Toblach, Sommer 1909: Im einfachen Komponierhäuschen am Waldrand, mit Blick auf die Naturgewalt der Dolomiten, ringt Gustav Mahler mit seiner 9. Symphonie – seinem letzten vollendeten Werk, das wie ein leiser Abschied klingt. Über 100 Jahre später wird genau dieses Werk an eben diesem Ort wieder lebendig: Am 18. Juli spielt die Jenaer Philharmonie unter Simon Gaudenz Mahlers Neunte dort, wo sie einst entstand – ein Ereignis, das Gänsehaut garantiert und die Verbindung von Klang und Landschaft eindrucksvoll erlebbar macht.<BR /><BR />Doch das ist nur einer von vielen Höhepunkten der 45. Gustav Mahler Musikwochen, die vom 12. Juli bis 5. August in Toblach stattfinden. Was 1981 zu Ehren von Mahlers 70. Todesjahr begann, hat sich zu einem international anerkannten Festival entwickelt – ein musikalisches Refugium für Kenner, Liebhaber und Neuentdecker.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182543_image" /></div> <BR /><BR />Die diesjährige Ausgabe vereint Weltklasse mit Nachwuchs, Tradition mit Innovation, Klang mit Natur. Große Namen wie Sir John Eliot Gardiner, Mario Brunello und Benjamin Appl treffen auf junge Talente wie den Dirigenten Francesco Tropea oder die Junge Philharmonie Wien, die das Festival am 12. Juli mit Mahlers monumentaler 3. Symphonie eröffnen wird – ein Werk, das in seiner Tiefe wie geschaffen scheint für die Naturkulisse Toblachs.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182546_image" /></div> <BR /><BR />Auch Ensembles wie die neu gegründete Camerata Vienna-Milano, ein Zusammenschluss herausragender Musiker der Wiener Philharmoniker und des Mailänder Teatro alla Scala, feiern hier Premiere. Und das Mahler Orchestra Toblach, unter der Leitung von Sybille Werner, beweist, wie lebendig regionale Musikpflege sein kann.<h3> Toblach zwischen Natur und Weltgeist</h3>Die aus Südtirol stammende Klarinettistin Andrea Götsch, Mitglied der Wiener Philharmoniker und dem Orchester der Wiener Staatsoper, bringt mit dem Ensemble Divinerinnen am 13. Juli frischen Wiener Wind nach Toblach. Die sieben Musikerinnen des Ensembles widmen sich der „Schrammelmusik“ und verbinden traditionelle Klänge mit modernen Interpretationen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182549_image" /></div> <BR /><BR />„Mein erster Kontakt mit Mahler war bei den Musikwochen in Toblach 2013. Dieses Jahr wieder in Toblach spielen zu dürfen, ist für mich sehr besonders“, erklärt Götsch. „Denn die Musikwochen zeigen, dass Südtirol nicht nur wunderbare Landschaften hat, sondern dass wir auch kulturell tätig sind und uns klassische Musik sehr am Herzen liegt.“ <BR /><BR />Mahler war ein Komponist der Extreme: seine Musik reicht von zarter Innerlichkeit bis zu rauschhafter Ekstase. Sie spricht eine Sprache, die heute aktueller denn je ist: eine Sprache der Gefühle, der existenziellen Erfahrungen. Gerade für junge Menschen wirkt seine kompromisslose Emotionalität wie ein Fenster zu sich selbst.<BR /><BR />Diese emotionale Tiefe bekommt in Toblach eine Bühne, die ihresgleichen sucht. Wer tagsüber auf den Spuren des Komponisten wandert, durch stille Wälder und über blühende Almwiesen, wird die Musik am Abend anders hören – intensiver, näher, unmittelbarer. „Mahler hat weltweit Anhänger und es ist schön, dass Toblach jedes Jahr für Musikfreunde zum Zentrum der Welt wird“, meint Landeshauptmann Arno Komptatscher, der sich als großer Mahler Enthusiast offenbart. „Ich musste den Zugang zu seiner Musik zuerst finden. Inzwischen ist es aber so, dass ich, wenn die Zeit es erlaubt, zu den Kopfhörern greife und jedes Mal in seiner Musik eintauche“, so der Landeshauptmann. <h3> Nicht nur Musikfestival</h3>Neben den Konzertabenden lädt das Festival auch zum vertieften Austausch ein. In einer wissenschaftlichen Konferenz des Gustav Mahler Research Centre Innsbruck/Toblach widmen sich internationale Musikwissenschaftler dem oft übersehenen Aspekt von Mahlers Werk: seinem Humor. Groteske, Satire, Ironie – all das findet sich zwischen den Noten und wird hier in Vorträgen von u.a. Federico Celestini, Anna Stoll Knecht und Morten Solvik beleuchtet.<BR /><BR />Philosophisch wird es mit Massimo Cacciari, ehemaliger Bürgermeister von Venedig, der Mahlers Zeitgenossen Karl Kraus und dessen düstere Kriegssatire „Die letzten Tage der Menschheit“ in den Mittelpunkt stellt und dadurch einen spannenden Kontrapunkt zur Musik herstellt. <BR /><BR />Außerdem bindet das Festival auch den musikalischen Nachwuchs ein. Am 21. Juli wartet ein Erlebnistag auf Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, bei dem sie Mahlers Welt spielerisch entdecken können: mit Naturforscher Josef Hackhofer im Wald und Musikvermittler Max Calanducci im kreativen Workshop.<BR /><BR />Ein Tag zuvor, am 20. Juli, wird das Komponierhäuschen selbst zum Konzertort. In Zusammenarbeit mit der Südtirol Filarmonica spielt Harfenistin Isabel Goller dort ein Pop-Up-Konzert unter freiem Himmel – ein zarter, beinahe magischer Moment.<BR /><BR />Die Gustav Mahler Musikwochen sind mehr als ein Musikfestival. Sie sind ein Ort der Begegnung – zwischen Generationen, Kulturen, Disziplinen. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Mensch und Natur.<BR /><BR />Die Gustav Mahler Musikwochen 2025 in Toblach sind nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein sinnliches Erlebnis. Wer Mahler wirklich verstehen will, muss diesen Ort erleben. Zwischen Bergen, Klang und Geschichte entsteht hier ein Gesamtkunstwerk, das bleibt. „Jeder Mahlerfan träumt davon, die Neunte dort zu hören, wo sie entstanden ist“, sagt Dirigentin Sybille Werner. Dieser Traum wird in diesem Sommer Wirklichkeit.<BR /><BR />Alex Favalli <BR /><BR /><BR />Die Gustav Mahler Musikwochen 2025 finden vom <b>12. Juli bis zum 5. August in Toblach</b> in der Dolomitenregion Drei Zinnen statt. Eröffnet wird das Festival am 12. Juli mit der 3. Symphonie Gustav Mahlers, interpretiert von der Jungen Philharmonie Wien unter der Leitung von Michael Lessky. Ein besonderer Höhepunkt ist die Aufführung von Mahlers 9. Symphonie am <b>18. Juli</b> durch die Jenaer Philharmonie – genau an dem Ort, an dem das Werk 1909 entstanden ist. Zu den weiteren Programmpunkten zählen Kammermusikabende, Ensemblekonzerte und ein wissenschaftliches Symposium mit international renommierten Musikologen. Ein Konzert beim Komponierhäuschen, ein Erlebnistag für Kinder sowie Auftritte von Künstlern wie John Eliot Gardiner, Mario Brunello, Benjamin Appl und den Divinerinnen runden das vielfältige Festivalprogramm ab. Weitere Informationen und Tickets sind unter <a href="www.gustav-mahler.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.gustav-mahler.it</a> erhältlich.