„Das Veilchen“, vielleicht das bekannteste Mozartlied, bleibt die einzige Liedkomposition in der ein wirklich prominenter Dichter vertont wurde. Schumanns Widmung (Text Friedrich Rückert) eröffnet das erste von zwei Heften seines Opus 25, das er seiner Frau 1841 als Hochzeitsgeschenk überreichte. <BR /><BR /><b><BR /><BR /><BR />Goethes Gedicht: Das Veilchen</b><BR /><BR />1770 lebte Goethe als Jura-Student in Straßburg. Dort begegnete er auch Gottfried Herder, der, beeinflusst von Thomas Percys 1765 erschienener Sammlung schottischer Volksballaden, ein ähnliches Projekt für Deutschland plante, nämlich alte, vom Aussterben bedrohte Volkspoesie vor dem endgültigen Untergang zu retten. Unter seinem Einfluss zog auch Goethe über die elsässischen Dörfer, um alte deutsche Volkslieder zu sammeln. Dabei hat er – seiner Zeit darin weit voraus – Wert darauf gelegt, nicht nur die Texte, sondern auch die Melodien aufzuzeichnen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="630662_image" /></div> <BR />Wie später Bartók, stellte schon Goethe fest, dass man dabei vor allem die „ältesten Mütterchens“ heranziehen musste, denn die jungen Leute sangen nur „Gassenhauer“. Goethe fand so 14 Lieder. Die Aufzeichnungen sandte er an Herder. Erstes Produkt des Volksliedprojekts war 1771 Herders Aufsatz über Ossian. Er löste eine Volkslied-Bewegung aus, die dann 1805-08 in Clemens Brentanos und Achim von Armins Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ mündete, die leider die Melodien nicht berücksichtigte. <BR /><BR />1773 benutzte Herder in seiner Schrift „Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker“ zum erstem Mal den Begriff „Volkslied“. Dieser Begriff fungierte zunächst vor allem als Kampfbegriff gegen die „Letternkultur“ der Aufklärung, gegen „Stubenpoesie“ und „Künstelei“. Wie später bei Mussorgsky und Bartók war auch damals das Sammeln keine rein historisch-wissenschaftliche Tätigkeit, sondern wesentlich auch eine Stimulans für eigene Kreativität. So dichtete Goethe nach dem Vorbild der Volksballaden eigene Balladen. Die bekanntesten aus dieser Frühzeit sind das <b>„Heideröslein“</b> und <b>„Das Veilchen“</b>, die er als Gedichtpaar unter der Rubrik „Balladen“ im Jahre 1800 veröffentlichte. <BR /><BR />Beide benutzen die einfache Strophenform, die Sprachhaltung und die Bildsprache ihrer Vorbilder, unterscheiden sich aber von den vielstrophigen Volksballaden durch die konzis-gedrungene Form und den hinter der naiv scheinenden Fassade verborgenen kunstvoll-abgründigen Kern. Es besteht hier ein innerer Zusammenhang mit dem Genie-Gedanken des „Sturm und Drang“, dessen Höhepunkt Goethes fast gleichzeitig entstandener Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1773) markiert. Echtheit, authentische Natürlichkeit und Tiefe des Ausdrucks fernab einer tradierten, rationalen Regelpoetik war das Ziel, und Vorbilder für diese „Sprache des Herzens“ sah man in der Volkspoesie. <BR /><BR /><b>Text: Das Veilchen</b><BR /><BR />Ein Veilchen auf der Wiese stand,<BR />gebückt in sich und unbekannt;<BR />es war ein herzigs Veilchen.<BR />Da kam ein' junge Schäferin<BR />mit leichtem Schritt und munterm Sinn<BR />daher, daher,<BR />die Wiese her und sang.<BR /><BR />Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur<BR />die schönste Blume der Natur,<BR />ach, nur ein kleines Weilchen,<BR />bis mich das Liebchen abgepflückt<BR />und an dem Busen matt gedrückt,<BR />ach, nur, ach nur<BR />ein Viertelstündchen lang!<BR /><BR />Ach, aber ach! Das Mädchen kam<BR />und nicht in acht das Veilchen nahm,<BR />ertrat das arme Veilchen.<BR />Es sank und starb, und freut' sich noch:<BR />und sterb' ich denn, so sterb' ich doch<BR />durch sie, durch sie,<BR />zu ihren Füßen doch!<BR /><BR /><b>Mozarts Lied: Das Veilchen</b><BR /><BR />Die Einordnung der Lieder in Mozarts Werk kann verschieden diskutiert werden. Sind die Klavierlieder von Wolfgang Amadeus Mozart bedeutende Kompositionen eines nicht in Frage stehenden Genies? Oder sind sie, wie die Anzahl mutmaßen lässt, Randprodukte seines Schaffens, die im Vergleich zu anderen Werken und Gattungen weniger bedeutungsvoll erscheinen?<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="630665_image" /></div> <BR />Ein Argument, welches die zweite Frage bejaht, ist die zeitliche Einordnung der Lieder in den Rest des Gesamtwerkes. Mozart schrieb das erste (überlieferte) Lied 1768 im zarten Alter von 12 Jahren. Die weiteren Kompositionen entstanden dann sporadisch im Abstand von zwei bis fünf Jahren. Eine Dichte, die gemessen am Restwerk tatsächlich fast schon zu vernachlässigen ist.<BR /><BR />Durch die Briefe von Mozarts Schwester ist überliefert, dass die meisten Lieder wohl als Gelegenheitskompositionen zu bezeichnen sind. Einige Stücke verraten schon im Titel einen konkreten Anlass (zum Beispiel „Des kleinen Friedrichs Geburtstag“) und stehen so im klaren Kontrast zum Gros der Auftragskompositionen aus Mozarts Feder.<BR /><BR />Es stechen die Jahre 1785 und 1787 heraus, in denen sechs bzw. zehn Stücke entstehen. Unter ihnen finden wir auch die bekanntesten Kompositionen Mozarts in dieser Gattung. Ins Jahr 1785 fallen zum Beispiel „Der Zauberer“ (KV 472, Text: Christian Felix Weiße (1726-1804) und „Das Veilchen“ (KV 467,Text: Johann Wolfgang von Goethe). Im Jahr 1787 entstanden unter anderem „Die Verschweigung“ (KV 518, Text: Christian Felix Weiße), „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ (KV 520, Text: Gabriele von Baumberg (1766-1839), „Abendempfindung an Laura“ (KV 523, Textdichter unbekannt) oder „An Chloe“ (KV 524 Text: Johann Georg Jacobi (1740-1814).<BR /><BR />Ebenfalls auffallend ist die Herkunft der Texte, die von Mozart vertont wurden. Das Veilchen, vielleicht das bekannteste Mozartlied, bleibt die einzige Liedkomposition in der ein wirklich prominenter Dichter vertont wurde. Dass Mozart darüber hinaus vor allem eher unbedeutende Dichter und literarisch nicht wirklich hochwertige Texte vertont hat, deutet darauf hin, dass er seinen Liedern keine besonders große Bedeutung zumaß. Man denke nur an die Sorgfalt, die Robert Schumann für die Auswahl der Texte aufwandte, die er vertonte.<BR /><BR /><b>Schumanns Lied: Widmung</b><BR /><BR />Aus dem berühmten „Liederjahr“ 1840, in dem Schumann über einhundert Lieder komponierte, stammen auch die „Myrthen“ op. 25, die er „Seiner lieben Braut“ Clara Wieck-Schumann widmete. Neben so bekannten Liedern wie „Widmung“, „Lotosblume“ oder „Nussbaum“ auf Texte deutscher Dichter finden sich darin auch Ausflüge in fremdere Gefilde wie die schottischen Highlands eines Robert Burns oder „Venetianische Lieder“ von Thomas Moore.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="630668_image" /></div> <BR />Schumanns Widmung (Text Friedrich Rückert) eröffnet das erste von zwei Heften seines Opus 25, das er seiner Frau 1841 als Hochzeitsgeschenk überreichte. Es ist eine Huldigung an Clara Schumann: „Du bist die Ruh, du bist der Frieden, Du bist vom Himmel mir beschieden.“ <BR /><BR />Das Konzertgenre des Liederabends hat sich erst spät, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, eingebürgert. Schumann hörte seine Lieder noch – wie auch Schubert – in gemischten Programmen. Berühmte Sänger der Zeit trugen einzelne von ihnen zwischen Klavierstücken und Kammermusik, ja sogar Sinfonien und Oratorien im großen Konzertsaal vor. So begleitete etwa Clara Schumann die berühmte Widmung ihres Mannes mal im Rahmen eines eigenen Klavierabends, mal neben der Rheinischen Symphonie oder dem Oratorium Das Paradies und die Peri. <BR /><BR /><b>Vita Oliver Stilin</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="630671_image" /></div> <BR />Der Musiker (geb. 1992 in Winterthur CH) begann seine Ausbildung am Klavier an der Musikschule von Prad am Stilfserjoch bei Christina Mayer Plieger. Nach der Mittelschule wurde er am Musikkonservatorium in Bozen, in die Klavierklasse von Davide Cabassi aus Mailand aufgenommen, wo er den damaligen Diplomstudiengang besuchte. Nach der Matura absolvierte Oliver auf den Bachelorstudiengang im Konzertfach Klavier bei Stefano Bozolo aus Florenz. <BR /><BR />Während des Klavierstudiums begann Stilin auch Cembalounterricht bei Alessandro Padoan zu nehmen, um die historische Aufführungspraxis von barocker Klaviermusik zu vertiefen. 2015 schloss er den Bachelor mit maximaler Punktezahl ab und entschied sich danach für ein Architekturstudium in Wien. Dies fiel allerdings wegen Proben, Üben und Reisen schnell der Musik zum Opfer. Er hielt sich aber noch eine Weile in Wien auf, wo er seine Passion für die Liedbegleitung entdeckte und bei verschiedenen Liedpianisten Privatunterricht nahm.<BR /><BR />2017 kehrte Stilin nach Bozen zurück, um dort den Master in Klavier-Kammermusik bei der deutschen Liedpianistin Susanne Kristina Satz zu absolvieren, welches er mit voller Punktezahl cum laude abschloss.<BR />Orchestererfahrungen konnte er unter der Leitung von den Dirigenten Emir Saul, Thomas Doss und Walter Ratzek bei mehreren Produktionen sammeln.<BR /><BR />Meisterkurse mit Bernd Goetzke, Igor Tchetuev, Wu Ying, Roberto Capello, Gordon Murray (Cembalo) und weitere, prägten weiters seine musikalische Laufbahn.<BR /><BR />Gegenwärtig unterrichtet er Musik an der Mittelschule in St. Valentin (IT), ist Organist in Prad und ist Mitglied in der Musikkapelle von Prad, wo er Klarinette spielt. Seit dem Herbst 2020 begann er auch eine Ausbildung zum Kapellmeister.<BR /><BR /><b>Vita Ramona Zueck</b><BR /><BR />Ramona Zueck (geb. 1994 in Schlanders) begann ihre musikalische Grundausbildung bereits im Grundschulalter an der Musikschule Schlanders. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung absolvierte sie die Mittelschule „Doktor Fritz Ebner“ in Schlanders mit musikalischer Fachrichtung. Anschließend besuchte sie das „Pädagogische Gymnasium Meran“, ebenfalls in der Musikfachrichtung. Hier erhielt sie erste Grundkenntnisse im Fach „klassischer Gesang“ bei Frau Prof. Michela Virgadaula, sowie eine fundierte Ausbildung in Musikgeschichte und im Chorgesang. <BR /><BR />Nach Abschluss des Gymnasiums begann Ramona Zueck 2014 den „Bachelor of Arts“ im Fach Musikwissenschaften an der Universität Innsbruck, den sie im Jahre 2018 erfolgreich abschloss. Ab dem Jahr 2015 absolvierte sie, parallel zu ihrem Studium der Musikwissenschaften, das Triennium im Fach „Gesang und Musiktheater“ am „Konservatorium Claudio Monteverdi“ in Bozen. Hierbei studierte sie hauptsächlich bei Prof. Giulio E. di Raco, aber auch bei Gabriela Medetti sowie Diana Bonatesta und Heinrich Walder in den Bereichen Schauspiel, Kammermusik und Chor. Dieses Studium schloss Ramona Zueck 2019 mit der Höchstpunktezahl ab.<BR /><BR /> Während ihrer Zeit am Konservatorium sang sie bei verschiedenen Projekten wie beispielsweise im Mai 2016 bei der Inszenierung von Shakepeares „Ein Sommernachtstraum“ in der Vertonung von Felix M. Menderlssohn am Stadttheater Bozen, als „Erste Dame“ in W.A. Mozarts „Die Zauberflöte“ 2019 in Potenza und Melfi, sowie als Choristin in W.A.Mozarts „Requiem“ im April 2019 in Rom.<BR /><BR />Im Anschluss an die beiden Studientitel in Bozen und Innsbruck absolviert Ramona Zueck zur Zeit am „Konservatorium Claudio Monteverdi“ das Biennium im Fach „Lied und Oratorium“ bei Sabina von Walther.<BR />Ramona Zueck sammelte auch schon erste Erfahrungen im Bereich Musikdidaktik. Neben dem Abschluss des Lehrgangs „Percorso 24-Crediti“ am Konservatorium Bozen unterrichtete sie bereits mehrmals als Supplentin im Fach Musikerziehung an Mittelschulen im Vinschgau. Daneben ist sie seit 2019 als Referentin bei „Pro Musicante – Mitnonder singen und musizieren“ mit den Aufgabenbereichen gemeinsames Singen in der Gruppe, Einzelstimmbildung und Gitarrenunterricht tätig. Im laufenden Schuljahr 2020/21 unterrichtet Ramona Zueck das Fach Gesang am Gymme Meran mit Landesschwerpunkt Musik.<BR />