Diese wurde am 21. November (3. Dezember) 1880 im Moskauer Konservatorium von einem Ensemble von Professoren und Studenten uraufgeführt, um Tschaikowsky zu überraschen, der nach langer Abwesenheit zu einem Besuch dorthin zurückkehrte. Die erste öffentliche Aufführung fand am 18. (30.) Oktober 1881 in St. Petersburg bei einem Konzert der Russischen Musikgesellschaft unter der Leitung von <b>Eduard Francevic Napravnik</b> statt. Die Serenade wurde zu einer der Kompositionen, die Tschaikowsky gern in die Programme seiner Europatourneen aufnahm, was die Tatsache bestätigte, dass der russische Komponist sie als eines seiner erfolgreichsten und musikalisch validen Werke betrachtete.<BR /><BR /><BR /><b>Nächtliches Divertimento</b><BR /><BR /><BR /><b>Mstislav Rostropovich</b> (1927-2007) pflegte in seinen Konzertprogrammen Haydns C-Dur-Konzert Tschaikowskys Rokoko-Variationen gegenüberzustellen. Heute lässt sein Schüler im Geiste <b>Enrico Dindo</b> ebenfalls ein Werk des Russen musizieren, in dem, wenn auch unter stilistisch anderen Vorzeichen, auch auf das 18. Jahrhundert Bezug genommen wird. Die Serenade entstand damals als nächtliches Divertimento, als Freiluftmusik, in einem Garten oder unter dem Fenster der Angebeteten zu spielen, und sah naturgemäß keine allzu große Besetzung vor: Die Musiker wollten schließlich bezahlt werden und mussten ja auch irgendwo Platz finden. <BR /><BR /><BR /><b>Mozart als Vorbild</b><BR /><BR /><BR />Tschaikowsky reiht sich hinsichtlich der Besetzung in die Tradition des von ihm verehrten <b>Mozart</b> ein und beschränkt sich auf ein reines Streichorchester, statt sich des gemeinhin von ihm verwendeten großen Symphonieorchesters zu bedienen. Seit ihrer Uraufführung erfreut sich die Serenade einer nicht nachlassenden Beliebtheit. Der erste ihrer vier Sätze ist kein Marsch, wie er so häufig zum Einzug der Musiker komponiert wurde, doch ist ihm auch eine feierliche Einleitung vorangestellt (Andante non troppo), der ein Pezzo in forma di Sonatina (Allegro moderato) nachfolgt; Tschaikowsky wählt mithin eine Art formales understatement, besitzt die Sonatine – im Gegensatz zur komplexeren Sonate – doch keine regelrechte Durchführung, also jenen, die Themen kontrapunktisch verflechtenden und harmonisch verändernden, vertiefenden Formteil, der für ein anspruchsvolleres Instrumentalwerk seit <b>Haydns</b> Zeiten unerlässlich war. <BR /><BR /><BR /><b>Der große Ballettkomponist</b><BR /><BR /><BR />Trotzdem sind die Themen durchaus beachtlich, wobei besonders auffällt, dass die dunkleren Sektionen des Orchesters zum Zuge kommen, wodurch der Satz sehr dicht wird: Auch die Bässe haben ihren Anteil an den zahlreichen Sextolen-Bewegungen, an Tonrepetitionen, kontrapunktischer Verknüpfung, bis die langsame Einleitung wieder aufgenommen wird. An die Stelle eines Menuetts setzt Tschaikowsky, bei aller Liebe zum 18. Jahrhundert einen graziösen Walzer (Tempo di Valse), der den großen Ballettkomponisten durchblicken lasst, mit einem Faible für die dunklen Cellotöne in der Rückkehr des Hauptthemas. <BR /><BR /><BR />Der langsame Satz (Élégie. Larghetto elegiaco) versetzt uns in die Nähe der Melancholie des Eugen Onegin, jener erst im Vorjahr (1879) uraufgeführten <b>Puschkin</b>-Oper, deren dem Tod geweihter Tenorheld <b>Lenskij</b> über die entschwundenen Jugendstunden meditiert: In der Reprise des Hauptthemas kommen die schmachtenden Celli besonders wirkungsvoll zum Einsatz, wenn sie sich pizzicatobegleitet mit den Geigen abwechseln, einer der schönsten Momente der gesamten Literatur für Streicher des 19. Jahrhunderts, der Wiederkehr des Themas im Adagio des Sextetts Souvenir de Florence vergleichbar. <BR /><BR /><BR /><b>Das Finale</b><BR /><BR /><BR />Im ebenfalls von einem Andante eingeleiteten Finale unterstreicht Tschaikowsky seine Herkunft durch ein als solches bezeichnetes Tema russo, das schließlich mit der Einleitung kombiniert wird, doch wäre dieser Hinweis nicht vonnöten gewesen, können den Hörer hinsichtlich dieser Musik doch keine Zweifel beschleichen: Wahrhaft beseelt, schwungvoll, melodiebetont, streckenweise ein wenig volkshaft „ruppig’, was durch die Suada des zweiten Themas wieder ausgeglichen wird, kann dies nur Tschaikowsky sein, was denn auch mit einer Apotheose schließt, welche die „kleine’ Besetzung vergessen lässt.<BR /><BR /><BR /><b>Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Serenade</b><BR /><BR /><BR />Der russische Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840 1893 gilt heute als bedeutendster Komponist des 19. Jahrhundert und viele seiner Werke zählen sie zu den bedeutendsten der Romantik. Zu Tschaikowskis bekanntesten Kompositionen zählen seine drei letzten Sinfonien, das Violinkonzert, sein erstes Klavierkonzert (1875, in B-Moll), die Ouvertüre 1812 und seine Oper Eugen Onegin. Mit Schwanensee, Dornröschen und Der Nussknacker verfasste er zudem drei der berühmtesten Ballette der Musikgeschichte. <BR /><BR /><BR />Die Serenade für Streichorchester ist eines der berühmtesten Orchesterwerke von Peter Tschaikowsky. Sie wurde 1880 komponiert, als der Komponist aufgrund des Todes seines Vaters und der Trennung von seiner Frau sehr deprimiert und traurig war. Trotzdem ist der Charakter der Musik optimistisch und sorglos. Die Serenade entstand in inspirierender ländlicher Atmosphäre Tschaikovsky fand Erholung im Landgut seiner Schwester, tausend Kilometer von Moskau entfernt, wo er die Gelegenheit hatte, die Partituren klassischer Komponisten zu studieren, besonders Mozart, von dem er sagte, er sei sein Gott!<BR /><BR /><BR /><b>„Sinfonie ohne Bläser“</b><BR /><BR /><BR />Zuerst wollte Tschaikowsky ein Streichquintett schreiben, aber schließlich erweiterte er das Ensemble zu einem Streichorchester. Tschaikowsky selbst und seine russischen Zeitgenossen hielten die Serenade für ein vollgültiges Werk für sinfonisches Streichorchester, eine Art „Sinfonie ohne Bläser“. Auf dem zweiten Notenblatt schrieb der Komponist: „Je größer das Streichorchester, desto besser! Dies entspricht genau meinen Intentionen.“<BR /><BR /><BR />Tschaikowski wollte mit dem ersten Satz Mozarts Stil imitieren, der selbst viele Serenaden komponiert hatte und dadurch als Vorbild galt: Der Satz ist in Form einer klassischen Sonatine geschrieben, mit einer langsamen Einleitung. Die Form ist klassisch, aber das romantische Gefühl ist bereits in den ersten Noten der Einleitung zu erkennen.<BR />Dann wird der Charakter und die Bewegung tänzerisch und leichter. Der Satz endet mit der Wiederaufnahme der Einführung im dreifachen Forte.<BR /><BR /><BR />Der zweite Satz ist ein wunderschöner Walzer, „süß und sehr graziös“ vorzutragen, und er bleibt in der Schwebe zwischen Sentimentalität und Eleganz. Unwillkürlich denkt man an den „Blumenwalzer“ aus dem Nussknacker oder an den zweiten Satz der Sechsten Symphonie, der Pathétique.<BR /><BR /><BR />Der langsame Satz wird seinem Titel Elegie vollauf gerecht, handelt es sich doch um eine Totenklage, in die als Erinnerung ein Liebesduett eingeschaltet ist. Die Musik nimmt einen ernsteren und meditativeren Ton an und der rein slawische Geist ist deutlicher. Besonders hervorzuheben ist der sehr ausdrucksstarke Dialog zwischen Celli und Violine. <BR /><BR /><BR />Das Finale greift, wie im Titel angezeigt, russische Volksthemen auf: Die langsame Einleitung geht auf ein Lied der Wolgaschiffer zurück, das aber ganz leise einsetzt, um den himmlischen Klangeindruck vom Ende der Elegie nicht zu zerstören. Am Ende der Einleitung löst sich ein kurzes Motiv ab, das dem Allegro als lebhaftes, folkloristisches Thema dient. Den Schlusspunkt setzt aber die pathetische Einleitung aus dem ersten Satz, die ganz am Ende noch einmal wiederkehrt.<BR /><BR /><BR /><b>Vita</b><BR /><BR /><BR /><b>Stefano Ferrario,</b> 1973 in Busto Arsizio (Varese) geboren, erwarb sein Violindiplom bei Bianca Battistoni am Mailänder Konservatorium. Er setzte seine Studien bei Salvatore Accardo an der Accademia Walter Stauffer in Cremona fort und machte einen zweiten Abschluß mit Auszeichnung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Dora Schwarzberg. Er gewann mehrere Stipendien, dank derer er bei Piero Farulli, bei Rainer Kussmaul in Freiburg, bei Walter Levine und Milan Skampa, beim Amadeus-Quartett und beim Alban Berg-Quartett Meisterkurse besuchen konnte. Sein Dirigier-Diplom erwarb er bei Donato Renzetti an der Accademia Musicale in Pescara.<BR /><BR /><BR /><BR />Stefano Ferrario ist als Solist bzw. Primarius des Quartetto Andriani, des Quartetto Magadis und des Amarida-Quartetts, im Duo mit der Pianistin Bruna Pulini und an der Seite von Salvatore Accardo, Bruno Giuranna und Dora Schwarzberg in zahlreichen italienischen und ausländischen Konzertsälen aufgetreten, u. a. in der Duke’s Hall in London, im Teatro Elfo Puccini in Mailand, im Kurhaus in Meran, im Saal der National-Akademie in Riga, im Palacio de Festivales in Santander, im Mahler-Saal in Toblach, in der Sala dei Cinquecento im Lingotto und im großen Saal des Konservatoriums in Turin. <BR /><BR /><BR />Stefano Ferrario ist einer der Gründer des Colibrì Ensemble von Pescara, mit dem er als Solist, Konzertmeister und Dirigent auftritt. Als Mitglied der European Union Youth Orchestra, der Bayerischen Kammerphilharmonie, der Orchestra da Camera Italiana, des Orchesters der Mailänder Scala und des Orchesters des Schleswig-Holstein-Musikfestivals spielte er in ganz Europa, in Amerika und in Asien. Er wirkte als Konzertmeister bzw. erster Geiger des Orchesters des Teatro Lirico in Cagliari, des Arpeggione-Kammerorchesters Hohenems, in der Orchestra dei Pomeriggi Musicali in Mailand, bei den Solisti di Pavia, in der Orchestra Sinfonica di Udine und im Orchester des Teatro La Fenice in Venedig. <BR /><BR /><BR />Seit 2004 ist er Konzertmeister des Haydn-Orchesters von Bozen und Trient, mit dem er als Solist unter der Leitung von Daniele Giorgi, Leopold Hager, Stefano Ranzani, Alfonso Scarano und Philipp von Steinaecker aufgetreten ist; unter Salvatore Accardo spielte er als Solist mit der Orchestra da Camera Italiana und an seiner Seite das h-Moll-Konzert von Vivaldi. Mit Karl Leister hat er das Quintett für Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio von Mozart für das Label Camerata Tokyo eingespielt; unter Gustav Kuhn nahm er das Violinsolo in Beethovens Missa solemnis auf (CD col legno).<BR /><BR /><BR /><BR />Er wirkte an der Aufnahme der Paganini-Konzerte von Salvatore Accardo mit (CD EMI) und mit Stefano Ricci und Marco Sollini nahm er Menottis Klarinettentrio auf (CD Concerto). Diverse seiner Konzerte wurden vom Bayerischen Rundfunk und von den Fernsehsendern ORF, RAI und SF1 übertragen.<BR /><BR />