Als hätte er die Bretter, die die Welt bedeuten, nie verlassen – das hingerissene Premierenpublikum zollte dem mit einer täuschend echt-anmutenden Affenmaske ausgestatteten Autor Standing Ovations.Mitterer ist wieder angekommen „Jeder kommt an, der was kann“ heißt es in einer Textpassage eines Schlagerliedes der 20er und 30er Jahre, von denen Mitterer als vom Affen zum gefeierten Varietékünstler mutierten „Rotpeter“ während der rund 75-minütigen Vorstellung im Kleinen Rathhaussaal der Oberländer Marktgemeinde insgesamt acht darbietet.Felix Mitterer ist als Schauspieler nach Jahrzehnten des ausschließlichen Schreibens tatsächlich wieder angekommen, weil er ein Universalkönner aller ersten Ranges ist.Der Theaterabend in Telfs gerät zur künstlerischen Macht-Demonstration eines Naturtalents, der seine tiefgründig-komödiantische Seite voll zur Geltung brachte.Mitterer tänzelt als alleiniger Darsteller im wahrsten Sinne des Wortes leichtfüßig zwischen dem kanzel-gleich auf einem Käfig vorgetragenen Lebensbericht des Affen und den großteils heiter-beschwingten Varieté-Gesangseinlagen in der Mitte der kleinen Bühne hin und her.Musikalisch als auch szenisch virtuos begleitet von den perfekt aufeinander und auf Mitterer abgestimmten Instrumentalisten Juliana und Siggi Haider. Mit klarer, eindrücklicher Sprache und eingeflochtenem rollenden „R“ trägt der Dramatiker vor, stellt in Mimik und Gestik genial die Figur dar, die die Erinnerung an ihr Affen-Dasein verlor und der „Akademie“ nur noch über die Schmerzen der Anpassung bei der Mensch-Werdung berichten kann. Mitterer changiert virtuos zwischen der Anschaulich-Machung von Tragik, Leid und humoristischer Spitzbübigkeit.Die Maske, einmal gefertigt von Bernd Leidlmair und seinem Team, trägt wesentlich zum Erfolg dieses Premierenabends bei. Kombiniert mit dem Gewande des Varietékünstlers inklusive des obligaten Zylinders sorgt sie für eine unglaubliche, den gesamten Aufführungssaal einnehmende Figurenpräsenz.Da braucht es ausstattungsmäßig nicht mehr viel – neben dem Affenkäfig genügen ein Gestänge, eine Discokugel und ein vor den Instrumenten platzierter Kaktus. Die Bühne konzipierte Karl-Heinz Steck, für das Kostüm zeichnete Klaus Bruns verantwortlich, für das Licht das Team Hellerau.Das Stück sei „Spiegel unserer Zeit“, weil man den Zwang des vormaligen Affen zur totalen Angepasstheit umlegen könne auf den heutigen „Anpassungsdruck“ der in unserer Gesellschaft auf vielen Gebieten herrsche, meinte Mitterer im Vorfeld der Premiere.Und es veranschaulicht womöglich auch das „innere Vakuum“ vieler Menschen unserer Zeit sehr gut, wenn Rotpeter am Ende meint: „Überblicke ich meine Entwicklung und ihr bisheriges Ziel, so klage ich weder, noch bin ich zufrieden“.Der Schauspieler Mitterer kann vollauf zufrieden sein und setzt die im Programmheft geäußerte Drohung, dass dies seine letzte Rolle sei, hoffentlich nicht in die Tat um.apa