Im vergangenen Mai legt de Angelo mit „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ nach. Es ist ein Album von einem, der nicht lockerlässt, immer wieder aufsteht. Bei einigen Songs hatte Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger seine Finger mit im Spiel. Und dieser hat ihn auch zum BrixStreet-Festival in der Regensburger Straße am heutigen Samstag (17. Juni) geladen.<BR /><BR />Domenico „Nino“ Gerhard Gorgoglione – Mama und Papa stammten aus Apulien, der kleine Nino wurde in Karlsruhe geboren und wuchs in Köln auf – war 17 Jahre jung, als er in der Kölner Pianobar Die Taste entdeckt wurde. Schon 2 Jahre später gelang ihm mit dem Drafi-Deutscher-Megahit „Jenseits von Eden“ ein kometenhafter Aufstieg am deutschen Charthimmel. <BR /><BR /><b>Nino de Angelo und „Jenseits von Eden“. Segen oder Fluch?</b><BR />Nino de Angelo: Beides… Segen, weil das Lied ein Riesenerfolg war, es war der Titel, der mir damals die Miete bezahlt hat. Fluch, weil man so einen Mega-Song nicht toppen kann. Man muss sich irgendwann neu erfinden. Und das habe ich erst jetzt geschafft. <BR /><BR /><b>Kam der Erfolg zu früh in Ihrem Leben?</b><BR />de Angelo: Absolut (aber lieber zu früh als gar nicht). Ich war damals 19 Jahre alt und hatte plötzlich sehr, sehr viel Geld zur Verfügung. Es war wunderbar, und ich dachte, es würde ständig so weitergehen. Ist es aber nicht. Diese Lebenserfahrung fehlte mir damals. Dennoch wüsste ich nicht, was ich anders hätte machen sollen … doch ja, ich hätte meinen ersten Ferrari doch lieber in Rot bestellen sollen (lacht).<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="908581_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wäre der Erfolg von „Jenseits von Eden“ nicht über Sie hereingebrochen, welche Musik hätte Nino Gerhard Gorgoglione – woher stammt eigentlich der „Gerhard“ in Ihren Namen!? – gemacht?</b><BR />de Angelo: Rockige, poppige Musik. Mit „Jenseits von Eden“ bin ich hingegen direkt in der Schlager-Schublade gelandet. Aber ich war nie ein Schlagerfuzzi, eher ein unterforderter Schlagersänger, und meine Musik war kein klassischer Schlager. Dadurch fühlte ich mich zum einen wie zwischen 2 Stühle geraten. Zum anderen bin ich mit meiner Musik auf dem Hintern gelandet. Der „Gerhard“ war übrigens ein guter Kumpel meines Vaters. Papa war Karrosseriespengler, Gerhard der Lackierer in der Werkstatt. Und er war der Beste. <BR /><BR /><b>Jahrzehntelang stand Ihr Name häufiger in den Klatschspalten als in den Charts. Von Drogen, Alkohol, gescheiterten Ehen war die Rede. Wurde Nino de Angelo vor den Augen aller erwachsen?</b><BR /> de Angelo: Ich bin einfach nur jemand, der gelebt hat. Ohne Rücksicht auf Verluste. Genau das finde ich im Prinzip sehr geil an mir. Es war mir egal, was die Leute über mich denken. Aber ich sehe ein, dass ich manche Dinge im Leben falsch gemacht habe und einiges schiefgegangen ist. Und da ich im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit lebte, erhielt ich sehr schnell den Stempel „Durchgeknallter junger Schlagersänger, der die Bodenhaftung verloren hat“. Ich bin sicher, wäre Rock mein Genre gewesen, hätte man mir vieles verziehen. Stellen Sie sich vor, mein Name wäre Ossi de Angelo gewesen… <BR /><BR /><b>Verkehrte Welt: Als Rocker leben Sie nun auf einem Pferdehof im Allgäu.</b><BR />de Angelo: Richtig, als Rocker lebe ich heute das Schlager-Klischee: Land-Idylle, Natur, Pferdehof. Und früher, als Schlagersänger, habe ich den Rock’n’Roll gelebt.<BR /><BR /><embed id="dtext86-60056504_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Wie haben Sie es geschafft, sich vom Schlager zu emanzipieren?</b><BR />de Angelo: Ich fühlte mich sehr lange in der Schlager-Schublade gefangen. Daraus befreien konnte ich mich nur, indem ich gar nichts mehr in diesem Genre gemacht und mich von allen Plattenfirmen und Verlagen gelöst habe. Niemand sollte mir in meine Musik reinquatschen. Als ich dann musikalisch wieder aktiv wurde, machte ich nur Sachen, die mir selbst gefallen haben. Und das war der Schlüssel zum Erfolg. Authentizität ist das wichtigste, das man dem Publikum präsentieren kann. Nur mit dieser Eigenschaft kann man nach vorne kommen. <BR /><BR /><b>Aber als 2021 der Erfolg mit dem Album „Gesegnet und verflucht“ da war, sprachen Sie schon wieder vom Aufhören.</b><BR />de Angelo: Es kehrte der Erfolgsdruck zurück. Darum meine Entscheidung im vergangenen Jahr mein Karriereende zu verkünden. Aber ich habe eingesehen, dass ich mich diesem Druck stellen muss. Die Folge war der Rücktritt vom Rücktritt zu Jahresende. Ich werde nun sogar auf Tournee gehen und darauf freue ich mich. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="908584_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Warum hat das Album „Gesegnet und verflucht“ funktioniert?</b><BR />de Angelo: Der Schlüssel zum Erfolg waren der Song „Gesegnet und verflucht“, der beim Publikum gut angekommen ist, und der richtige Zeitpunkt, an dem das Album erschienen ist. Kurz zuvor hatte sich die überaus erfolgreiche Band „Unheilig“ aus dem Geschäft zurückgezogen, und der „Graf“ und seine Band haben eine Lücke hinterlassen. In diese bin ich mit „Gesegnet und verflucht“ hineingegrätscht. Vom neuen Album „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ erwarte ich mir nun noch mehr: Unendlichkeit. Das Album ist geil, noch besser als sein Vorgänger. Die Titel wurden großteils im Team erarbeitet, bei 3 Songs habe ich ausschließlich mit Philipp Burger zusammengearbeitet. <BR /><BR /><b>Haben Sie sich mit „Jenseits von Eden“ versöhnt?</b><BR />de Angelo: Ich werde bei meinem Konzert in Brixen Songs aus meinen beiden Alben präsentieren. Und ein weiteres Lied darf nicht fehlen: „Jenseits von Eden“. Dies ist der Song, der mich über 40 Jahre getragen hat, und ich bin es ihm schuldig, ihn weiterhin zu singen. Auch wenn sich die Stimme im Laufe der Jahre verändert hat. Sie ist stärker. Sie ist robuster. Sie ist wie Kruppstahl. Im Vergleich zu früher hat sie mehr Ausdruckskraft. Meine Stimme ist ein Zeitzeuge meines Lebens, mit all seinen Höhen und Tiefen. Eine Stimme, die berührt. Und so klingt heute auch „Jenseits von Eden“.<BR /><BR />ZUR PERSON<BR /><BR /><BR />Nino de Angelo wurde am 18. Dezember 1963 als Sohn italienischer Einwanderer in Karlsruhe geboren. Nach der Scheidung der Eltern zog er mit der Mutter nach Köln, wo er als Sänger entdeckt wurde. Heute lebt der Künstler – nach bewegten Jahren – ein einfaches Leben auf dem Land. Mit seiner Freundin Simone Lux (48) bewirtschaftet er einen Hof in einem kleinen Dorf im Allgäu. <BR />„Was mich glücklich macht, ist das einfache Leben, meine Hunde, die Tiere, die wir haben“, sagte er zur dpa. Auf dem Hof gebe es viele Pferde und Katzen. Glücklich mache es ihn auch, zu kochen, einkaufen zu gehen und an seinen Oldtimern zu schrauben. Sein Traum sei es, das Landleben noch etwas auszubreiten, mit einem Landhaus in Italien.<BR /> „Ich bin zwar ein harter Deutscher – das ist der Gerhard in mir (lacht) –, aber mit italienischen Wurzeln. Und diese sind so tief verankert, dass ich jetzt schon weiß, in welcher Erde ich begraben werde. In italienischer. Ich träume schon lange von einem Landhaus in Mittelitalien, etwa in den Marken. Dort möchte ich meinen Lebensabend verbringen.“ In Italien würde er sich gern intensiv mit Landwirtschaft beschäftigen, sagte er außerdem der dpa, mit Oliven, Weintrauben und Feigen. „Und einfach nur essen und trinken und leben, das ist das, was ich mir wünsche.“<BR />