Das Stück „Die Wölfe“ von Luis Zagler feiert am heutigen Freitag, 21 Uhr, Premiere am Festspielareal oberhalb der Gärten von Schloss Trauttmansdorff.<BR /><BR /><b>Warum haben Sie gerade dieses Thema gewählt?</b><BR />Luis Zagler: Ein Ausspruch von Schiller lautet: „Die Themen suchen die Autoren, nicht die Autoren die Themen.“ Und das passt so in den Kosmos meiner Werke. Es ist das thematisiert, was ich immer beschrieben habe, in „Brot“, „Die Karrner“, „Die Erbinnen“: Es geht um Menschen, die nicht zu ihrem Recht gekommen sind, es geht um die Rehabilitation von Menschen. Auch beim Thema Wölfe kommen Menschen unter die Räder. Es ist zwar nachvollziehbar, dass man Wölfe wieder ansiedeln will, aber es gibt Menschen, die darunter leiden. Eine Problematik, die man nicht übergehen sollte. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="784292_image" /></div> <BR /><BR /><b>Kunst als Selbstzweck – oder Kunst, um zu bewegen: Wie sehen Sie die Position der Kunst?</b><BR />Zagler: Dramatische Kunst muss immer Dinge in Bewegung setzen. Und das geschieht auch: Große Theaterdirektoren wie Claus Peymann können in gesellschaftliche Prozesse eingreifen. Mit diesem Stück wollen wir für das Thema „Wolf“ sensibilisieren, mit dem Grundgedanken, dass Menschen unter die Räder kommen. Auf der einen Seite werden Millionen ausgegeben, um die Kulturlandschaft zu erhalten, auf der anderen Seite müssen die Bauern ihre Weidegründe einzäunen. Das ist alles längst bekannt, kommt aber im gesellschaftlichen Diskurs zu kurz. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass ein Jogger einem Wolf begegnet.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Welches ist Ihr Zugang zum Thema? Sind Sie einem Wolf begegnet?</b><BR />Zagler: Nein, noch nicht. Aber ich habe viel mit Bauern und Jagdaufsehern gesprochen. Es sind 2 Aspekte, die im Vordergrund stehen: Das gerissene Schaf kann man nicht mit Geld ersetzen. Und dann stellt sich die Frage nach dem Naturschutz, denn Wölfe reißen nicht nur, um zu überleben, sondern sie lassen die Tiere sehr oft halbtot liegen.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Als Schriftsteller wollen Sie den Menschen die Brisanz des Themas näherbringen und verlegen die Geschichte in das ferne Jahr 1816. Warum?</b><BR />Zagler: Der eine Grund ist, dass es die Zuschauer leichter haben, wenn es eine Geschichte mit Abstand ist, das hat auch Brecht so gemacht. Es gibt historische Kostüme, und ich habe die Geschichte aus der Geschichte Tirols entnommen. Die Zeit um 1816 war der heutigen Zeit sehr ähnlich, 1809 gab es Aufstände, 1810 war eine erbärmliche Zeit und 1814 bis 1817 kam es dann zur Hungerszeit. Es war so wie heute eine Zeit der Krise. Im Kern des Stückes gibt es eine Geschichte, die tatsächlich so passiert ist. Die Personen, von denen die Geschichte erzählt, führen ein Eigenleben, und daraus entsteht die Geschichte. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Sie haben mit Judith Keller eine kompetente Regisseurin gewonnen, welche Schwerpunkte wird sie setzen?</b><BR />Zagler: Judith Keller kommt aus der Theatertradition der Tiroler Volksschauspiele Telfs. Sie hat dort in meinem Stück „Die Karrner“ gespielt. Wer die Tiroler Volksschauspiele Telfs kennt, weiß, dass sie immer sozialkritisch waren und auch politisch. Bei mir geht es aber auch um Ungerechtigkeiten, das war bei den „Karrnern“ so und das ist auch bei den Wölfen ein Thema, es geht um Menschen, die nicht gehört werden.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Welche Anforderungen stellt das Stück an die Schauspielenden?</b><BR />Zagler: Man muss die Situation mitbedenken. Wir haben kein Ensemble wie das Landestheater. Wir müssen mit den Mitteln, die wir haben, ein Ereignis schaffen. Wir haben einige Schauspieler engagiert, die schon am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen aufgetreten sind, andere sind Volksschauspieler. Im Grunde spielt in diesem Stück das Volk die Hauptrolle, ähnlich wie bei Gerhart Hauptmann, „Die Weber“. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Was wollen Sie den Zuschauerinnen und Zuschauern mitgeben?</b><BR />Zagler: Es geht um die Botschaft, um die Sensibilisierung für ein Thema. Die Geschichte ist unglaublich spannend mit einer Fülle von hochaktuellen Themen. Neben den Wölfen sind das auch die Personen im Stück, etwa das Mädchen, das mit 17 Jahren gezwungen wird, sich mit dem Sohn des Grafen zu treffen, um das Problem der Familie zu lösen. Das erinnert an die Situation in Ländern im Süden, wo es vielen Mädchen so ergeht.<BR /><BR /><h3> Zur Person</h3><BR />Luis Zagler, geboren in Tirol, studierte Komposition und Literatur. In Südtirol war er 2017 mit der Uraufführung des historischen Schauspiels „Die Verfolgten“ erfolgreich, 2018 folgten „Die Erbinnen“, 2019 „Die Präsidenten“, 2021 „Die Großen von gestern“ immer für die Meraner Festspiele. Er publiziert seine Stücke im Michael Wagner Verlag, „Die Wölfe“ erscheint im Herbst.<BR /><BR /><BR /><BR />Das Stück „Die Wölfe“ von Luis Zagler feiert am heutigen Freitag, 21 Uhr, Premiere am Festspielareal oberhalb der Gärten von Schloss Trauttmansdorff – Weitere Aufführungstermine: 5., 6., 7., 11., 13., 15., 16., 18., 20., 21. und 22. Juli – Beginn: jeweils um 21 Uhr – Kartenreservierung: ticket.meranerfestspiele.com – <BR />Tel. 0473/42 83 88 – E-Mail: info@meranerfestspiele.com – Vorverkaufsstellen:<BR />Tourismusvereinsbüro Algund,<BR />Hafling, Marling, Partschins,<BR />Schenna und St. Leonhard i. Pass.<BR />Service-Hotline: <BR />Tel. 0473/42 83 89<BR /><BR />