Dafür sind eine Reihe von klugen und unterhaltsam-choreographierten Details in der Personenführung zu wenig. Dafür hätte es eine zündende Idee, ein überzeugendes Gesamtkonzept oder zumindest ein kraftvolles Design gebraucht. Die Premiere von „Cosí fan tutte“, der zentralen Opern-Produktion des Festspielsommers 2009, war gestern, Donnerstag, im Haus für Mozart. Das Publikum schien diese mit Gags versetzte, sonst aber dahintröpfelnde Premiere dennoch zu mögen und applaudierte vor allem den Solisten.Zentrales Bild ist eine Designer-Wohnung des oberen Mittelstandes. Im zweiten Akt hebt sich eine Wand und gibt den Durchgang frei in den düsteren Märchenwald, den das Salzburger Publikum bereits vom „Don Giovanni“ aus dem Vorjahr kennt. Dort gehen die Helden im witzig-choreographierten, aus dem „Figaro“ bekannten Gleichschritt oder straucheln gespielt dramatisch. Fuchteln wie Revue-Clowns, wühlen in der Erde oder lümmeln auf dem Sofa herum. Und dann bringt Guth die mittlerweile üblichen Videos mit Bildern von Badeglück. Die sollen wohl Gefühle transportieren, eine zweite emotionale Ebene erläutern. Tun sie aber nicht. Denn irgendwie wird große Oper da nur vorgetäuscht. Alle tun so als ob. Als ob es hier um etwas Großes, emotional Bedeutendes ginge.Eine schöne Szene: Die Herren aus Albanien verbinden den Damen die Augen und streicheln sie mit einer Feder. Gleich nach dem ersten Kennenlernen. Hier ist ein Knistern zu spüren, aber gleich darauf ist es wieder weg. Danach beginnt dieser inszenierte Treuetest, dieses Psycho-Experiment mit der Liebe, fad zu werden. Eine brave Mozart-InszenierungSchnell wird klar: Die Welt hat jetzt eine neue, aber recht brave Inszenierung einer Mozart-Oper. Eine, die in Ordnung ist und ihr Publikum finden wird. Aber die als Beitrag zum Stand der Dinge in der aktuellen Mozart-Interpretation ebenso entbehrlich ist wie als Beitrag zum Thema Verletzlichkeit von Liebe und Unmöglichkeit von Treue.Dabei ist die Idee, den Verwechslungs-Blödsinn (welche Frau würde den eigenen Mann nicht erkennen) in einen bewussten Partnertausch zu verwandeln, gut und interessant. Aber das Libretto sträubt sich.Spätestens in der Vergiftungsszene bricht die Idee in sich zusammen. So bleibt Guths Partnertausch im „Don Giovanni“-Wald gedankliche Anregung, aber kein für die Oper taugliches Konzept. „Mezzoforte ohne Inspiration“Die Philharmoniker gaben Konventions-Mozart im Mezzoforte ohne Inspiration. Alles Mezzo, fast nie wirklich laut, fast nie wirklich leise. Adam Fischer dirigierte solide, aber ohne Pfiff und Pepp, manchmal „nudelten“ die Musiker im Graben ihren Mozart auch einfach nur herunter. So tröpfelte die Salzburger „Così“ dem Finale entgegen und wäre ohne das engagierte Solisten-Sextett wohl schon auf halber Strecke versandet.Herausragend Miah Persson als Fiordiligi. Perssons Sopran läuft in allen Lagen wie geschmiert, innige Piani wechseln mit strahlender Kraft, wenig Vibrato, blitzsaubere Intonation. Isabel Leonard als Dorabella kam da nicht mit. Ihre Stimme klang im Vergleich ein wenig knödelig und deutlich weniger durchsetzungskräftig. Topi Lehtipuu als Ferrando präsentierte sich musikalisch einfühlsam und spielte engagiert. Aber stimmlich hat er seine Grenzen schnell erreicht, sein Tenor ist mager und war in der Höhe deutlich überfordert. Dafür gab Florian Boesch einen kräftigen, klaren sowie szenisch und musikalisch wunderbaren Guglielmo. Ein souveräner Bo Skovhus als Don Alfonso und eine quirlige, schauspielerisch und auch stimmlich gelegentlich ein wenig zu aufgekratzte Patricia Petibon als Despina vervollständigten ein insgesamt recht gutes Solisten-Ensemble. Ein großer Teil der Punkte vom Publikum geht auf das Konto dieses Sextettes. Christoph Lindenbauer/APA