Die Jury unter dem Vorsitz von Attila Csampai entschied sich bei den Neuproduktionen für die Aufnahme „Gustav Mahler: Symphonie Nr. 9“ der Bamberger Symphoniker (Bayerische Staatsphilharmonie) unter der Leitung von Jonathan Nott. Das Konzert wurde im September 2008 in Konzerthalle von Bamberg in Koproduktion mit BR-Klassik aufgenommen.Die Jury erklärt ihre Entscheidung folgendermaßen: „Pünktlich zum 100. Geburtstag von Mahlers 9.Symphonie haben Jonathan Nott und seine Bamberger Symphoniker der umfangreichen Diskographie eine sehr ausdrucksstarke und bewegende Interpretation hinzugefügt, die die überbordernde Komplexität und den janusköpfigen Charakter dieses enigmatischen Werks mit beschwörender Intensität und einem guten Gespür für die altösterreichischen Tonfälle ausleuchtet und dabei auch die unerhörte ‚Modernität‘ des Mahlerschen Spätstils als Weiterentwicklung seines Kernthemas vom ewigen Kreislauf des Lebens und von der Allmacht der Liebe deutet. Auf der Basis eher bedächtiger Tempi in den Weltschmerz-erfüllten Ecksätzen gelingt Nott mit seinen hochmotivierten Bamberger Symphonikern ein musikalischer Appell von bezwingender innerer Logik, der bei aller überbordenden Komplexität und aller verwirrenden Vielstimmigkeit stets verständlich bleibt und niemals seinen humanen Seelenmotor - nämlich Mahlers Menschenliebe – verleugnet. So wirken hier auch die ‚Todesahnungen‘ und der große Abschiedsschmerz des Adagio-Finales durchglüht von Mahlers großem Liebesappell, und so ganz ins Welthaft-Objektive gehoben, wo sie letztlich Zuversicht und einen ruhenden Hoffnungsschimmer verströmen, die Schreckensvisionen des vorangehenden Burleske korrigierend. Die in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk entstandene exzellente Mehrkanalproduktion unterstützt auch in ihrer beeindruckenden akustischen Wucht und Transparenz den emphatischen Ansatz des Dirigenten.“In der Kategorie Wiederveröffentlichungen ging der Preis an die Aufnahme „Gustav Mahler: Symphonie Nr. 6 a-moll“ des London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Klaus Tennstedt. Das Konzert fand am 22. August 1983 in der Royal Albert Hall in London statt.Der Sonderpreis ging an das Kammer-Ensemble Oxalys, „das 2008 ein postumes Arrangement der Sinfonie für 12 Kammermusiker in lupenreiner Intonation und mit viel Wiener Charme und Biss eingespielt hat: Die Bearbeitung wurde 1921 von Erwin Stein, dem damaligen Leiter des von Arnold Schönberg ins Leben gerufenen ‚Vereins für musikalische Privataufführungen‘ angefertigt, um diese damals von großen Orchestern kaum gespielte ‚moderne‘ Musik wenigstens einem kleineren Kreis von Fachleuten und Enthusiasten zugänglich zu machen. Der Reiz der mit Harmonium plus Klavier und Schlagzeug operierenden Salon-Version liegt in ihrer kristallinen Klarheit und kontrapunktischen Transparenz, die etwa auch die massiven ironischen Untertöne Mahlers wesentlich deutlicher hervortreten lässt als in so vielen stromlinienförmigen Einspielungen in Originalbesetzung. Gerade Kenner der Materie werden in der überaus prägnanten und kakanisch-süffisanten Interpretation der jungen belgischen Truppe und dem frischen Sopran von Laure Delcampe einige Überraschungen erleben – im Bezug auf Mahlers raffinierte Polyphonie, die jetzt wie auf einem Präsentierteller konturenreich heraustritt. Auf der anderen Seite kann ein lediglich auf fünf Solisten reduzierter Streichersatz die ätherische Flimmern und das schwebende ‚Himmelsblau‘ des Originals nur schwerlich wiedergeben – hier befinden wir uns unweigerlich in einem geschlossenen Wiener Salon, mit festem Dach darüber, und können von dem offenen „Himmel“ Mahlers nur träumen“, heißt es in der Begründung der Jury.Dieser gehörten auch Lothar Brandt (Stuttgart), Andreas Grabner (Nürnberg), Thomas Schulz (München) und Götz Thieme (Stuttgart) an.