Eines ist klar, Schweigkofler macht aus der antiken Komödie etwas ganz Neues, mit Rock- und Popsamples „verstärkt“ und kommentiert, „mit vertauschten Rollen, mit Textvarianten, die von Tag zu Tag wieder überarbeitet und neu sein werden.“ Wie es nun ist, wieder in Südtirol zu arbeiten, erzählt er im Gespräch.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182192_image" /></div> <BR /><BR />Begleitet wird er dabei von einer Reihe junger Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Anna Fink als Lysistrata, Hanenn Huber als Lampito, Chiara Sartori als Myrrhine, Alex Brugnara als Kinesias und Valter Rosa als Drakes, der irgendwie durch das Geschehen führen wird. Die musikalische Leitung übernimmt der E-Gitarrist Christian Kofler mit seiner Live-Rock’n’Roll-Band, die zusammen die Handlung und die rasanten Dialoge begleiten.<BR /><BR /><BR />Die Handlung der Komödie könnte aktueller nicht sein: Die Frauen Griechenlands haben genug von den ewigen Kriegen ihrer Männer und beschließen, sich in einem kollektiven Sex-Streik zu organisieren, um die Männer zum Friedensschluss zu zwingen. Was folgt, ist ein unterhaltsames, turbulentes Spiel voller Witz, Ironie und überraschender Wendungen. <BR /><BR />Die rockigen Klänge von Koflers Band sorgen dafür, dass die uralten Themen von Macht, Krieg und Frieden auf eine völlig neue, energetische Weise erlebbar werden. „Lysistrata in Rock“ widmet sich großen heutigen Themen, wie der Sinnlosigkeit des Krieges, der Macht der Frauen, den Geschlechterrollen und dem Frieden, sowie dem gewaltfreien Protest. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182195_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie waren jetzt einige Jahre auf den großen Opernbühnen unterwegs und haben sich vor allem als Regisseur dem Musiktheater gewidmet. Was hat Sie jetzt gereizt, wieder in heimatlichen Gefilden Theater zu inszenieren?</b><BR />Manfred Schweigkofler: Es fühlt sich für mich tatsächlich etwas eigenartig an, zu den Proben nach Dorf Tirol zu fahren. Ich komme ja gerade von Inszenierungen am San Carlo in Neapel und an der slowenischen Nationaloper in Ljubljana. Und auf einmal ist da wieder die Me-Bo, nicht auf Englisch reden, Theater machen. Es hat sich eigentlich recht einfach ergeben, ohne große Planung oder Überlegungen. Der Vorstand hatte mich um ein neues, frisches Konzept für die Schlossfestspiele gebeten, und so sind wir ins Gespräch gekommen. Unter meinen Vorschlägen war u.a. auch „Lysistrata“ von Aristophanes. Diese Idee hat dem Vorstand sehr gut gefallen, und plötzlich war das Angebot, die Regie hierfür zu übernehmen, auf dem Tisch. Aber ja, es ist auch für mich ungewöhnlich, wieder hier in Südtirol zu inszenieren, nach 12 Jahren.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182198_image" /></div> <BR /><BR /><b>Mit „Lysistrata in Rock“ nach Aristophanes werden Sie ein Spiel reich an Witz und Doppelbödigkeit, aber auch an Musik auf die Bühne bringen. Was gefällt Ihnen an diesem Stück und wie werden Sie die heikle Verbindung von Text und Musik, Rhythmus und Dynamik dramaturgisch in Szene setzen?</b><BR />Schweigkofler: Aristophanes hat eine geniale Komödie geschrieben, eines meiner persönlichen Lieblingsstücke überhaupt. Für mich war es dann erstaunlich zu entdecken, wie viel von den Stimmungen und Moods dieses antiken Stoffes in Rocksongs wiederzufinden waren. Lysistrata ist Rhythmus pur, und Lysistrata ist Rock'n'Roll: Revolution, Freiheit, Sex, sich nicht unterbuttern lassen, kämpfen, die Mächtigen lächerlich machen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182201_image" /></div> <BR /><BR /><b>Im Pressetext heißt es, „Lysistrata in Rock“ sei „ein starkes Zeichen für Frieden und Gleichberechtigung“. Glauben Sie an die reinigende Kraft des Theaters in düsteren Zeiten, in denen Krieg und Verwüstung wieder die Oberhand zu ergreifen drohen?</b><BR />Schweigkofler: Ich bin der Überzeugung, dass Theater ein Ort der Utopien und Imaginationen sein darf und soll, ein Raum prototypischer Möglichkeiten, und tatsächlich auch Menschen individuell anregen, inspirieren kann. Dass wir damit großartig die Welt verändern können, ist ein netter, naiv-romantischer Gedanke. Aber ja, Theater hat im besten Fall etwas Katharsisches, und in diesem Moment der allgemeinen Depression und individuellen und gesellschaftlichen Erschöpfung brauchen wir nichts mehr als ein kollektives reinigendes Lachen. Wir brauchen mehr denn je Komödien, Trash, Punk.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1182204_image" /></div> <BR /><BR /><b>Es geht in „Lysistrata“ ja auch um Geschlechtergerechtigkeit, ja um gendergerechte Deutungen unseres Alltags. Mit welchen Protagonistinnen werden Sie die psychologisch heiklen Rollen besetzen?</b><BR />Schweigkofler: Aristophanes hatte keine Ahnung von Gender und wir sollten auch nicht zu viel heutiges Denken hineindeuten. Auch die Mittel, die die Frauen einsetzen, um an die Macht zu kommen, sind ja z.B. sehr männlich; sie verwenden Gewalt, erobern die Akropolis, holen sich die Staatskasse. Es geht um Money, Sex und Power, die drei wirk-mächtigsten Antriebe der Menschen, damals wie heute. Dafür haben wir ein buntes Spielerinnen-Kollektiv zusammengestellt: vom Profi hin zu absoluten Anfängern, die zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Und es gibt viel Dialekt, denn unsere Frauen sprechen grödnerisch, puschtrarisch, psairerisch, vinschgerisch.<BR /><h3> Zur Person Manfred Schweigkofler</h3><BR />Der „Maestro“ ist eigentlich Experte für Kultur, Kunst, Kommunikation. Ehemaliger Radiomacher, Rocksänger, Schauspieler, 12 Jahre Opern-Intendant, 20 Jahre Leiter von Internationalen Festivals, mehr als 700 konzipierte und organisierte Events in 19 Ländern dieser Welt. Als Regisseur – von daher kommt auch sein Übername „Maestro“ – hat er bereits an renommierten Häusern inszeniert, wie z.B. an den Staats- und Nationalopern in Prag, Helsinki, Bratislava, Ljubljana, am San Carlo di Napoli, dem Massimo di Palermo, dem Teatro de la Maestranza in Sevilla, dem Ludwigsfestspielhaus in Füssen oder der Academy of Music in Philadelphia. Auch große Eröffnungsfeiern bei Welt- und Europameisterschaften gehören zu seinem Portfolio. Er ist außerdem Film-, Museums- und Ausstellungsmacher. Für das Land Südtirol konzipierte und koordinierte er die Teilnahme an 2 Weltausstellungen (Expo Hannover 2000, Expo Milano 2015). Manfred Schweigkofler ist Mitglied der Denkfabrik „Club of Budapest“ Deutschland, WeQ-Ambassador Italy für das WeQ-Institute Berlin und National Leader Italy des Trainernetzwerkes xpand. Er ist einer der 69 Autoren und Co-Creatoren des Praxis-Handbuchs FUTURE SKILLS. Beiträge von Manfred Schweigkofler erscheinen immer wieder in den Medien.<BR /><BR /><BR /><b>Premiere:</b> 15. Juli, 21 Uhr<BR /><b>Weitere Termine:</b> 22., 25., 26., 29., 31. Juli und 2., 5., 6., 8., 9., 11. August, jeweils um 21 Uhr, Schloss Tirol, Dorf Tirol