Die unter den Nummern 1007 bis 1012 verzeichneten Kompositionen im Bach-Werkverzeichnis betrachtet jeder Cellist als eine Herausforderung. Johann Sebastian Bach komponierte die 6 Suiten für Violoncello solo vermutlich um 1720 in Köthen. Die Cello-Suiten sind Gipfelwerke und Hohe Schule zugleich für jeden Cellisten. <BR /><BR /><BR /><BR />Von Eva Bernhard<BR /><BR /><b><BR />Die Entdeckung</b><BR /><BR />Das Prélude aus Johann Sebastian Bachs Cello Suite Nr. 1 G-Dur ist weltberühmt. Vielfach gespielt und vertont gehört es zu den Meisterwerken der klassischen Musik. Jeder Cellist betrachtet die Komposition als eine Herausforderung. Viele Zeitgenossen von Bach behaupteten deswegen, dass es unspielbar sei und für den Konzertsaal vollkommen ungeeignet. Deshalb geriet es in Vergessenheit und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von dem berühmten katalanischen Cellisten Pablo Casals, er war damals ein Kind, in einer alten Musikalienhandlung in Barcelona wiederentdeckt. 12 Jahre lang übt er an den Suiten. Mit 25 Jahren fühlt er sich endlich bereit, Bachs 6 Suiten in einem Konzert aufzuführen. Es wird ein voller Erfolg.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="628913_image" /></div> <BR /><BR /><b>Quintessenz von Bachs Schaffen</b><BR /><BR />Die sechs Suiten für Violoncello solo, die Pablo Casals bis zu seinem Tod täglich spielt, sind „die Quintessenz von Bachs Schaffen und Bach selbst die Quintessenz aller Musik“, wie er einst sagt. Angeblich entstanden sie in Bachs Hofkapellmeister-Jahren in Köthen. Auch die Originalhandschrift ist heute nicht mehr existent, lediglich eine Abschrift, unter anderem seiner ersten Frau Anna Magdalena, die Bach als Komponisten legitimiert. Bach schrieb die Suiten für ein fünfsaitiges Instrument. Da das Cello nur vier Saiten hat, geht man davon aus, dass sich Bach eine „viola pomposa“ bauen ließ, die der Stimmlage des Cellos sehr nahe kam, aber auf dem Arm gespielt wurde. Bach selbst war Violinist und Bratschist.<BR /><BR /><BR /><b>Mehr als Lehrstücke</b><BR /><BR />Die Suite Nr. 1 ist die wohl bekannteste der sechs Kompositionen. Bach schöpft darin den Klangraum des zur damaligen Zeit noch sehr jungen Instruments voll aus. Das Prélude und die fünf darauffolgenden Tanzsätze Allemande, Courante, Sarabande, Menuett und Gigue bestechen durch ihre Farbigkeit und ihre feine Mehrstimmigkeit. <BR />Obwohl die sechs Suiten in ihrem Charakter sehr lebendig sind, fungierten sie lange Zeit lediglich als Lehrstücke, an denen sich junge Cellisten die Finger wund spielten. Denn sie sind höchst virtuos und stecken voller spieltechnischer Tücken. Auch Robert Schumann, der sich im Zuge der romantischen Bach-Renaissance der Suiten annahm und eine Klavierbegleitung komponierte, schaffte es nicht, sie in die Öffentlichkeit zu bringen. Erst dem spanischen Cellisten Pablo Casals gelang dies. <BR /><BR /><b>Prélude</b><BR /><BR />An den Anfang der Suite setzt Bach ein Prélude. Es ist der Satz, in dem das Klang- und Ausdrucksspektrum des Cellos am besten zur Geltung kommt. Dabei beginnt es fast unscheinbar: mit einer Sechzehntelfigur, die auf dem G-Dur Grundakkord basiert. Im weiteren Verlauf des Préludes bilden durchgehende Sechzehntelbewegungen ein Akkordgewoge, das an das Präludium C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier Band 1 erinnert. Wie Wellen schiebt sich dieses Akkordgewoge gleichmäßig weiter, bis plötzlich, in der Mitte des Préludes, eine abrupte Unterbrechung erfolgt.<BR /><BR /><b>Tanzsätze</b><BR /><BR />Im Anschluss an das Prelude folgen sechs Tanzsätze. Bach hält sich an die traditionelle Tanzfolge Allemande-Courante-Sarabande-Gigue, unterbricht dieses Formschema aber durch zwei hinzugefügte Menuette. Die Allemande beginnt mit der für sie charakteristischen Rhythmusfigur, an die sich eine schlichte Melodie anschließt<BR /><BR /><b>Vita</b><BR /><BR /><b>Corinna Belli</b> hat das Sprachenlyzeum „Walther von der Vogelweide“ (Musikrichtung) in Bozen besucht. Danach studierte sie am Musikkonservatorium „Luigi Cherubini“ in Florenz und hat am Konservatorium in Florenz bei Lucio Labella Danzi ihr Studium abgeschlossen. Sie war Cellolehrerin im Kulturverein „Il Paracadute di Icaro“ in Prato und unterrichtete Deutsch an der Universität von Prato.<BR /><BR /><BR />