Andreas Cappello steht zusammen mit dem ehemaligen Kurpräsidenten und Präsidenten des Festivals, vormals „Meraner Musikwochen“, Helmut Schnitzer seit 1986 dem Ganzen vor und hat Jahr für Jahr seit Anbeginn ein ansehnliches und weit über unsere Grenzen hinaus maßgeblich und in Klassik-Kreisen überaus begehrtes Festival zusammengebaut, um heute mit Stolz auf die Ausgabe 2025 zu blicken, welche die Formate der letzten Jahre wieder aufnimmt und weiter entwickeln lässt in ganz autonome kleine Festivals im Festival. <b>Von Ferruccio Delle Cave</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176459_image" /></div> <BR /><BR />Neu ist nun die Konzentration auf unser alpines Umfeld, in dem im „Open Concert“ die LGT Young Solists unter der Leitung von Alexander Gilman das vom Festival in Auftrag gegebene Werk „Dolomites“ der amerikanischen Komponistin Rachel Portman zur Uraufführung bringen werden (27.8.), einer Komponistin, die für Hollywood eine ganze Reihe unglaublicher Filmmusiken komponiert hat, so etwa für „Beloved“ und „Chocolat“. <BR /><BR /><BR />Dass das Festival auch unsere eigenen Musikerinnen und Musikern ins Programm aufnimmt, ist nicht neu, wird aber facettenreicher: So wird der Eppaner Geiger Julian Kainrath, der zusammen mit Daniel Hope ein Konter für zwei Violinen und Orchester von Bach (11.9.) aufführen oder es wird das „Trio Meran Teheran“, in dem die Klarinettistin Andrea Götsch und die iranische Pianistin sowie der Cellist Jakob Mitterer spielen, mit dabei sein (6.9). <BR /><BR /><BR />Über das, was also in den letzten 40 Jahren geschah, spricht der Künstlerische Leiter von „südtirol festival meran“ im nachfolgenden Interview. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176462_image" /></div> <BR /><BR /><b>Zusammen mit dem Präsidenten Hermann Schnitzer schauen Sie auf 40 Jahre künstlerische Leitung der Meraner Musikwochen, heute „südtirol festival meran“. Wie gestaltete sich der Beginn di</b><b>eses wohl erfolgreichsten Musikfestivals unseres Landes im Jahre 1986?</b><BR />Andreas Cappello: Der Anlass fürs Festival in Meran war 1986 das 150. Jubiläum der Kurstadt Meran. Kurpräsident Hermann Schnitzer wollte zum Anlass bedeutende Veranstaltungen ins Leben rufen, und geplant war auch die Renovierung des Kurhauses. Meran war damals wegen der ethnischen Proporzsituation und der 100-jährigen Geschichte des Kur-Tourismus für ein großes Musikfestival prädestiniert. Der Kursaal bot und bietet nicht nur genug Plätze, sondern auch eine ausgezeichnete Akustik. Beauftragt wurde mit der Initiative ein New Yorker Dirigent und Meraner Stammgast, Albert Cartel.<BR /><BR /> Es ist ihm aber nicht gelungen, rechtzeitig einen Konzertkalender zu liefern, und so hat mich der Kurpräsident beauftragt, die Planung zu übernehmen. Ursprünglich war ich nur als Sekretär von Cartel vor Ort vorgesehen. Praktisch kam ich wie die Jungfrau zum Kind und musste in kürzestes Zeit Planung und Konzertprogramm liefern. Der Aufwand der Vorbereitungsarbeiten zu einem Musikfestival war viel aufwendiger und komplexer als heute, z.B. die Kommunikation mit den Künstlerinnen und Künstlern geschah hauptsächlich auf dem Postweg! Trotzdem gelang es mir, ein Programm mit zehn Konzerten auf die Beine zu stellen, vorwiegend Kammermusik, weil die Renovierungsarbeiten im Kursaal noch nicht abgeschlossen waren, was dann erst drei Jahre später der Fall war. Wir sind damals ins Stadttheater ausgewichen, das über 400 Plätze verfügte. Wir sind also klein gestartet, aber bereits mit über 30 Abonnenten, denn das Festival sollte immer auf die einheimische Bevölkerung ausgerichtet sein. Die Konzerte waren damals auch schon ausverkauft. <BR /><BR /><BR /><b>Welche Persönlichkeiten, Künstlerinnen und Ensembles gehören, Ihrer Meinung nach, zu den Highlights des Festivals?</b><BR />Cappello: Ich erinnere mich, dass wir im zweiten Festivaljahr das „Emerson-String Quartett“, eines der weltbesten am Markt, die „Solisti Veneti“ mit Claudio Scimone in der Stadtpfarrkirche Meran und im dritten Jahr etwa die „Moskauer Philharmoniker“ als Toporchester noch im alten Kurpark zu Gast hatten. <BR /><BR /><BR />Ab 1989 nahmen die Meraner Musikwochen so richtig an Fahrt auf: Ich konnte Heinrich Schiff als zweiten künstlerischen Leiter verpflichten. Er hat eine Woche lang sein Programm kreiert, neben seinen Kammermusikabenden auch das Nachtkonzert, das heute noch zu den beliebten Formaten des Festivals gehört. <BR /><BR /><BR />1991 wurde Sir Neville Marriner mit der „Academy of St. Martin in the Fields“ als Residenzorchester verpflichtet. Sehr enge Kooperationen hatten wir mit dem Pianisten Fazil Say und den Geigern Patricia Kopatchinskaja und Daniel Hope.Viele Künstler wurden zu Stammgästen, so Christian Järvi mit seinem „Baltic See Philharmonic Orchestra“. In diesem Jahr eröffnen wir mit dem „Royal Philharmonic London“ (21.8.), das zum 12. Mal in Meran gastieren werden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176465_image" /></div> <BR /><BR /><b>Und welche Rolle spielt, Ihrer persönlichen Meinung nach, die Kurstadt Meran beim Erfolg dieses Festivals?</b><BR />Cappello: Ohne die Voraussetzung einer Kurstadt Meran wäre das Festival wahrscheinlich in der jetzigen Form nie entstanden. Wir haben immer neue Formate hinzugefügt, und zwar so, dass wir neue Orte bespielen konnten, die mit der Musik perfekt zusammenpassen, etwa Kirchen und Burgen in der Umgebung. Meran selbst hat ja den Vorteil, dass wir auf engstem Raum mehrere Konzertstätten in kürzester Zeit zu Fuß erreichen könne, so den Kursaal, das Stadttheater, die evangelische Kirche, die Stadtpfarrkirche und die Hl. Geist-Kirche, den Pavillon des Fleurs und das Palais Mamming. Der Kursaal per se ist ja einzigartig, hat die ideale Größe für Meran. <BR /><BR /><BR /><b>Heute bietet das Festival seinem Publikum ja mehrere Formate für jeden Musikgeschmack an. Welche haben sich jetzt in den letzten Jahren bewährt und an welchen wollen Sie auch in Zukunft unbedingt festhalten?</b><BR />Cappello: Die Formate sind eigentlich auf natürliche Art und Weise entstanden: Die symphonischen Konzerte sind und bleiben das Herzstück des Festivals, beliebt ist das Nachtkonzert, die „Colors of music“. Sie unterscheiden sich alle inhaltlich voneinander und bieten, neben Klassik, Crossover, Jazz und Ethno. Die Matineen mit Kammermusik im Pavillon des Fleurs bleiben sicher auch. Die Konzertreihe „Barocco“ mit sakraler Musik, dann „Vox humana“ mit a cappella Chormusik, die Konzertreihe „Mystica“ sowie das neue Format „Young Artist Porträt“ sind ebenso beliebt und bieten jungen Ensembles die Möglichkeit, sich einem größeren Publikum vorzustellen. Vor drei Jahren haben wir als Gratiskonzert das „Open Konzert“ eingeführt, als Dank an unsere Kulturvereine und an die Stadt allgemein. <BR /><BR /><BR /><b>Hat sich das Interesse an symphonischer Musik in irgendeiner Weise verändert, und wenn ja, wie? Was lieben die Besucherinnen und die Besucher des Festivals am Meisten?</b><BR />Cappello: Nein, die symphonischen Konzerte ziehen immer noch die meisten Hörerinnen und Hörer an. Denn wer hat innerhalb von vier Wochen die Möglichkeit, großartige Orchester und namhafte Solistinnen und Solisten an einem Ort zu erleben? <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176468_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was werden für Sie die Höhepunkte der Ausgabe 2025 sein?</b><BR />Cappello: Ich bin sehr glücklich, den Ausnahmepianisten Víkingur Ólafsson (28.8.) nach Meran verpflichtet zu haben. Dann möchte ich auf das Projekt mit allen fünf Klavierkonzerten von Beethoven mit dem polnischen Pianisten Jan Lisiecki (8.9.) hinweisen, der uns einen ganz neuen Beethoven präsentieren wird. <BR /><h3> Zur Person Andreas Capello</h3><BR />Geboren 1962 in Meran – Abitur 1982 am Humanistischen Gymnasium Meran – Diplom im Fach Klavier am Konservatorium „C. Monteverdi“ von Bozen 1987 – Von 1985 an Tätigkeit als Klavier- und Musiklehrer und von 1986 bis heute Künstlerischer Leiter des internationalen Musikfestivals „Meraner Musikwochen“ – Von 1990 bis heute Künstlerischer Leiter der Konzertreihe „Soireen auf Schloss Tirol“.<BR /><BR /><BR />Anekdote am Rande<BR /><BR /><BR />Ein Sehnsuchtsort für Musikerinnen und Musiker – mitten in den Alpen: 1922 begleitet Richard Strauss die Sopranistin Lotte Schöne beim ersten „Meraner Musikfest“ im Stadttheater und ein Jahr zuvor komponiert der junge Paul Hindemith hier unter dem Pseudonym „Paul Merano“ die Musik zum Spielfilm „Im Kampf mit dem Berge“ des Regisseurs Arnold Fanck, den er in Meran zufällig kennengelernt hatte. Fanck schneidet seinen Stummfilm in der Kurstadt und Hindemith vertont diese cineastische „Alpensinfonie in Bildern“ in einer 75-minütigen Partitur.<BR /><BR /><BR /><b>Termin:</b> 16.8. bis 22.9.<BR />Das „südtirol festival meran“ bietet an 13 Spielorten in der Stadt und in Schlössern und Kirchen des Me- raner Umlands 26 Konzerte in sechs Konzertformaten an.