Die erst 35-Jährige, die in Bozen ihre erste Intendantenstelle annimmt, hat sich gegen 51 Mitbewerber durchgesetzt. Zuletzt hatte im Jänner dieses Jahres eine Findunsgkommission dem Vorstand vier Kandidaten zur Endauswahl genannt. Schließlich fiel die Entscheidung am Dienstag zugunsten der gebürtigen Linzerin.„Wir glauben, dass sie durch und durch ein Theatermensch ist“, unterstrich Thomas Seeber am Mittwoch. Girkinger sei „jung, voller Elan und hat auch die Bereitschaft, sich mit dieser besonderen Situation hier bei uns auseinanderzusetzen.“Es sei das erste Mal, dass sie eine Intendanz antrete, und sie „scheue diese Aufgabe nicht – im Gegenteil“, meinte Girkinger auf der Pressekonferenz.„Es ist für mich eine Herausforderung, eine große Aufgabe, der ich mit Respekt, aber auch mit der nötigen hochmotivierten Freude entgegentrete.“Girkinger, die derzeit als Dramaturgin in Wien arbeitet und bald nach Bozen ziehen wird, beobachtet die Vereinigten Bühnen schon lange. Bereits im Jahr 2005 war sie in Bozen für das Stück „Bandscheibenvorfall" des Schauspielhauses Salzburg tätig und hat dabei Thomas Seeber, aber auch das Haus und seine Mitarbeiter kennengelernt.Seeber: „Girkinger steht dem Kulturraum sehr nahe“„Die Grundvoraussetzung war natürlich, dass sie die handwerklichen Fähigkeiten hat“, begründete Seeber die Entscheidung des Vorstands für die junge österreichische Dramaturgin. Darüber hinaus sei aber auch ausschlaggebend gewesen, dass sie den Kulturraum kenne. „Ich habe das Gefühl, dass sie dem Kulturraum sehr nahe steht und dass sie sich mit den Gegebenheiten hier im Haus gut auseinandergesetzt hat“, so Seeber.„Ich kenne den Tiroler Theaterreigen sehr gut“, meinte Girkinger. Sie besuche regelmäßig Theateraufführungen in Südtirol, auch beim Freilichttheater sei sie immer wieder Gast. Außerdem sei ihr Lebensgefährte, ein Regisseur und Schauspieler, ein Tiroler.Laut Seeber hätten aber auch Girkingers Programmideen für sie gesprochen. „Es ist uns wichtig, dass Frau Girkinger zwar das Fundament benutzt, dem Publikum aber mit frischem Wind, neuen Gedanken und Ideen eine neue Sichtweise präsentiert“, erklärte Seeber.Girkinger: „Das Profil des Theaters schärfen“Girkinger will in Bozen auf Bewährtes aufbauen, gleichzeitig aber etwas bewegen: „Es gibt Dinge, die muss man pflegen, wie die Pflanzen am Balkon“, so Girkinger. Jedoch müsse das Stadttheater seine Identität finden, „die Positionierung ist das Um und Auf“, zeigte sich Girkinger überzeugt.„Es gib das Potential, das Profil dieses Theaters zu schärfen und es vielleicht zu verändern."Sie wolle zum einen „den Lokalbezug der Vereinigten Bühnen weiter ausbauen, auch programmatisch.“ Die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern wolle sie gerne fortführen.Ausbauen wolle sie auch das Kinder- und Jugendtheater. „Ich finde es wichtig, dass junge Menschen ins Theater kommen.“Einen maßgeblichen Schwerpunkt möchte Girkinger auf zeitgenössische Stücke und auch auf europäisches Sprechtheater setzen. „Ich würde die Vereinigten Bühnen gerne in Richtung Europa öffnen“, sagte die künftige Intendantin. Aber auch auf italienischer Ebene möchte sie Zusammenarbeiten fördern. „Ich würde mich freuen, italienische Regisseure hier begrüßen zu dürfen.“BiografieDie 35-Jährige hat Romanistik in Salzburg und Paris sowie Kulturmanagement in Wien studiert.Von 2001 bis 2005 war sie Dramaturgin und Pressereferentin am Schauspielhaus Salzburg; zudem hat sie an diversen Festivals (SommerSzene Salzburg, Ars Electronica Linz) mitgearbeitet. Von Oktober 2005 bis Juni 2007 arbeitete Girkinger als Dramaturgin und Pressereferentin im Theater Phönix Linz. Seit 2000 ist sie in den Sommermonaten bei den Salzburger Festspielen tätig. Von 2000 bis 2001 war sie Mitarbeiterin im Schauspielbüro unter Frank Baumbauer, von 2002 bis 2003 Pressereferentin für Schauspiel.Seit 2004 ist sie zudem Produktionsleiterin für „Jedermann“, seit September 2007 Dramaturgin am Volkstheater Wien.Seeber weiterhin PräsidentThomas Seeber hatte im vergangenen Jahr angekündigt, seinen Vertrag als Intendant der Vereinigten Bühnen Bozen aus persönlichen Gründen nicht mehr zu verlängern. Er bleibt bis zum 30. Juli 2012. Seeber wird den Vereinigten Bühnen weiterhin als Präsident vorstehen.Irene Girkinger wird die Intendantenstelle in Bozen ab dem 1. August 2012 für vier Jahre übernehmen.Die Spielzeit 2012/13 wird noch von Thomas Seeber geplant werden, die erste von Irene Girkinger geplante Spielzeit wird jene von 2013/14.Barbara Raich/rb