Ein Triump der Festspielgeschichte, der Jahrhundert-„Don Giovanni“ und der in jeder Hinsicht außergewöhnliche „Jedermann“: Unser Kulturmitarbeiter rezensiert 3 herausragende Aufführungen der Ausgabe 2021.<BR /><BR /><BR />Seit 2 Jahrzehnten beobachtet „Dolomiten“-Kulturmitarbeiter C.F. Pichler das Geschehen vor Ort und berichtet jeden Sommer regelmäßig aus Salzburg. Nur im Corona-Jahr 2020 hat er aus der Ferne seine punktgenauen Analysen erstellt.<BR /><BR /> Was hat Salzburg, was andere Musikfestivals nicht haben, wollten wir wissen: „Die besten Regisseure, die besten Bühnenbildner und Kostüme, die besten Probenbedingungen, die besten Orchester, die besten Musiker, Sänger und Dirigenten“, ist seine lapidare Antwort. Hier 3 Rezensionen der unglaublichsten Aufführungen 2021.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="668522_image" /></div> <BR /><BR /><b>„Ein Rätsel von Gewaltiger Schönheit“</b><BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="668525_image" /></div> <BR />Während im letzten Jahr, aufgrund der Pandemie, bei den Aufführungen der epochalen Neuinszenierung der <b>„Elektra“ von Richard Strauss</b> in der Felsenreitschule nur 900 Anwesende pro Aufführung dabei sein durften, wird heuer die vom Dirigenten <b>Franz Welser-Möst</b> und vom Regisseur <b>Krzysztof Warlikowski</b> nun musikszenisch weiterentwickelte Jahrhundertoper ein Triumph der Festspielgeschichte – das bei vollem Haus und natürlich mit Mund- und Nasenschutz für das vor Aufregung schwindelerregende und hingerissene Publikum. <BR /><BR />Die psychologische Tiefenwirkung und die durch den Regisseur ausdrucksstarke Multimedialität wird durch die phänomenalen Orchesterwogen der <b>Wiener Philharmoniker</b> unter der überwältigenden Leitung von Welser-Möst zu einer Einheitswirkung, ja zu einem durchgehenden prickelnden Wurf mit begnadeten Gesangssolisten. <BR /><BR />Das mit Rausch, Wucht grauenvolle Seelendrama eines Todestanzes mit Rachedurst, Wahnvorstellungen und Albträumen, erzählt von der Ermordung des Agamemnon durch seine Frau Klytämnestra. Während ihre Tochter Elektra, erregt durch die allgemeine Todesstimmung auf dem Hofe, der sie abschottet und ablehnt, schließlich im Zustand von gespenstischer Ekstase ihren tot geglaubten Bruder Orest trifft, der den Muttermord vollzieht.<BR /><BR /> Doch so einfach ist das nicht, denn die Schwester Chrysothemis will Mitleid, Versöhnen und Verhindern, ja sie will heiraten, will sogar Kinder: „Kinder will ich haben, bevor mein Leib verwelkt…. Ich bin ein Weib und will ein Weiberschicksal! Viel lieber tot, als leben und nicht leben“, sagt sie zu Elektra, die nur an Morde denkt: „Wenn es an Leichen mangelt, darauf zu schlafen, müssen sie doch morden“, so zerpflückt Elektra ihre Hochzeitspläne, als sie den Lärm vom Hof vernimmt. <BR /><BR />Strauss und Hofmannsthal, die dabei erstmals zusammenarbeiteten, begehen den Weg der attischen Tragödie, wie einst am Ende des 16. Jahrhunderts Monteverdi oder die Camerata Fiorentina, aber nicht minder den des griechischen Mythos um Nietzsche, aber noch wirkungsmächtiger steht hier auch die menschliche Psyche von Sigmund Freud im Zentrum. Denn die Person Elektra ist im Stück von Hofmannsthal – das Strauss in Berlin bei der UA zur Musik anregte – und schließlich im Libretto, eine Besessene, die durch den Mord an ihren Vater in keiner Hinsicht, auch nicht im Sexuellen eine normale Frau sein kann und will. <BR /><BR />Ausgehend von diesen Prämissen zeigt Warlikowski ein fantasierendes, geniales und wie auf die Körper geschriebenes Wort- und Musiktheater mit Anleihen an die griechische Tragödie an den Fin de Siècle und gleichzeitig an das Heute. Hier verbrüdern sich alle jene Detailfeinheiten wie beim „Don Giovanni“ des Regisseurs Romeo Castellucci, oder wie im hyperaktiven neuen und anderen „Jedermann“ durch Michael Sturminger. <BR /><BR /><BR />Denn überall steht die massive und ergo richtige Körperaktivierung des Darstellens im Mittelpunkt als immanent zu Bestaunendes: „In meiner Arbeit versuche ich, Fragen aufzuwerfen und sie bewusst offen zu lassen, Widersprüche zu enthüllen. Ich versuche, mich mir selbst gegenüber zu öffnen und Platz für Nuancen zu schaffen, sogar in dieser Welt die schwer unbeweglich anmutet. Die Oper vermittelt die Zerbrechlichkeit der Figuren. Hier dominiert niemand über eine andere!“ (Warlikowski) <BR /><BR /><BR />Die Zerbrechlichkeit der Frauen ist naturgemäß grundverschieden, obwohl ihr Schicksal spannungsvoll für einander bestimmt ist. Besonders die fesselnde Klytämnestra, eine intelligente und machtgierige Nobildonna – Mörderin im sehr schönen roten Kostüm gekleidet, erlebt Verwirrung, Alter, Leidenschaften, Plagen oder wird von Ängsten nichtloslassender Träume verfolgt. Erschreckend, wundervoll gespielt und gesungen mit herrlichen Zwischentönen und sublimer Textdeutung von der jungen hochdramatischen Mezzosopranistin Tanja <b>Ariane Baumgartner</b>. <BR /><BR /><BR />Schon im Eröffnungsmonolog, der musikalisch mit dem Agamemnon-Thema beginnt, wütet Elektra gegen ihre Mutter, die mit dem Throndieb Ägisth/Michael Laurenz – der ermordet wird – sexuell verbandelt ist. <b>Ausrine Stundyte</b> ist als szenisch musizierende und dionysisch ekstatisch herumtanzende Elektra ein körperorientiertes Wunder, eine erbitterte, neurotisch rauchende, jedoch hocherotische Frau im geblümten Kleid – blumig wie ihre sexuelle Sprache – die über die Orchesterwogen hinweg wie strähnende Fasern meist barfüßig auf der tolldreisten Bühne mit rituellem Wasserbecken und Wohnquader fasziniert. Auch weil sie in der herrlichen Erkennungsszene mit Orest – hervorragend <b>Christopher Maltman</b> mit schönstem Musik- und Sprachidiom – ihre sexuelle Unnahbarkeit kündet: „Ich glaub ich war schön… fühlt ich einen keuschen Schauer……in meines Körpers weißer Nacktheit… Und mein Haar, war solches Haar, vor dem die Männer zittern, dies Haar, versträhnt, beschmutzt, erniedrigt. Ich habe alles, was ich war hingeben müssen.“ <BR /><BR /><BR />Ausgezeichnet mit berauschender Darstellung und rühmender Gesangkultur ist <b>Vida Mikneviciute</b> als Chrysothemis im fesch glitzerndem Minikleid – wir sind ja auch im Nacht-Milieu – eine dramenbestückte, eine sorgenvolle, beängstigende aber auch zärtlich hilfreiche und lebensfrohe Mädchenschwester der Elektra. Lauter dichte Szenen, die zum Weinen schön und bitter sind, und die zeigen, wie einzigartig, ja wie frappierend gut Warlikowski – Sieger des Goldenen Löwen Venedig 2021 – aus Bühnenfiguren Frauen zu echt Liebenden und Tragödinnen magisch erschafft. <BR /><BR /><BR />Freilich sind, neben den vielen schwierigen und guten gestalteten Rollen – die Mägde, die Dienerinnen, die Vertrauten und Pfleger – die Wiener Philharmoniker seine musikalischen und herausragenden Klanggeschwister, wobei Franz Welser-Möst mit sagenhafter Detailschönheit einen Operntraum zum klingen bringt und zwar so unvorhersehbar wie Warlikowski diese Oper zu Recht nennt: „Ein Rätsel von gewaltiger Schönheit!“<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Liebe und Tod als weiße Höllenpracht</b><BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="668528_image" /></div> <BR />Es war zu erwarten, dass die Neuinszenierung von Mozarts <b>„Don Giovanni“</b> zur größten Herausforderung werden sollte. Doch mit der magisch mysteriösen Kultregie von <b>Romeo Castellucci</b> und durch das nicht minder veredelte Dirigat des <b>Teodor Currentzis</b> gestaltet sich alles in eine unvergessliche, ja begeisterungsvoll fortlaufende Kunstdichte des wohl größten „Dramma giocoso“ der Musikgeschichte. <BR /><BR />Für Romeo Castellucci, der 2018 mit seiner phänomenalen Deutung der „Salome“ von Richard Strauss hier in Salzburg Geschichte geschrieben hat, atmet das spielerische „giocoso“ von Komödie und Tragödie immerfort zeitgleich in unbegrenzten Bildern. Wobei der Titelheld – der ja ein Mörder ist – durch seine Extreme des maßlosen Überflusses, mit der er seine Umwelt diabolisch verhöhnt, spaltet und verstößt, in absoluter Einsamkeit und ohne Reue in die Katastrophe Tod, in die Hölle schlittert: „Ein zentrales Element der Figur ist, dass sie sich nicht fassen lässt: Don Giovanni denkt nicht, sondern handelt in großer Eile, ohne Atem zu holen!“ (Castellucci)<BR /><BR /><BR />Wir befinden uns in einer Kirche, in der Arbeiter die Bänke wegtragen, die Bilder abhängen, etwa das durch die Flut 1966 in Florenz berühmte aber für immer beschädigte Kruzifix von Cimabue, bis nur mehr der weißkahle Kirchenraum die ganze Bühnenbreite ausfüllt, ehe ein Flügel herunterkracht und zerschellt mit lautstarkem Nachhall, wie die sich anbahnende „Don Giovanni“-Welt. Die entweihte Kirche und die in der Folge herunterfallenden und eingefahrenen Objekte, oder die durch Lichtmodulationen erzeugten architektonischen Bilder, sind jetzt die zeitlosen, leeren und vielfach leichenweiß verschleierten Resorts und Quartiere des Don Giovanni. <BR /><BR /><BR />Castellucci, der wie immer Bühne, Kostüme und Licht selbst gestaltet, gelingen überströmend schöne Bilder, die gewiss nicht immer im Augenblick fassbar sind, doch bezogen auf die fein durchdachte Personen- oder Chor-Mimenführung erwandert er eine Welt, eine Mozartwelt, deren Mysterien sich in Geheimnissen substantiieren. Denn, wer außer Don Giovanni birgt trotzt seiner Raserei ohne Stillstand größere Geheimnisse, Melancholien bis hin zum unablässigem Todestrieb? Besonders Don Giovanni ist mit seinen sogenannten tausenden von Geliebten, mit seinem hyperaktiven (non) „lasciar le donne“ einer, der nicht lieben kann, und noch mehr, einer der nicht geliebt wird. Wie jeder Wüstling, der nur verführt und gar mordet? <BR /><BR />Bezeichnend für die säkuläre Bilderwirkung, die Castellucci vollendet ins szenische Musizieren umwandelt, ist die kongeniale Gemeinsamkeit mit Dirigent Teodor Currentzis und dem <b>musicAeterna Orchestra</b>. Klingt die d-Moll Ouvertüre vielleicht im großen Graben des Festspielhauses ob des Originalklanges etwas leise, aber doch stark akzentuiert, so erstaunt Currentzis zunächst mit seinen breiten Tempi, die jedoch zunehmend in schönster Präzision aus dem Lyrischen in die Dramatik im Forte-Piano heranwachen wie herzlichstes Beisammensein.<BR /><BR />Wundervoller Mozart! Besonders auffällig sind die fein ausgespielten, etwas improvisierten Rezitative mit dem Continuo, wo <b>Maria Shabashova</b> mit dem Hammerklavier brilliert. Als Antwort an das heruntergefallene Klavier? <BR /><BR />Die Sängerdarsteller und die Chöre – <b>musicAeterna Choir und Bachchor Salzburg</b> – musizieren nicht nur aus vollem Herzen, sondern sie sind darstellerisch individuell höchst präsent, auch weil alles penibel, schön und exakt von <b>Cindy Van Acker</b> durchchoreographiert ist. <b>Davide Luciano</b> ist ein nobler Don Giovanni mit lyrisch-baritonalem Ausdruck, der beim Ständchen verzückt und bei „Champagnerarie“ beim hochgefahrenen Orchester bejubelt wird, während er als Nackter bei der szenisch phantasmagorischen Höllenfahrt mehr gespenstisch als (sängerisch) dramatisch agiert. <BR /><BR /><BR />Bestens aber nie vordringlich wie’s bei dieser weltbekannten Buffa-Rolle sein soll, singt <b>Vito Priante,</b> weiß gekleidet wie Don Giovanni, den Leporello, während der ziemlich oft redikül verkleidete <b>Michael Spyres</b> – mit Königspudel – stimmlich ein edler und bejubelter Don Ottavio ist. Stimmlich wie darstellerisch gefällt mit klarer Diktion und schönem Legato <b>David Steffens</b> als hübscher Masetto. <b>Anna Lucia Richter</b> ist eine hinreisende Zerlina, die ganz besonders in der Verführungsszene mit Don Giovanni mit ihrer naiven Mädchenhaftigkeit mitleidend berührt. <b>Federica Lombardi</b>, die als Donna Elvira von einer nackten Schwangeren gedoubelt wird, erregt mit kühner Darstellung als getriebene Frau von Welt viel Aufsehen und singt sehr gut.<BR /><BR /><BR />Doch wenn <b>Nadezhda Pavlova</b> als Donna Anna samt ihrer großartigen Darstellung in allen Lagen herrliche Legati, Portamenti und alle Phrasen vor- und durchartikuliert – „Crudele“, und „Non mi dir, bel idol mio“ – dann ist das ein fabulierender Zauber dieser unvergesslichen Aufführung. Nicht zu vergessen auch die große Erscheinung mit der mächtigen Stimme des Komturen Mika Kares. Sowie die 150 Salzburger Damen , die Castellucci in dunklen Kostümen bei der Friedhofszene und in der Schlussszene dem Wüstling wohl als Warnung gegenüberstellt. Tolle, ergreifende Frauen – Bilder einer denkwürdigen musikszenischen Aufführung, in der, wie nie, wieder einmal Liebe, Mord und Tod zur gipsweisen Höllenpracht werden. Freudvoller und sehr, sehr langer Jubiläumtriumpf! <BR /><BR /><BR /><b>Ein Suchender, der nicht lieben kann</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="668531_image" /></div> <BR />Die ersehnte Neuinszenierung der Salzburg-Schauspielikone <b>„Jedermann“</b>, die ja naturgemäß vor dem Dom stattfindet, musste wiederum wetterbedingt ins Große Festspielhaus verlegt werden. Doch es wird mit dem neuen Jedermann-Darsteller, dem herausragenden <b>Lars Eidinger</b>, ein Spiel über alle Endzeitattribute hinweg. <BR /><BR /><BR />Denn der groß gewachsene, aber schmächtige Schauspieler fasziniert mit seiner kindhaft hohen, ja der anmutig nach Liebe suchenden Stimme, mit der er die Hofmannsthal Verse artikuliert. Zu diesem zeitlos Narrativen gesellt sich seine wirklich außergewöhnliche Darstellung, die weitab vom vielfach zu bemerkenden Gehabe des zur Schaustellens, zu jedem Zeitpunkt und mit jeder echten und allegorischen abstrakten Person zur sonderbarsten Dichte wird.<BR /><BR /><BR />Eidinger erfindet immer und ohne die kleinste Pausenlücke mit seiner geradezu ekstatischen vom Oben bis Unten oder der am Boden liegenden Körperdarstellung ein Suchen zu sich selbst, die Suche eines Liebenden, der nicht lieben kann. Ja, und wenn es im Untertitel heißt: „Das Spiel vom Sterben des Reichen Mannes“, so ist das keine Schlussetappe, sondern eher ein Lebensendspiel des Versagens, ein Entzug der Liebe, wo das Kranksein mit einer läppischen Therapie des Verkleidens den Tod einläutet. Das verspüren wir im schönsten, traurigsten und hochpoetischen Zusammensein mit der mädchenhaften neuen Buhlschaft <b>Verena Altenberger</b>, die mit ihrer Zierlichkeit, aber doch quicklebendig, bei den hautnahen Liebesszenen eine rückrufende Intimität zeigt, ohne lasziv zu wirken. Wundervolle, kurze Momente des ganz Großen, so wie’s im wahren Leben oft passiert, aber leider, wie oft, ohne lieto fine. <BR /><BR /><b>Michael Sturminger</b> inszeniert kein Kult- sondern ein Personenspiel, das auf der spartanischen neuen Bühne nicht so spektakulär ist wie in seiner vormaligen Deutung. Auch weil das Lichtdesign wenig überzeugt, wenn opernhaft alte Lichtkegel herumkreisen, oder mit der einfältig und zurückhaltenden, aber an sich nur manchmal den Text unterlegten poetisierenden Musik. Doch mit den zeitlosen Fantasie-Kostümen vom Rokoko bis ins Heute, sehen wir dennoch eigentümliche Stimmungsbilder aus komischen Narreteien, grandiosen Slapsticks der filigranen Verspoesie. <BR /><BR /><BR />Sehr gut bis zu urkomisch ist zunächst das Zusammenlegen von Rollen, wenn etwa <b>Marvie Hörbiger</b> zuerst als weiß verschleierter Gott und dann als sympathische orangehaarige Teufelin erscheint, wenn der rundlich kleine Schuldknecht (<b>Mirco Kreibich</b>) – herzig die Szene im Boxring mit dem Riesen Jedermann – zum harmlosen Mammon wird, und wenn Werke/Spielansage in die beinahe vampirische Tischgesellschaft wechseln. Wo’s seltsam und schauderhaft lachend zugeht auf einem langen schwarzen Tisch, auf dem außer ein paar Urzeitbecher gar nichts drauf ist, während die Buhlschaft und Jedermann „den“ Liebesversuch – sehr erotisch, verunsichert – wagen! <BR /><BR /><BR />Indes verleiht <b>Kathleen Morgeneyer</b> mit ihrer weichen und doch determinierten Stimme der Rolle „Glaube“ viel Charisma, während <b>Edith Clever</b> als „Tod“ sich so ganz ungeniert an das lange Tischende setzt und mit nicht minderer Zauberkraft dem verdutzten Jedermann die nahe Endlichkeit ankündet. Die Begegnung mit der Mutter ist tief gehend, wenn die famose <b>Angela Winkler</b> mit wuscheliger Frisur wie immer mit ihrer unvergleichlichen samtenen Stimme sich an ihren Sohn schmiegt und in seinen Schoß legt. Ja, so sind liebende Mütter, gleich welch Kind das ihre ist. Nur hier zeigt auch Lars Eichinger seine Kraft, sein Gemüt, seine Kinderseele, wenn aus seinen getriebenen Rasereien, und rastlosen Turbulenzen nun Sehnendes erwacht, die er ja bei der Buhlschaft so liebevoll, vergebens allerdings, zu erleben versuchte.<BR /><BR /><BR />Sturminger hat in Eichinger „seinen“ Jedermann richtig und gut erkannt, auch wenn die Inszenierung oft allzu beiläufig vorbeizieht. Doch wenn ganz am Ende der nackte und tote Jedermann im Schoß des nunmehr weiß gekleideten Todes (Edith Clever) wie einst Jesu und Maria liegt, so wie vorher sich Mutter Angela Winkler in den Schoß ihres Sohnes legt, dann ist das Ergriffenheit der bleibenden Momente. Das Pietà-Bild ist im Klang mit der göttlichen Mottenmusik ein versöhnendes Poesiespiel der Entzückung eines Suchenden der nicht lieben kann, was auch das begeisterte Publikum stets mitfühlt! <BR /><BR /><BR /><Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR />