Normalerweise richtet sich das kleine Theater am Bozner Obstmarkt hauptsächlich an ein junges Publikum. Zum Jubiläum spricht es Erwachsene an und unterstützt das Bozner Nachtquartier <b>„dormizil“,</b> das der Verein housing first bozen EO auf ehrenamtlicher Basis führt. Bei jeder Veranstaltung werden Freiwillige des Nachtquartiers anwesend sein und zu Obdachlosigkeit informieren.<BR /><BR /><BR />„Belle“ ist eine obdachlose Schauspielerin, die auf der Straße ihre zweite Familie gefunden hat. Belle rezitiert Gedichte, tanzt zu Musik und erzählt von ihren Freunden und deren verblüffender Menschlichkeit, die Menschen mit einem Dach über dem Kopf nicht sehen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001026_image" /></div> <BR /><BR />„Die ersten 10 Jahre war unser Theater auch obdachlos“, erklärte gestern während der Vorstellung des Stückes die künstlerische Leiterin des Theaters im Hof <b>Beate Sauer</b> (im Bild). 10 Jahre lang gab es nämlich das „Theater in der Hoffnung“, eine Wanderbühne, aus der vor 25 Jahren das Theater im Hof entstand. Und auch zwischen Beate Sauer, der Hauptdarstellerin Gertraud Ingeborg und der Regisseurin Tanya Denny gibt es seit 25 Jahren eine starke Bindung. „Begonnen hat alles in New York mit einer Willkommensgeste. Gertraud und Tanja haben Maria Steward in einer Garage gespielt, die gerammelt voll war. Doch Tanja hieß uns trotzdem willkommen. 'Wir bringen euch schon unter', meinte sie. Daraus ist eine Zusammenarbeit entstanden, wobei uns immer soziale Themen besonders am Herzen lagen.“ Das Obdachlosen-Stück habe sie schon seit Jahren beschäftigt. „Ich dachte mir, wir können mit Theater nicht die Welt verändern, doch können wir Menschen für das Thema sensibilisieren, so dass sie einen anderen Blick für deren Schicksale bekommen und sich fragen, warum landet jemand auf der Straße?“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001029_image" /></div> <BR /><BR />Der Vorschlag, dieses Stück in Bozen aufzuführen, stammt von der Schauspielerin <b>Gertraud Ingeborg.</b> Sie wird „Belle“ auch spielen. „Ich habe 45 Jahre lang in Sydney gelebt und Belle dort dargestellt. Damals lebte ich in der Nähe der Kings Cross Road, wo das Stück spielt. Es ist eine Straße mit Luxushotels und teuren Wohnhäusern. Daneben fristen viele Menschen ihr Leben auf der Straße. Die Autorin des Stückes Angelika Fremd-Wiese, gebürtig aus Berlin, lebt ebenfalls in Sydney. Als sie in die Essensausgabestelle für Obdachlose ging, ist sie Belle begegnet, über die sie das Theaterstück verfasst hat.“ Der Auftrag der Theaterleute sei ihrer Meinung nach, „Theater zu machen, das einen Sinn ergibt. Das nachdenklich macht“. <BR /><h3> Welche Realität wird auf der Bühne gezeigt?</h3><BR />Was bedeutet Obdachlosigkeit für eine Frau? „Es ist doppelt hart. Wir zeigen, wie diese Frau ihren Tag verbringt, wie sie verzweifelt ist, nur um sich eine Mahlzeit zu beschaffen, wie sehr sie auf ihre Dinge aufpassen muss, dass sie nicht gestohlen werden. 'Wo ist meine Tasche?', ist eine wiederkehrende Frage. Und die Kälte ist ein großes Thema“, meint die Hauptdarstellerin.<BR /><BR /><BR />In weiteren, mehreren Rollen ist die Südtiroler Schauspielerin und Autorin <b>Monica Trettel</b> zu sehen. Sie verkörpert regelrecht die Straße. „Meine Rolle ist es, die Stimmen, die Gerüche, die Stimmungen der Straße wiederzugeben, jenseits von Worten.“ Trettl selbst kümmert sich seit Jahren um Obdachlose und hat auch zwei, Christian und Frankie, bei sich zu Hause beherbergt. <BR /><BR /><BR />Die Welt, die sie umgebe, die Ausgegrenzten, das sind die Figuren, die sie im Theater zeigen wolle, sagte die Regisseurin <b>Tanya Denny.</b> Sie ist auch Sozialarbeiterin und arbeitet in Sydney mit Frauen mit Gewalterfahrungen und ohne Dach über dem Kopf. Frauen auf der Straße gehörten zu den schutzlosesten der Gesellschaft. „Man wählt nicht, obdachlos zu werden, Obdachlosigkeit ergibt sich oft aus einer Kette von Fügungen. Sehr häufig landen psychisch Kranke auf der Straße.“ Umso wichtiger sei es, das zu thematisieren, ist auch Vorstandsmitglied von „Theater im Hof“ und Kinderbuchautorin <b>Arabella von Gelmini</b> überzeugt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001032_image" /></div> <BR /><BR /><b>Paul Tschigg</b> vom Verein „housing first bozen EO“, der das Nachtquartier „dormizil“ für 25 obdachlose Menschen auf freiwilliger Basis in der Vintler Straße 9 führt, erklärte: „Kultur schafft Nachdenken und Solidarität, eröffnet Perspektiven und öffnet die Augen. In diesem Sinn gehören Kultur und Soziales zusammen beziehungsweise bedingen und ergänzen sie sich.“ <BR />Eva Bernhard<BR /><BR /><BR /><b>Premiere:</b> 7.3. <BR /><Fett>Termine:</Fett> 8., 12., 13., 14., 15.3., jeweils 20 Uhr, Theater im Hof, Obstmarkt 9 Bozen.<BR />Achtung: Im Theater gibt es ein Häuschen, eine Spendenbox für das „dormizil“. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />