute am Festival in sämtlichen Bereichen wie Video, Event Management, Event Betreuung, an den Bars und Verpflegung, Kassen und Security. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="786164_image" /></div> <BR />Nach dreiwöchiger Arbeit am Festivalgelände selbst und über einem halben Jahr Planungsphase bleiben für das Aufräumen lediglich ein paar Tage Zeit. Rund um die Uhr wird gearbeitet, damit die Schlüsselübergabe keine drei Tage später erfolgen kann. Denn gut unterstützt wird das Festival durch die Stadt Bruneck, Bürgermeister Roland Griessmaier, und die Stadtpolizei und im Notfall das Krankenhaus Bruneck, damit die Sicherheit gewährleistet ist und „jeder wieder happy nach Hause gehen kann.“<BR /><BR />„Es darf nicht passieren, dass Leute zu Schaden kommen“, sagt Peintner und weist auch auf die professionelle Security hin, wenn es doch mal Probleme gibt. Grundsätzlich werde aber immer nach einer sehr friedlichen Lösung, dem Gespräch, gesucht.<BR />Eine lange Vorbereitungszeit schafft sicheres Feiern. Sicher gehe hin und wieder mal was schief, aber mit gut vorbereiteten und ausgebildeten Teams können Probleme relativ gut gelöst werden. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-55063652_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Neues Erleben mit großer Hauptbühne und Camping Comfort</b><BR /><BR />Seit der letzten Ausgabe des Festivals im Jahr 2019, haben die Veranstalter die Hauptbühne, die Main Stage, vergrößert. Mit mehr Pyroeffekten bringt die Main Stage heuer etwa 22 Metern Höhe und knapp 16 Meter Breite an den Schlossberg – mehr geht nicht, oder besser gesagt: hat nicht Platz. Auch hat sich der VIP-Bereich etwas vergrößert für Besucher die nicht unbedingt alles in der ersten Reihe genießen wollen. Generell wolle man jedes Jahr ein bisschen anders sein, damit auch die Stammgäste jedes Mal etwas Neues erleben können. <BR /><BR />Auch ziemlich stolz ist Peintner auf ein anderes neues Highlight: die Camping Comfort Zone in der Camping Area. Denn Camping sei immer von Anfang an in der Idee des Festivals fest verankert gewesen, meint er, und gerade mit der Erweiterung des Camping -Areals könne man den Leuten etwas mehr Komfort beim Campen bieten.<BR /><BR />Später am Tag treffe ich am Eingang der gesamten Camping Area auf Lisa (25). Eigentlich ist sie Schauspiel-Studentin in Wien, aber hier und heute Samstag ist sie Herrscherin über die kleine Zeltstadt, die sie beaufsichtigt. Die Zeltbewohner seien so brav, wie 16- bis 25-Jährige es eben sein könnten, meint sie ironisch. <BR /><BR />Generell wirkt die kleine Zeltgemeinde wie eine Miniaturausgabe dessen, was man sich unter Festivalcamping vorstellt, wenn man nur davon gehört oder gelesen hat: Zelte, freundliche Camper mit Pegelstand und dem entsprechenden Bedürfnis aufzuräumen, und zu wenig Toiletten. Nur Schlamm fehlt noch – den dürfte es aber tags zuvor gegeben haben, als ein Platzregen mit leichtem Hagel durch das Pustertal zog. <BR /><BR />Tommy (23) und Kathy (22) sind zum vierten und fünften Mal zu Besuch. Es sei das einzige Festival seiner Art in Südtirol. Sie sind froh, dass sie sich einen Platz in der neuen Comfort-Camping-Zone gegönnt haben, da sich die verschiedenen Zelte hier etwas weiter auseinander befinden und es so doch ein kleines bisschen privater ist. Nur mehr Sanitäreinrichtungen wären wünschenswert sowie realistischere Preise beispielsweise bei den Zahnbürsten im Campingshop, meinen sie. <BR /><BR /><b>Das ist Festival</b><BR /><BR />„Es ist einfach bärig, wenn man mit verschiedenen Nationen feiern kann. Es ist das, was ein Festival ausmacht: Neue Bekanntschaften, neue Liebschaften. Das ist für mich ein Festival.“, erklärt Peintner.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55064864_gallery" /><BR /><BR />Zu einem guten Festival gehören eine tolle Szenerie und viele neue Bekanntschaften. Nicht nur für Südtiroler, sondern auch für immer mehr internationale Gäste ist das Crazy Castle Festival zu einem wichtigen Termin geworden. Es sei teilweise wie Art Familientreffen, wenn sich das ganze Team, Mitarbeiter, DJs und treue Fans wieder am Schlossberg einfinden.<BR />Daniel (26), der in der Videomannschaft aushilft, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Man kommt ja nicht nur wegen der DJs, sondern wegen der Festivalstimmung.“ <BR /><BR />Auch sei es ein Festival für alle Altersklassen und nicht nur für die Jugend, solange man gern feiert und Spaß hat. So gehört zu den ältesten Vertretern der Festivalbesucher der Brunecker Kunzi (79), der sich hier gegen etwa 19 Uhr ein wenig umsieht. Ob er nicht bleiben will, bis dann gleich richtig Partystimmung aufkommt? Nein, lacht er, für heuer habe er seine Runde beendet und außerdem kenne er das schon alles mit 79. <BR /><BR /><b>„Motivierte Talente muss man immer fördern“</b><BR /><BR />Der heurige Fokus des Festivals liegt auf der neuen Generation an DJs in Südtirol. Nach 2 Jahren im totalen Stillstand in der DJ-Szene hätten es einige Künstler gelassen oder den Traum vom Durchstarten nicht mehr weiterverfolgt. Demnach ist es ein Anliegen, gerade die junge Generation im DJ Contest an die Turntables der Main Stage zu holen. Ziel sei es die neue Generation „in Schwung zu bringen, zu pushen und zu motivieren“, sagt Peintner. Denn die Anfänger von heute sind die Profis von Morgen und bilden die Zukunft für das Nachtleben in Südtirol. Auch wurde eine Stage einen Tag nur für Newcomer reserviert, gesponsert von der App Nizer von AfZack, einer Organisation des Forum Prävention.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="786257_image" /></div> <BR />Unbedingt merken soll man sich den Newcomer Solestic, dem Peintner eine gute Karriere prophezeit. Denn der junge DJ sei äußerst motiviert bei der Sache und habe einen coolen Sound. Da er dieses Jahr von Anfang mit dabei gewesen ist und auch beim Aufbau mitgeholfen hat, hat das junge Talent heuer einen Prime Time Slot auf der Main Stage bekommen. <BR /><BR /><b>DJanes?</b><BR /><BR />Den DJ Nachwuchs finden die Veranstalter zum einen durch sogenanntes Scouting der Newcomer auf anderen Events, zum anderen durch Eigenrecherche oder sie melden sich von selbst. Ein eigenes Team mit Stefan Subsurface, kümmert sich um das Anhören der eingeschickten Mixe und das Rekrutieren der Neuen, sobald jemand in das Line-up hineinpasst. <BR /><BR />DJanes am Festival gebe es leider ziemlich wenige. „Wir würden uns wünschen, auch die weibliche Seite der DJ-Szene in Südtirol zu unterstützen“, sagt Peintner und meint, wenn es motivierte Frauen gibt, die gerne auflegen, sollen sich diese unbedingt melden. <BR /><BR /><b>Die größte Belohnung</b><BR /><BR />Es gibt kein Geheimrezept für die DJs, wie man das Publikum auf seine Seite bekommt und dort behält – lediglich ein bisschen Gespür. Denn jeder Abend sei anders, jedes Publikum sei anders und da kein Abend wirklich dem anderen gleicht, muss man sich als DJ auf das Gefühl verlassen, um tatsächlich den Nerv des Publikums zu treffen und alle zum Feiern zu bringen. <BR /><BR />Im Moment, wenn dann alle eine „Mega Stimmung“ haben und mitmachen, wisse man, wofür man sich die ganze Arbeit antut. Wenn alle Hände in der Luft sind und das Publikum tobt und springt, und am Ende alle glücklich sind, das sei das, was einem am meisten zurückgebe. Wenn dann hinterher auf den Sozialen Medien besprochen wird, wie toll der Abend war – das sei das, was man sich für jeden Abend wünsche. „Wenn die Leute das Festival annehmen und dann nächstes Jahr unbedingt wieder herkommen – darauf arbeitet man hin“, meint Peintner.<BR /><BR />Kurze Eindrücke zur Festivalstimmung am Gelände lassen sich durch <a href="https://www.stol.it/ontour/2022-07-01/crazy-castle-festival" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Bilder der STOL On Tour </a> und nachfolgenden Privataufnahmen vom Event gewinnen.<BR /><BR /> <video-jw video-id="FMWriGZ8"></video-jw> <BR /><BR />Einzigartig ist das „Crazy Castle Festival“ sicher und auch crazy genug um sich seinen Namen verdient zu haben. Man darf gespannt sein, was sich das Creative Management und die Veranstalter für nächstes Jahr einfallen lassen. Vielleicht ein Campingcafé? Mehr Nachmittagsaktivitäten? Welche Trends werden nächstes Jahr vertreten sein und was erwartet die Feiernden an der Mainstage? Man müsse jedes Jahr sehen, was die Leute brauchen. Vielleicht wird es nächstes Jahr nur mehr 5 Stages geben, aber tendenziell eher eine Stage mehr als weniger, scherzt Peintner.<BR /><BR />Später am Abend beim Verlassen des Geländes fahren keine Autos auf der Reischacher Straße am Schlossberg. Diese hat die Ortspolizei aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt und leuchtet auf halber Strecke mit einem Minivan der Polizei den Heimkehrenden den Weg. Nach einer kurzen Wanderung zum Busbahnhof wird klar: vor 4 Uhr fährt kein Nightliner mehr Richtung Brixen. Vielleicht hätte ich doch besser gecampt.