Auch er kennt das Märchen nicht nur aus Kinderzeiten: Klaus Kuttler, Bariton und Komponist, verkörpert in der Oper „Hänsel und Gretel“ den Vater der beiden Kinder.Der Oberösterreicher ist seit nun 13 Jahren bei der Oper, obwohl „das Singen eigentlich nicht mein Hauptlebenszweck“ ist, wie er im STOL-Interview erzählt. Sein Ziel: „Das Leben so gut es geht zu genießen."Südtirol Online: Bei „Hänsel und Gretel“ denkt man an eine heile Märchenwelt, in der Inszenierung von Michael Hunt aber wird die Geschichte etwas brutaler erzählt.Klaus Kuttler: Das kann man schon sagen.STOL: Eine Märchenoper also für Erwachsene?Kuttler: Ich würde schon sagen, dass die Oper immer noch für Kinder ist. Kinder haben eine eigene Phantasie, produzieren quasi eine eigene Welt zu dem, was sie sehen. Die Kinder – egal wie die Oper inszeniert ist – freuen sich von Beginn an auf die Hexe, und zugleich fürchten sie sich. Sie schauen dann gebannt zu, was sie macht und verstecken sich teilweise hinter den Sesseln. Ob es dann ein bisschen mehr oder weniger brutal ist: Die Kinder schlucken das alles.STOL: Werden die Erwachsenen einen anderen Zugang zu „Hänsel und Gretel“ finden?Kuttler: Sie sollten schon auch die Musik mögen, denn die ist wunderschön. Die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ selbst ist für einen Erwachsenen normalerweise nicht mehr so spannend.STOL: Was ist das Faszinierende daran, in einer Märchenoper zu spielen? Gibt es für Sie einen Unterschied - etwa zu einer klassischen Oper?Kuttler: Man erzählt genauso eine Geschichte. Man singt, läuft auf der Bühne herum: Das ist relativ egal.STOL: Sie spielen auf der Bühne den Vater von Hänsel und Gretel. Eine dankbare Rolle?Kuttler: Unter dankbar versteht man ja eigentlich, ob man am Schluss leicht viel Applaus bekommt. Nachdem es eine kleine Rolle ist, könnte man sagen: Naja, eher undankbar. Für mich ist es aber eine der Lieblingsrollen und sehr dankbar: Ich muss nicht den ganzen Abend auf der Bühne stehen, sondern singe ein kurzes, deftiges Solo, bei dem ich wirklich absolut gefordert bin, und habe dann wieder meine Ruhe (lacht). Es ist schön zum Singen, es ist deftig, es ist ein Riesen-Paukenschlag, den man abliefern muss.STOL: In der Oper dürfen Sie beides verbinden - wenn Sie aber entscheiden müssten: Theater oder Gesang?Kuttler: Prinzipiell ist Schauspiel mit Gesang am lustigsten. Grundsätzlich aber wird, sobald Schauspiel dabei ist, für eine Oper vier bis sechs Wochen lang geprobt. Man sitzt dann alleine im Hotel. Würden wir jetzt „Hänsel und Gretel“ nur konzertant aufführen, würden drei Probentage reichen. Der Unterschied ist also: Ich bin drei Tage von daheim weg oder ich hänge sechs Wochen mutterseelenallein im Hotel rum. So gesehen würde ich für den Rest meines Lebens lieber nur mehr Konzerte singen. Wenn man die Hotels besser kennt, als die Heimat, reicht es irgendwann.STOL: Sie wollen sich demnach irgendwann nur noch auf den Gesang konzentrieren?Kuttler: Ich habe vor, das Leben so gut es geht zu genießen, und singe dann eben, wenn die Oper zu viel Zeit frisst, pro Jahr nur noch ein, zwei Opern. Singen ist aber eigentlich nicht mein Hauptlebenszweck.STOL: Die Operntradition in Bozen ist noch sehr jung, die Bühne, auf der Sie spielen werden, überschaubar. Was erwarten Sie sich?Kuttler: Ich hoffe, dass das Publikum Freude daran hat. Das ist der einzige Grund, wieso man überhaupt singt. Dass jeder glücklicher rauskommt, als er reinkommt: Das würde ich mir vom Abend erwarten.STOL: Sind Sie das erste Mal in Südtirol?Kuttler: Ich habe zwei sehr gute Studienkollegen in Südtirol, die ich immer noch nicht besucht habe. Und jetzt war es soweit. Ich bin ganz begeistert von der Gegend. Bozen ist nicht so meine Traumstadt – vor allem wegen der Parkplatzsituation (lacht). Aber es ist wunderbar hier. Die Südtiroler sind auch ganz charmante Leute._____________________________________________________________________________________________________„Hänsel und Gretel“ wird am 12. und 13. Jänner im Stadttheater Bozen aufgeführt.Tickets sind an der Theaterkasse sowie online erhältlich.