<h3> Michael Denzer zu „Ritual“ von DrummingCellist & SToP</h3>Da Petrus seinen Einsatz genau zu Konzertbeginn sah, ging es mit DrummingCellist & SToP „Ritual“ etwas später als geplant los. Delikat und unkonventionell modifizierte Kristijan Krajncan den Klang seines Cellos mit Alufolie, die den Schall vor dem Corpus abfing. Mythologische Geschichten aus der Slowenischen oder Griechischen Mythologie als Grundlage nehmend spielte die Formation sich in methodische, raumfassende Stücke ein, welche sowohl aus großen Gesten und Shepard-Skalen seine Wirkung bezog, als auch in der Vielfältigkeit der Schlagwerkmittel.<BR /><BR />Auch über lange Strecken das Cello als Rhythmus-Instrument verwendend kam doch eine Melodie zu Stande, ein Handlungsfaden war meist schon vorgegeben, da etwa Orpheus und Ikarus nicht nur emotionsgeladen im kollektiven Gedächtnis sind, sondern auch abstraktes greifbarer machen. Ein besonderes Highlight das Schlagwerksolo am Wasser: Rhythmus ist ein Teil des Ensembles, Textur der Zweite.<BR /><div class="img-embed"><embed id="656918_image" /></div> „Ritual“ von DrummingCellist & SToP<h3> Hintergrund</h3>DrummingCellist – das ist Kristijan Krajncan. Er ist ein international anerkannter Multiinstrumentalist, Komponist und Filmemacher.<BR />Das Ensemble SToP wurde im Jahr 1999 gegründet und setzt sich ausschließlich aus Profimusikern zusammen, die auch in Orchestern in Slowenien engagiert sind. Das Ensemble besteht aus den slowenischen Musikern Barbara Kresnik (perc, voc), Dejan Tamše (perc, voc), Matevž Bajde (perc, voc), Tomaž Lojen (perc, voc), Franci Krevh (perc, voc). Sie haben zahlreiche Konzerte in Slowenien und außerhalb gespielt und mit Komponisten und Gastmusikern zusammengearbeitet. <h3> Michael Denzer zu „Chorus“</h3>Für Teil 2 erfolgte größtenteils eine Rochade, denn „Chorus“ sah Kristijan Krajncan statt mit einem Schlagwerk Ensemble im Zusammenspiel mit 6 Tänzern interagieren. 3 Männliche und 3 weibliche Körper bewegten sich anfangs nach dem Schlagwerk, dann an in vorbei und schließlich mit ihm zusehends freier werdend. Waren sie anfangs noch wie die Körper auf dem Floss der Medusa in verzweifelten Gesten miteinander verklebt, so lösten sie sich, gruppierten sich neu, feierten befreit und symbolisch kaum passender zu denken. <BR />Anfangs noch indem sie Distanz mit Körperlänge abzumessen suchten, dann indem sie jede Distanz aufhoben und einander, durch Kontakt, mit Bewegungsmustern infizierten. Kristijan Krajncan war dabei stets Triebkraft, delikat vorsichtig bis elementar wild, zum Teil auch an vorgeschichtliche Rituale erinnernd und dann wieder, im Kontrast dazu im Finale mit einem im Hintergrund gesampelten und verzerrten Cello wie eine fast gleich fern scheinende Beat von der Tanzfläche. Die Gefangenen auf dem Floß wurden zu Bacchanten, die Musik im andauernden Crescendo ging in die Stille über.<BR /><div class="img-embed"><embed id="656921_image" /></div> „Chorus“: 6 Tänzer tanzen zur Musik von Kristijan Krajncan.<h3> Hintergrund</h3>Kristijan Krajncan hat die Musik zu diesem Werk geschrieben – die Performance kombiniert improvisierte Musik und zeitgenössischen Tanz. Krajncan lässt eine Klangumgebung entstehen, in der die slowenischen Tänzer Sara Janaškovic, Teja Modrijan, Kristýna Šajtošová, Gašper Kunšek, Žigan Krajncan und Alex Tesch aus Österreich ihre Performance entwickeln.<h3> Michael Denzer zu Fatima Spar & The Freedom Fries</h3>Den zweiten Abend des Kapucircus eröffneten Fatima Spar & The Freedom Fries ohne Umschweife und mit großer Geste: Gleich zu Beginn das Megaphon und nach dem ersten Song die Botschaft: Es war das erste Konzert seit Dezember 2019! <BR />Die große Lust zu musizieren wurde allerdings nicht nur betont, sondern spürbar gemacht. Big Band Swing und E-Gitarre, Platz für Soli (am schönsten wohl eines auf der Posaune, das mit einer Arabesque kokettierte) und freundliche Wettstreite zwischen Sopransaxophon und Gesang machten gleich klar: Hier handelte es sich eigentlich um keine Sitzveranstaltung. <BR /><BR />Sozialer Kommentar („Istanbul darf nicht Wien werden“) und sprachliche Wechsel zwischen Türkisch und Deutsch fanden ebenso Platz wie Tempowechsel die in Richtung Ska gingen oder Wechsel in den Dreivierteltakt. Allen voran überzeugte Spar durch gelebtes Empowerment und eine Positivität, die zu zügelloser Lebensfreude einlud. Auch passte die generelle Einfärbung dieser Weltmusik Jazz Mischung bestens zur Zirkus-Ästhetik der Location.<BR /><div class="img-embed"><embed id="656924_image" /></div> Fatima Spar & The Freedom Fries gaben in Bozen ihr erstes Konzert seit Dezember 2019 – und entsprechend groß war die Lust am Musizieren.<h3> Hintergrund</h3>Sie wird auch als „postosmanische Swingband“ bezeichnet Sie besteht aus der gebürtigen Vorarlbergerin Nihal Sentürk, die als Fatima Spar in ihrer Musik verschiedene Kulturen und Klangwelten vereinigt. Mit ihr auf der Bühne stehen Philipp Stefan Moosbrugger (AT) – b, Orges Toçe (AL/AT) - voc, guit, Sasa Nikolic (HR) – dr, Philip Andrew Yaeger (USA) – trb und Andrej Prozorov (UA) – ssax.<h3> Michael Denzer zum Duo Zsolt Kaltenecker und Adam Markó</h3>Abschließend stellte das Duo aus Zsolt Kaltenecker (Keyboard) und Adam Markó (Schlagzeug) unter Beweis, dass 2 Instrumente abendfüllend sein können, gerade wenn die Wandelbarkeit des letzteren mit in Betracht gezogen wird, auch wenn stellenweise Vertrautes (wie etwa Daft Punk) als deutliche Inspiration durchklingt. Gerade Kalteneckers Arbeit am Schlagzeug war allerdings so rasant und auf den Punkt, dass man sich ihrer Wirkung live nicht hätte entziehen können. Interessante Strukturen, die von verträumt bis wiederum tanzbar und von sorglos bis melancholisch reichten und noch die tiefsten Tiefen aus der elektronischen Komponente holten. Bei der finalen Eskalation, welche keine ruhigen Momente mehr zuließ, spürte man ihn wieder, den Bass, den man mit dem Brustkorb mitfühlt und der nur live möglich ist. Wer hätte gedacht, dass man ihn einmal so vermissen würde? <BR /><BR /><BR />Der Klang zum Ausklang wie der einer bombastischen Hammondorgel, die für Bewegung auf den Stühlen sorgte, bevor sie schließlich ins Nichts abstürzte, plötzlich aber mit unfehlbarem Timing.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="656927_image" /></div> Zsolt Kaltenecker am Keyboard (links) und Adam Markó am Schlagzeug (rechts)<h3> Hintergrund</h3>Das Duo aus Ungarn verbindet Rock, Hip-Hop und Jazz – ausgehend von den weißen und schwarzen Tasten am Klavier. Das Duo, das sind Adam Marko – dr und Zsolt Kaltenecker – keys. Kaltenecker absolvierte eine klassische Klavierausbildung und studierte Jazzklavier an der Franz Liszt Academy of Music, er hat 16 Schallplatten veröffentlicht. Der Schlagzeuger Adam Marko stammt aus Budapest und war 2018 vom Rhythm Magazine and Musicradar als bester Schlagzeuger nominiert. <BR /><BR /><BR />