Nach dem Tod der bekannten Schauspielerin, Telfer Theatermutter und herzerwärmenden Fernsehmama des „Bullen von Tölz“, stehen die Zeichen am Oberländer Theaterhimmel auf Neuanfang. Ein neues Team um Markus Völlenklee und Spielorte, welche die gesamte Marktgemeinde zur Bühne erheben, sind Garant für eine vielversprechende Weiterentwicklung dieser lebendigen Organisationsform der Volksschauspiele.Felix Mitterer, etablierter Dramatiker – für die Tiroler trotz seines internationalen Ruhmes nach wie vor „unser Mitterer“ – hat den Tirolern mit dem hinreißend originellen Stück „Mein bestes Jahr“ zum Gedenkjahr des Freiheitskampfes 1809 einen mit historischer Wahrheit und dichterischer Fiktion verwobenen Beitrag geschenkt. Und die Zuschauer haben sein „Ein-Mann-Wirtshausstück“ über das Telfer Original, einen „Wilden Hund“ namens Metzger Klaus, im Kranebitter-Stadl (Bühne Karl-Heinz Steck) mit flächendeckendem Applaus gefeiert.Unter der Regie von Christian Himmelbauer lässt Markus Plattner in der Rolle des „Metzger Klaus“ die historisch belegte, tollkühn-schräge Figur aus Telfs hell aufstrahlen. Er entzündet auch – jedenfalls verbal – mit seinen meisterhaft urigen Schilderungen vom Schlachtgetümmel 1809 (denen man glauben kann oder auch nicht!) beinah den Stadl selbst, mit Sicherheit aber die Herzen der Zuschauer. Der blutlebendige Text von Felix Mitterer (mit dokumentarischer Unterstützung des „Metzger Klaus“-Nachkommen Dr. Stefan Dietrich) serviert dem anwesenden Volk in unverfälschter Tiroler Mundart mit typisch „oberlandlerischen“ Einsprengseln und herzhaft derben Metzger Klaus´schen „Fachausdrücken“ die wüsten kriegerischen Aktionen und die Plünderungen, von denen erstaunlicherweise immer irgend etwas beim Klaus zum Handeln hängen bleibt: Pferde, Uhren oder Ringe. Er schildert die bayrischen und französischen „Falotten“, die er niedergemeuchelt haben will, Andreas Hofer und die Staudenvinschger , die kämpferischen Weiberleut´ wie zum Beispiel das gierige Frosch Annele ...... und vieles mehr. Alles zum Lachen, zum Schreien, zum Staunen und vielleicht auch manches doch zu glauben. So ganz glauben wir´s dem Klaus allerdings nicht, dass er mit seinen Mandern unter der Innbrücke durchgekraxelt ist und danach die Hauptstadt Tirols eingenommen hat. Auch die Tatsache, dass er ganz allein sein Telfs vor dem Abbrennen gerettet haben will, können wir dem „Wilden Hund“ bei aller Wildheit nicht so ganz abnehmen. Er passt halt überhaupt nicht so recht ins gängige Heldenschema, der Metzger Klaus. Aber eines glauben wir ihm ganz gewiss, nachdem wir ihm fast zwei Stunden im Stadl-Wirtshaus gebannt gelauscht haben: 1809 war das beste Jahr in seinem Leben! Helga ReichartDie Aufführungen sind bis zum 29. August zu sehen.