„Meisterwerke der Symphonik kurz präsentiert“ von Stephen Lloyd und Irene Troi nennt sich die Rubrik, in der wöchentlich große Werke der Musikliteratur erklärt werden. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="598595_image" /></div> <BR />Diesmal wird im Film eine „vollendete Sinfonie“ präsentiert: 4 Sätze, die trotz des schwierigen Moments im Leben von Mozart Zuversicht versprüht und Jubel. Denn Mozart war ausgelaugt und von Existenzängsten geplagt. Das zeigt auch ein Brief an <b>Michael Puchberg</b> (im Bild) vom 27.Juni 1788. Es ist einer von mehreren noch existierenden Briefen, in dem er um finanzielle Hilfe bittet: <BR /><BR /><i>„Ich bin immer zu hause; ich habe in den 10 tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet, als im andern logis in 2 Monathe; und kämmen mir nicht so oft so schwarze gedanken: die ich mir mit gewalt ausschlagen muß : würde es mir noch besser von statten gehen; denn ich<BR />wohne angenehm, – bequem – und – wohlfeil.“</i><BR /><BR /><BR /><b>Die kreative Kraft bleibt ungebrochen</b><BR /><BR /><BR />Im Sommer 1788 begann Mozart in Wien mit der Arbeit an den 3 großen Sinfonien – die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur, KV 551, heute als Jupitersinfonie bekannt, sollte seine letzte bleiben. Warum er zwischen Juni und August diese Mammutarbeit begann, ist heute nicht mehr bekannt, vielleicht für geplante Konzerte in London und Wien. <BR /><BR /><BR /><b>Nikolaus Harnoncourt</b> sieht diese Sinfonien als einen Teil eines Instrumental Oratoriums (Mozart hat kein Oratorium geschrieben). Jedenfalls sind es 105 Minuten Musik, und sie kam nach Opern wie „Don Giovanni“ 1787, und vor „Così fan tutte“ und die „Zauberflöte“ 1791. Es ist für uns heute unvorstellbar das Mozart, solche Meisterwerke in so gedrungener Zeit geschrieben hat.<BR /><BR /><BR /><b>Ein Meisterwerk der Klassik</b><BR /><BR /><BR />Die Jupitersinfonie ist eins der größten Meisterwerke der Wiener Klassik. In einem Artikel über die Jupiter-Symphonie schrieb Sir George Grove, dass „Mozart für das Finale alle Mittel seiner Wissenschaft reserviert hat, und alle Macht, die niemand in gleichem Maße wie er selbst besessen zu haben scheint, um diese Wissenschaft zu verbergen und sie zum Vehikel für eine ebenso gefällige wie gelehrte Musik zu machen. Nirgends hat er mehr erreicht.„ Und der britische Musikschriftsteller meinte weiter: „Es ist das größte Orchesterwerk der Welt, das der Französischen Revolution vorausging.“<BR />Das viertönige Thema ist ein gängiges Klagelied-Motiv, das sich mindestens bis zur Missa Pange lingua von Josquin des Prez aus dem 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Bei Mozart war es sehr beliebt. Bereits in seiner Symphonie Nr. 1 von 1764 taucht es kurz auf. Später verwendete er es im Credo einer frühen Missa Brevis in F-Dur, im ersten Satz seiner Sinfonie Nr. 33 und im Trio des Menuetts dieser Sinfonie.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="598598_image" /></div> <BR /><BR /><b>Versöhnung von barocker und klassische Besinnung</b><BR /><BR /><BR />Mit welchem großartigen Werk könnte man Mozarts Jupitersinfonie vergleichen? Mit der Capella Sistina von Michelangelo? Der Schöpfung von Joseph Haydn?<BR />„Für mich symbolisieren die gleichzeitig koexistierenden Melodien unter anderem die Überzeugung, dass wir Menschen alle doch miteinander auskommen können: „Alle Menschen werden Brüder„ nach Beethoven und Friederich Schiller – Freiheit unter Gleichheit und Toleranz“, Stephen Lloyd. „Für mich ist es eine Symphonie der Extreme, etwas, das in der Gegenüberstellung des Martialischen und des Klagenden – zwei Ideen, die in den ersten vier Takten der Symphonie zu hören sind , symbolisiert werden. <BR /><BR /><BR /><b>Weltweiter Triumphzug</b><BR /><BR /><BR />Ob die Jupitersinfonie noch zu Lebzeiten Mozarts öffentlich aufgeführt wurde, gilt als unwahrscheinlich, möglicherweise jedoch erklang sie am 14. April 1789 erstmals am Dresdner Hof. Sichergestellt ist jedoch, dass ihr heutiger Name nicht auf ihren Schöpfer zurückgeht. Wer hingegen die Sinfonie mit der römischen Gottheit Jupiter in Verbindung brachte, ist nicht belegt. Nach Mozarts Tod jedenfalls trat die Jupitersinfonie ihren weltweiten Triumphzug an.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Vita: Stephen Alexander Lloyd, Komponist, Musiker, Dirigent</b><BR /><BR /><BR />Der gebürtige Australier erhielt seine musikalische Ausbildung in Sydney, Manchester und Wien. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent übernimmt er Kompositionen und Arrangements für verschiedene Auftraggeber. Er war Mitbegründer mit Manfred Schweigkofler der Musical School Bozen, war Chordirigent am italienischen Musikinstitut und führte gemeinsam mit Irene Troi das Music Camp South Tyrol, das 2003 mit dem Nikolaus-Harnoncourt-Preis des Kantons Zürich ausgezeichnet wurde. Zudem ist er Künstlerischer Leiter des Matteo Goffriller Jugendorchesters, Südtirol. <BR /><BR />Unter seiner musikalischen Leitung entstanden alle Musicals an den Vereinigten Bühnen Bozen, u.a. „Evita“ (2004), „Jesus Christ Superstar“ (2005), „West Side Story“ (2006 & 2017), „Jekyll & Hyde“ (2007), „Into The Woods“ (2008), „Cabaret“ (2009), „Ein Käfig voller Narren“ (2010), „Hair“ (2011), „My Fair Lady“(2012), Ballhaus(2013), Anatevka (2015) und Sunset Boulevarde (2019). Zudem komponierte er die Musik für die Kinderstücke „Kater Zorbas“, „In 80 Tagen um die Welt“, „Der kleine Prinz“ und „Die kleine Hexe“ an den Vereinigten Bühnen Bozen. <BR /><BR />Zwischen 2008 und 2017 war Stephen Lloyd Dozent an der Freien Universität Bozen. Er komponierte 2018 die Musik zu „Natalie, die Light Musical Show “, schreibt gerade die Musik für „Liora“, war 2019 Musical Supervisor für „Hair“ in Mailand und orchestriert ein neues Musical von Giorgio Moroder, das 2021 die VBB spielen werden.<BR /><BR /><BR /><b>Vita: Irene Troi, Violinistin</b><BR /><BR /><BR />Irene Troi ist 1964 in Südtirol geboren. Mit sieben Jahren erhielt sie ihren ersten Violinunterricht in Brixen, studierte dann am Konservatorium Claudio Monteverdi von Bozen weiter und ging anschließend an die Wiener Musikhochschule, wo sie 1989 mit dem Diplom im Konzertfach Violine bei Prof. Günter Pichler abschloss. Irene Troi begann nach ihrem Studium sowohl auf der modernen Violine als auch auf der Barockvioline ein reges Konzertleben. Sie war Konzertmeisterin des Ensemble Baroque de Limoges und des Ensemble Mosaique unter der Leitung von Christophe Coin und ist Violinistin im Concentus Musicus Wien, bis 2016 unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt.<BR /><BR />Neben ihrer Tätigkeit als internationale Kammermusikerin widmet sich Irene Troi intensiv dem Südtiroler Streichernachwuchs. Sie leitet Babycamps, Kindercamps, 2 Streichorchester für Kinder und Jugendliche. Bis im Juni 2019 war sie Dozentin an der Fakultät der Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen. Seit November 2019 arbeitet sie mit dem Bildungswerk Pustertal, im Forschungsprojekt Beziehungskompetenz, als Referentin zusammen. Es finden Kindermusic-Camps an verschiedenen Grundschulen des Pustertales statt.<BR /><BR />Außerdem führte sie mit ihrem Mann Stephen Lloyd das Music Camp Südtirol, für welches sie im April 2003 den Nikolaus Harnoncourt Preis des Kantons Zürich erhielten.<BR /><BR />Seit 2006 leiten sie und ihr Mann das Jugendsinfonieorchester Südtirol, aus dem 2016 das Jugendsinfonieorchester Matteo Goffriller entstanden ist. Mit dem österreichischen Cellisten Matthias Bartolomey gemeinsam leitet sie das Attergauer Jugendstreichorchester.<BR />Irene Troi ist 1. Preisträgerin des Hubert von Goisern Kulturpreises 2018.<BR /><BR /><BR />