<BR /><BR /><BR /><BR />Aber warum nur wählte <b>Max Richter</b> Vivaldi? Und warum dann ausgerechnet seine bekannteste Komposition „Die vier Jahreszeiten“aus dem Jahre 1725? Astor Piazzolla hingegen wollte in den 4 umfangreichen Tangos <b>„Las Cuatro Estaciones Portenas“</b> zeigen, wie sich die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel der Erde darstellen, in seiner Heimat und im Erleben der Porteños und Porteñas.<BR /><BR /><BR /><b>Max Richter: „Vivaldi Recomposed“</b><BR /><BR /><BR /> „Die vier Jahreszeiten gehören zu den ersten Stücken klassischer, genauer, spätbarocker Musik, die ich in meinem Leben hörte. Das Werk ist ein omnipräsentes Klangobjekt und wie kein anderes Teil unserer musikalischen Landschaft und meines täglichen Lebens. Ich höre es regelmäßig im Supermarkt und werde mit ihm ständig in Telefon-Warteschleifen oder in der Werbung konfrontiert“, äußert sich Max Richter zu den „Vier Jahreszeiten“. <BR /><BR /><BR />Tatsächlich gibt es wohl kaum ein Musikstück der letzten 300 Jahre, das einen höheren Bekanntheitsgrad hat. Was Richter nun mit seiner <b>„Recomposed“</b>-Bearbeitung geschafft hat, kann man getrost als „Vier Jahreszeiten 3.0“ bezeichnen. Richter holt das Werk in die Jetztzeit und ermöglicht einer neuen Hörerschaft einen völlig neuen Zugang – mit gleichzeitigem Respekt vor dem Original und seiner Interpretationsgeschichte, so dass auch der erfahrene Klassik-Hörer seine Freude mit „Vivaldi Recomposed“ haben wird.<BR /><BR /><BR />Max Richter: „Vivaldis Komposition offenbarte sich mir als sehr einladend, sie stellt relativ direkt und unverblümt eine Verbindung zu meiner eigenen musikalischen Sprache her. Sie besteht aus Mustern, sogenannten Patterns, ich erkannte in ihr Grundlagen, derer sich später im 20. Jahrhundert auch die 'Minimal Music' bediente. Und auch für mich, als 'Post-Classical'-Komponisten, um den unsäglichen Terminus 'Neoklassik' zu vermeiden und sich dennoch einer Genre-Schublade zu bedienen, bietet das Original unzählige Inspirationsquellen.“<BR /><BR />Richter gehört spätestens seit seinem Filmscore für Ari Folmans vielfach prämierten Animationsdokumentarfilm „Waltz with Bashir“ zu den international gefragtesten Filmkomponisten. Neben seiner filmkompositorischen Tätigkeit entwickelt Richter gemeinsam mit bildenden Künstlern Werke für Tanztheater und Installationen, veröffentlicht regelmäßig Alben und bestreitet konzertante Aufführungen mit Orchestern und Ensembles weltweit. Seinen einprägsamen Kompositionsstil entwickelte Richter während der Ausbildung in klassischer Komposition und Klavier an der University of Edinburgh, der Royal Academy of Music in London und dem Tempo Reale in Florenz, wo er bei Luciano Berio Unterricht nahm. Nicht weniger bedeutsam ist für ihn die Musik seiner Jugend, die von Electronica, Clubmusik und Punk bis hin zu Psychedelic reicht. <BR /><BR /><BR /><b>Astor Piazzolla: „Las Cuatro Estaciones Portenas“</b><BR /><BR /><BR />Astor Piazzolla ist ein Meister des Tango. Er komponierte die berühmte „Tango Suite“ (drei sätze), die ihre Erstaufführung im Jahre 1985 unter der Leitung des Komponisten erlebte. Weiters schrieb er die „Histoire du Tango“ für Gitarre und Flöte, eine Komposition, die auf ursprünglichen Tangoharmonien (etwa um 1900) basiert und auch aus dem wahren „Tango-Konzert“ des späten 20. Jahrhunderts schöpft. <BR /><BR /><BR />1968 komponierte Piazzolla für sein Quintett „Nuevo Tango“ (Bandoneon, Violine, elektrische Gitarre, Baß und Klavier) das Werk „Las Cuatro Estaciones Portenas“. Es handelt sich um vier verschiedene Stücke, die immer als Zyklus gespielt werden. Sie stellen die wichtigen Elemente von Piazzollas „Tango nuevo“ dar: Dissonanzen, Chromatik, kraftvoll rhythmische Strukturen, Themen mit Variationen, dramatische Akzente und eine intensiv-durchdringende Atmosphäre. <BR /><BR />Mit „Las Cuatro Estaciones Portenas“ schuf Piazzolla ein lateinamerikanisches Gegenstück zu Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten.<BR />Die Stücke waren nicht von vornherein als Zyklus geplant: Ausgangspunkt war das Stück Verano porteño (Sommer in Buenos Aires), das bereits 1965 als Schauspielmusik zu dem Theaterstück Melenita de Oro von Alberto Rodríguez Muñoz komponiert wurde. Erst vier Jahre später erweiterte Piazzolla diesen Einzelsatz zum vierteiligen Zyklus, wobei er die Rhythmen des Tango mit Elementen europäischer Barockmusik verband. Otoño Porteño (Herbst in Buenos Aires) kam 1969 hinzu, im folgenden Jahr die beiden übrigen Sätze, Primavera Porteña und Invierno Porteño (Frühling und Winter in Buenos Aires). <BR /><BR /><BR />„In den Jahreszeiten gibt es Übergänge von einer wütenden Erregtheit mit sehr virtuosen Passagen zu einer fast erschreckenden Ruhe und Erstarrung. In dieser Hinsicht sind sie deskriptive Musik. Piazzolla wollte den Puls der Großstadt versinnbildlichen. Indem er den Tango verwendete, ließ er das bürgerliche Buenos Aires vor unseren Augen erstehen, den neuen Tango, die Seele von Buenos Aires“, so der argentinische Flötist Maximilano Ribichini.<BR /><BR /><BR /><b>Vita</b><BR /><BR /><BR /><b>Stefano Ferrario</b>, 1973 in Busto Arsizio (Varese) geboren, erwarb sein Violindiplom bei Bianca Battistoni am Mailänder Konservatorium. Er setzte seine Studien bei Salvatore Accardo an der Accademia Walter Stauffer in Cremona fort und machte einen zweiten Abschluß mit Auszeichnung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Dora Schwarzberg. Er gewann mehrere Stipendien, dank derer er bei Piero Farulli, bei Rainer Kussmaul in Freiburg, bei Walter Levine und Milan Skampa, beim Amadeus-Quartett und beim Alban Berg-Quartett Meisterkurse besuchen konnte. Sein Dirigier-Diplom erwarb er bei Donato Renzetti an der Accademia Musicale in Pescara.<BR /><BR /><BR />Stefano Ferrario ist als Solist bzw. Primarius des Quartetto Andriani, des Quartetto Magadis und des Amarida-Quartetts, im Duo mit der Pianistin Bruna Pulini und an der Seite von Salvatore Accardo, Bruno Giuranna und Dora Schwarzberg in zahlreichen italienischen und ausländischen Konzertsälen aufgetreten, u. a. in der Duke’s Hall in London, im Teatro Elfo Puccini in Mailand, im Kurhaus in Meran, im Saal der National-Akademie in Riga, im Palacio de Festivales in Santander, im Mahler-Saal in Toblach, in der Sala dei Cinquecento im Lingotto und im großen Saal des Konservatoriums in Turin. <BR /><BR /><BR />Stefano Ferrario ist einer der Gründer des Colibrì Ensemble von Pescara, mit dem er als Solist, Konzertmeister und Dirigent auftritt. Als Mitglied der European Union Youth Orchestra, der Bayerischen Kammerphilharmonie, der Orchestra da Camera Italiana, des Orchesters der Mailänder Scala und des Orchesters des Schleswig-Holstein-Musikfestivals spielte er in ganz Europa, in Amerika und in Asien. Er wirkte als Konzertmeister bzw. erster Geiger des Orchesters des Teatro Lirico in Cagliari, des Arpeggione-Kammerorchesters Hohenems, in der Orchestra dei Pomeriggi Musicali in Mailand, bei den Solisti di Pavia, in der Orchestra Sinfonica di Udine und im Orchester des Teatro La Fenice in Venedig.<BR /><BR /><BR />Seit 2004 ist er Konzertmeister des Haydn-Orchesters von Bozen und Trient, mit dem er als Solist unter der Leitung von Daniele Giorgi, Leopold Hager, Stefano Ranzani, Alfonso Scarano und Philipp von Steinaecker aufgetreten ist; unter Salvatore Accardo spielte er als Solist mit der Orchestra da Camera Italiana und an seiner Seite das h-Moll-Konzert von Vivaldi. Mit Karl Leister hat er das Quintett für Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio von Mozart für das Label Camerata Tokyo eingespielt; unter Gustav Kuhn nahm er das Violinsolo in Beethovens Missa solemnis auf (CD col legno).<BR /><BR /><BR />Er wirkte an der Aufnahme der Paganini-Konzerte von Salvatore Accardo mit (CD EMI) und mit Stefano Ricci und Marco Sollini nahm er Menottis Klarinettentrio auf (CD Concerto). Diverse seiner Konzerte wurden vom Bayerischen Rundfunk und von den Fernsehsendern ORF, RAI und SF1 übertragen.<BR /><BR /><BR />